Nie zuvor standen Ratings und Ratingagenturen derart im Fokus und in der Kritik der Öffentlichkeit wie in den vergangenen Monaten. Der Band ist ein soziologischer Erklärungsversuch der von Ratingagenturen mit verursachten und auf sie selbst zurückwirkenden Krisen und der politischen Aushandlungsprozesse rund um eine Regulierung der Agenturen im Nachgang dieser Krisen. (Verlagstext)
Pressestimmen:
"Spätestens seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 sind die Ratingagenturen endgültig in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt; die Kritik an ihnen befindet sich seitdem auf einem Höhepunkt. Bereits in der Asienkrise 1997 war ihnen vorgehalten worden, dass sie die Entwicklung in Asien zwar nicht rechtzeitig vorhergesehen hatten, dafür später aber umso härter bewerteten. Seit dieser Zeit hat es von Seiten der Politik immer wieder neue Regulierungsansätze gegeben, die helfen sollten, zukünftige Krisen zu verhindern – das bedeutet auch, dass sich die Ratingagenturen seitdem in einem institutionellen Wandel befinden. Dieser Wandlungsprozess steht im Mittelpunkt der Studie von Hiß und Nagel. Sie klären über die Rolle und Funktionen der Ratingagenturen auf, analysieren den Prozess des Ratings und stellen die Verfehlungen der Agenturen sowie Ansätze zu deren Regulierung dar. So erfährt man, dass neben harten Zahlen und Fakten auch qualitative Faktoren, wie „Marktposition“ (116) oder eine „starke Aufsicht und Kontrolle“ (118) Einfluss auf die Bewertung durch die Ratingagenturen haben. Auf diesem Fundament aufbauend werden die Phasen des institutionellen Wandels in den vergangenen 15 Jahren beschrieben. Dabei werden vor allem gesetzliche Regelungen untersucht. Es zeigt sich, dass auf exogene Schocks eine Phase der „Theorisierung“ (196) folgt, in der Reformvorschläge durch eine Vielzahl an Akteuren gemacht werden, die schließlich in gesetzliche Regelungen münden, die zu einem Änderungsprozess innerhalb der Agenturen führen. Angenehm bescheiden verzichten die Autoren auf Vorschläge und Patentlösungen. Vielmehr wird der institutionelle Wandel dargestellt, der sich aus kriseninduzierten Veränderungen ergibt. Zusammenfassend konstatieren die Autoren eine Abkehr von den unabhängigen Ratingagenturen hin zu festgelegten Standards, die eine Bewertung erleichtern. Den Autoren gelingt es, auch komplexe Sachverhalte einfach darzustellen. Die Studie eignet sich vor allem für Politikwissenschaftler mit dem Fokus auf Institutionen." (Quelle: Marko Jakob auf http://www.pw-portal.de)
/ AUS DEM INHALT: / / / Inhaltsverzeichnis
Vorwort 5
Abbildungsverzeichnis 15
1 Einleitung 17
2 Rating und Ratingagenturen - Eine erste Annäherung 26
2.1 Was versteht man unter Rating und was sind Ratingagenturen? 28
2.1.1 Kredit und Rating 28
2.1.2 Große und kleine Ratingagenturen 31
2.1.3 Bankinternes Rating und Ratingalternativen 36
2.1.4 Ratingergebnisse - Was kommt beim Rating heraus? 37
2.1.5 Geschäftsmodelle - Wer bezahlt die Ratingagenturen? 38
2.1.6 Solicited versus unsolicited Rating - Wer beauftragt ein
Rating? 40
2.1.7 Objekte des Ratings - Wer oder was wird bewertet? 41
2.1.8 Adressaten von Rating - Wem nutzt ein Rating? 42
2.1.9 Ratingmethoden - Wie bewerten Ratingagenturen? 42
2.1.10 Ratingkosten - Wie teuer ist ein Rating? 46
2.1.11 Ratinganalysten und Rating Advisor - Wer führt ein Rating
durch und wer bereitet die Unternehmen darauf vor? 47
2.1.12 Regulierung von Ratingagenturen - Direkt und indirekt 48
2.1.13 Exkurs - Das Rating von Nachhaltigkeit 50
2.1.13.1 Der nachhaltige Finanzmarkt - Ein allgemeiner
Überblick 51
2.1.13.2 Was versteht man unter SRI-Rating und was sind
SRI-Ratingagenturen? 54
2.1.13.3 Objekte des SRI-Ratings - Wer oder was wird
bewertet? 55
2.1.13.4 Ratingmethode und -ergebnisse - Wie bewerten
SRI-Ratingagenturen? 57
2.1.13.5 Geschäftsmodelle - Wer bezahlt die SRIRatingagenturen?
62
2.1.13.6 Regulierung - Wer kontrolliert die SRIRatingagenturen?
63
2.1.13.7 Ausblick - Integration von SRI-Rating in das
Kreditrating? 65
2.2 Wozu braucht man Ratingagenturen? Zur Rolle und Funktion von
Intermediären auf liberalisierten Finanzmärkten 66
2.3 Wie sind Ratingagenturen entstanden? Eine kurze Geschichte 73
2.3.1 Die Anfange vor über einhundert Jahren 74
2.3.2 Die Phase nach der Weltwirtschaftskrise 75
2.3.3 Nach Bretton Woods: Manifestierung durch Regulierung 76
2.3.4 Von der Jahrtausendwende bis heute: Skandale, Krisen und
Regulierungsversuche 79
2.4 Rating aus wissenschaftlicher Perspektive 81
3 Der Ratingprozess 86
3.1 Ratingarten 86
3.2 Beauftragte Unternehmensratings 88
3.2.1 Vorbereitungsphase 90
3.2.2 Analyse-und Bewertungsphase 91
3.2.3 Exkurs: Rating als Black Box 95
3.2.4 Kommunikationsphase 96
3.2.5 Wiederholungsphase 97
3.3 Nicht-beauftragte Unternehmensratings 99
3.4 Mittelstands-Ratings 100
3.5 Bankinterne Ratings 102
3.5.1 Basel II 103
3.5.2 Abhängigkeit und Interessenkonflikte 105
3.5.3 Zeithorizont und Informationsbasis 107
3.5.4 Massenproduktion 108
3.5.5 Scoring 110
3.5.6 Veröffentlichung und Adressaten 111
3.6 Ratingkriterien 113
3.6.1 Quantitative Kriterien 114
3.6.2 Qualitative Kriterien 116
3.7 Ratingurteile und deren Bedeutung 119
3.7.1 Ratingsymbole 120
10
3.7.2 Aussagekraft der Ratingurteile 121
3.7.2.1 Vergleichbarkeit 122
3.7.2.2 Konjunkturunabhängigkeit 123
3.7.2.3 Ausfallwahrscheinlichkeiten 124
3.7.3 Haftung für Ratingurteile 126
3.8 Funktionen eines Ratings 127
3.8.1 Finanzierungsfunktion 128
3.8.2 Informationsfunktion 129
3.8.3 Disziplinierungsfunktion 131
3.9 Adressaten von Ratingergebnissen 131
3.9.1 Primäre Adressaten 132
3.9.2 Sekundäre Adressaten 134
3.10 Rating von strukturierten Finanzprodukten 135
Von der Krise zur Regulierung: Institutioneller Wandel in der
Ratingbranche 140
4.1 Institutionen in den Sozialwissenschaften 145
4.1.1 Soziologischer Neoinstitutionalismus 149
4.1.1.1 Historische Ausgangspunkte 149
4.1.1.2 Organisationale Felder 151
4.1.1.3 Institutionen 152
4.1.2 Institutioneller Wandel 153
4.1.2.1 Arten institutionellen Wandels 153
4.1.2.2 Das Sechs-Stufen-Modell: Erklärung exogen
ausgelösten Wandels 155
4.2 Subprime-Krise als Ratingkrise 164
4.2.1 Wachstum des Subprime-Hypothekenmarktes 165
4.2.2 Die Rolle von Scoring und Kreditauskunfteien 167
4.2.3 Die Rolle von Rating und Ratingagenturen 170
4.3 Interessenkonflikte als Krisenursache 174
4.3.1 Interessenkonflikte - Ein begrifflich junges Phänomen 175
4.3.2 Das Wesen der Interessenkonflikte bei Intermediären 176
4.3.3 Systematisierung von Interessenkonflikten 181
4.3.4 Interessenkonflikte bei strukturierten Finanzprodukten 182
4.3.4.1 Interessenkonflikt durch Beratung 183
11
4.3.4.2 Interessenkonflikt durch das Bezahlmodell
issuer-pay 184
4.3.4.2.1 Warum die oligopolistische
Marktstruktur Interessenkonflikte
verschlimmert 185
4.3.4.2.2 Warum Reputation nicht hilft 188
4.3.4.2.3 Warum wohlwollende Ratings im
Interesse aller sind 190
4.3.4.2.4 Warum das subscriber-pay-
Bezahlmodell auch kein Allheilmittel
ist 191
4.4 Theorisierung - Akteure und Vorschläge in der
Regulierungsdebatte 196
4.4.1 Internationale/globale Akteure und deren Vorschläge 198
4.4.1.1 Internationale Organisation der
Wertpapieraufsichtsbehörden 199
4.4.1.1.1 Enron-Skandal und Erstellung eines
Kodexes 199
4.4.1.1.2 Subprime-Krise und die
Überarbeitung des Kodexes 201
4.4.1.2 Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und
Schwellenländer 205
4.4.1.3 Financial Stability Board 207
4.4.1.4 Basler Ausschuss für Bankenaufsicht 208
4.4.1.5 Committee on the Global Financial System 210
4.4.1.6 Internationale Organisation für Normierung 211
4.4.2 Nationale/regionale Akteure und deren Vorschläge 212
4.4.2.1 USA 212
4.4.2.2 Europäische Union - ESME und CESR 217
4.4.2.3 Europäische Union - EU-Kommission und de-
Larosière-Gruppe 225
4.4.2.4 Deutschland 229
4.4.3 Alternativen zur Regulierung 231
4.5 Von der Theorie zur Praxis - Resultate der Regulierungsdebatte 235
4.5.1 Veränderungen des IOSCO-Kodexes 238
4.5.2 Die neue Basel-Verordnung: Basel III 239
4.5.3 Veränderungen in den USA 240
4.5.4 Neue Ratingregulierung und Veränderungen in der
Ratingaufsicht in der EU 243
4.5.5 Zusammenfassung: Wandel der Institutionen 245
12
4.6 Am Ziel vorbei - Unintendierte Nebenfolgen der Regulierung 248
4.6.1 Mehr Wettbewerb 250
4.6.2 Mehr Transparenz 253
4.6.3 Abkehr vom Expertentum 257
4.7 Die aktuelle Krise - Länderratings 265
4.7.1 Länderratings in der Kritik 265
4.7.2 Eine europäische Ratingagentur - Die Lösung? 268