Cover von Wittgensteins Wien wird in neuem Tab geöffnet

Wittgensteins Wien

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Janik, Allan; Toulmin, Stephen Edelston
Verfasser*innenangabe: Allan Janik ; Stephen Toulmin
Jahr: 1998
Verlag: Wien, Döcker
Mediengruppe: Buch
verfügbar

Exemplare

AktionZweigstelleStandorteStatusFristVorbestellungen
Vorbestellen Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a Standorte: PH.Q Wittgenstein / 3. Jani / College 3c - Philosophie / Regal 319 Status: Verfügbar Frist: Vorbestellungen: 0
Vorbestellen Zweigstelle: 20., Pappenheimg. 10-16 Standorte: PI.BF Wittge Status: Verfügbar Frist: Vorbestellungen: 0

Inhalt

Keine andere Periode der österreichischen Kulturgeschichte wird mit solchem publizistischem Eifer verfolgt und analysiert wie das Wiener Fin de Siécle. Am laufenden Band erscheinen Bücher über die große Zeit von Klimt und Schiele, von Loos, Schönberg, Schnitzler, Kraus, Freud und vielen anderen (heute) schillernden Namen. Daß in einem solchen Überangebot eine Neuausgabe von Allen Janiks und Stephen Toulmins "Wittgensteins Wien" ihren Platz behaupten kann, spricht für die Qualität des Buches. 1971 in amerikanischer Orginalfassung, 1983 in deutschsprachiger Erstausgabe erschienen, ist die Studie mittlerweile ein Klassiker der Kultur- und Philosophiegeschichte und dennoch - davon kann man sich in der im Döcker-Verlag erschienenen Neuausgabe überzeugen - kein alter Zopf. Nachlesen kann man hier den (seinerzeit durchaus neuartigen) Versuch, Ludwig Wittgensteins Philosophie im vielfältigen Diskursnetz der Künste und Wissenschaften der Wiener Jahrhundertwende zu verankern und den Autor damit von dem sogenannten Cambridge-Stempel zu befreien, der Wittgenstein in erster Linie als Logiker im Umkreis der englischen Philosophen Frege und Russel auszeichnete. Doch handelt es sich bei der Studie weder um eine Wittgenstein-Biographie noch um eine Darstellung seines philosphischen Werks; vielmehr wird ein vielschichtiges Kulturbild entworfen, in dessen Koordinatensystem die Figur und die spezifischen Fragestellungen Wittgensteins eingefügt werden. Die Autoren folgen in ihrer Argumentation u.a. G. W. Wright, dem Freund und Nachlaßverwalter Wittgensteins, der als wichtigste Tatsachen für das Verständnis des Philosophen nannte, daß dieser erstens ein Wiener und zweitens ein Ingenieur war. So etwas wie ein geistiger Bruder Ulrichs, des Helden aus Robert Musils "Mann ohne Eigenschaften". Als die im literarischen Umfeld zentrale Figur jener Zeit wird jedoch Karl Kraus hervorgehoben, dessen rigide Forderung nach künstlerischer Authentizität und Integrität auch für Wittgensteins Denken zu einer maßgeblichen Devise wurde. Die Darstellung der kulturellen Auseinandersetzungen im Jahrhundertwende-Wien liest sich wie ein Who is Who der österreichischen Geisteswelt - von Kraus zu Weininger und weiter zu Freud, Loos, Schönberg, Mahler und dem unerhörten Wunderkind Hofmannsthal, dessen in einem fiktiven Brief heraufbeschworene Sprachkrise zum maßgeblichen Schlagwort der Epoche werden sollte. Und auch hier war der Einfluß des Physikers und Philosphen Ernst Mach im Spiel, er wird neben Kraus als einer der ganz wichtigen Anreger der kulturellen und wissenschaftlichen Debatten seiner Zeit hervorgehoben. Ein eigenes Kapitel ist dem radikalen Sprachphilosophen Fritz Mauthner gewidmet, einem wichtigen Vordenker und Antipoden Wittgensteins, der später dort ansetzen sollte, wo Mauthner quasi verweigerte: Sprache ist bei Mauthner in letzter Konsequenz nur eine Abstraktion, ein Scheinwert (zur Erkenntnisgewinnung ungeeignet) - es gibt sie gar nicht. Janik und Toulmin verstehenes ausgezeichnet, äußerst komplexe Gedankengebäude und -bewegungen (wie die Mauthners oder auch von Mach, Kierkegaard, Schopenhauer, Boltzmann, Russell u.a.) in erhellenden Paraphrasen anschaulich zu machen und dies nicht nur für ausgesprochene Philosophie-Experten. Alle im Wien der Jahrhundertwende virulenten geistigen Auseinandersetzungen und ästhetischen Fragestellungen führten nach Ansicht der Autoren zu dem Problem einer allgemeinen Sprachkritik, die den Bereich und die Grenzen des Sagbaren bestimmen könnte. Das war die hochgelegte Latte, die Wittgenstein bei seinem Auftreten als Philosoph vorfand. Die Studie schließt mit einem Kommentar zum "Tractatus", der folgerichtig als "konzentrierter Ausdruck der geistigen und philosophischen Probleme der Wiener Kunst und Kultur vor 1918" gelesen wird.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Janik, Allan; Toulmin, Stephen Edelston
Verfasser*innenangabe: Allan Janik ; Stephen Toulmin
Jahr: 1998
Verlag: Wien, Döcker
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik PH.Q
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN: 3-85115-256-5
Beschreibung: Überarb. und autoris. dt. Fassung, 333 S.
Schlagwörter: Geistesgeschichte 1890-1918, Wien, Wittgenstein, Ludwig, Bienne, Bundeshauptstadt Wien, Bundesland Wien, Gemeinde Wien, K.K. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, Kaiserlich-Königliche Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, Land Wien, Reichsgau Wien, Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, Stadt Wien, Vena, Viena, Vienna, Vienna (Austriae), Vienne, Vin, Vindobona, Vinna, Wenia, Wien <Land>, Wittgenstein, ..., Wittgenstein, L., Wittgenstein, Ludvig, Wittgenstein, Ludwig J., Wittgenstein, Ludwig Josef Johann
Suche nach dieser Beteiligten Person
Fußnote: Aus dem Amerikan. übers.
Mediengruppe: Buch