Die Wissenschaft der Logik, laut Brecht »eines der größten humoristischen Werke der Weltliteratur«, ist das dunkle Herz des Hegel´schen Systems. Während Hegel seit einiger Zeit mit seiner Rechtsphilosophie oder auch der Phänomenologie in die intellektuelle Debatte der Gegenwart zurückgekehrt ist, bleibt seine Logik ein ungelesenes Hauptwerk der Philosophiegeschichte. So wartet dieses schwer zu durchdringende, kolossale Werk in unseren Tagen immer noch auf eine öffnende Neulektüre jenseits der Fachwelt. Patrick Eiden-Offe hat sich dem Exerzitium unterworfen, die Logik jeden Morgen eine Stunde zu studieren, konsequent von Anfang bis Ende. Er hat mit und in dem Buch überraschende und berührende Erfahrungen gemacht, die bei der bloßen Aneignung durch die Sekundärliteratur entgehen. Dabei hat er einen Hegel entdeckt, dessen radikales Denken zu einer ganz eigenen, hermetischen Sprache drängt, die allenfalls noch mit der Hölderlins vergleich bar ist; einen Hegel, der der Sache selbst »auf den Grund gehen« will und dann bloß noch protokollieren kann, wie sie »zugrunde geht«. Und einen Hegel, dessen Philosophie Züge eines abgründigen Humors trägt. Das Lesen der Logik wird zu einem Selbstversuch, ebenso wie das Schreiben darüber. Am Ende erscheint Die Wissenschaft der Logik selbst als ein Essay, dem als Trostbuch der modernen Seele für unsere Tage unbedingte Aktualität zukommt.
Inhalt
I Ein Gespräch über Bäume.
Politik und Humor 11
II Mannesalter. Erfahrung 20
Hegel in Bayern 20
Nehmen Sie es persönlich! 23
Die Priester der Finsternis und der exoterische Kant 24
Kant-Krisen 27
Der esoterische Kant 28
Hypochondrie der Vernunft 31
Nehmen auch Sie es persönlich! 33
in Schöne Stellen. Ästhetik 37
IV Vier 44
Die Logik der Triaden 45
Triadische Sphären 48
Non-Triplizität 51
Komische Verdopplung 52
Die Logik des ausgeschlossenen Vierten 55
V Von der Bestimmung der Auflösung.
Dreischritt-Variationen 58
Katalog der Hegelschen Invarianten 58
Bestimmung!: Wie denke ich Etwas? 61
Auflösung I: Unendlich werden 66
Bestimmung der Auflösung I: Rückruf aus der Flucht 70
Bestimmung II: Vom Werden des Eins 73
Auflösung II: Gleichgültigkeit 76
Trost und Tirade 78
Bestimmung der Auflösung II: Ausdruck und Explikation 80
Auflösung der Auflösung: Das Unendliche begehren 84
VI Leer-Werden. Bericht vom Anfang 86
Wir irren des Nachts im Kreis 87
Es gibt: das Nichtanalysierbare 90
Die drei Sprünge des He-leh 93
Die Furie des Verschwindens 97
Prosa des Leerens 99
Aller Anfang ist namenlos 101
Kenosis 104
VII Verschwiegene Freunde:
Hegel und Hölderlin, Urtheil und Seyn 106
Hölderlins ursprüngliche Einsicht 107
Anders sprechen lernen 110
Der Witz an der Logik 112
Ungeschickt 116
VIII Urtheil und Seyn des Politischen 120
Fortbildung des Allgemeinen 120
Von der Allgemeinheit zum Universalismus 123
Maritza, 9.3.2020 128
IX Zerdehnt. Hegels Prosa 129
Ausdruck und Manifestation 130
Überfluss und Äquivokation 132
Teil, Grund und Schluss 134
Automaten 141
Verse ohne Umbruch: Hegels Prosa 142
X Das Absolute wissen oder
Das Wahre und das Gute 148
Wissen und Idee, absolut 149
Probleme der Einheit. Phänomenologie und Logik 150
Die zwei Enden der Logik 152
Die Idee muss praktisch werden. Vom Sollen 153
Inkohärenz und Unvollständigkeit des Seins 158
Das Vergessen der Aufhebung 159
Auflösung und Ablösung 162
XI Nature Writing 164
Nach-Schluss und Anschluss 165
Große und kleine Logik 168
Exkurs: Buch, nicht System 171
Ein Rätselwort 172
Warum »Natur«? Phänomenologie und Genealogie 179
Lenin mit Hölderlin 183
Blödigkeit 186
XII Freye Sonate 189
Dreimal Hegel: ein Spiel 190
Später mittlerer Hegel 193
Hegel als Erzähler 194
XIII Der Trost der Philosophie 200
Wait and see 200
Trost/Trust 201
Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll: sich einlassen ... 203
Anmerkungen 209
Literaturverzeichnis 243