Dieses Buch betrachtet die Kluft zwischen ökologischem Bewusstsein und entsprechendem Verhalten aus einer anderen Perspektive. Dabei beschreitet die Autorin neue Wege im Verständnis des oft konstatierten Mind-Behavior-Gap. Unendlich viele Forschungsprojekte und ganze Dekaden von Bildungsanstrengungen sind diesem Phänomen nachgegangen und haben sich um seine Lösung bemüht. Bislang leider mit mäßigen Erfolgen, denn nach wie vor steigt der Ressourcenverbrauch parallel zum Umweltbewusstsein.
Auf Basis empirischer Befunde weist das vorliegende Buch nach, dass der Mind-Behavior-Gap viel besser als Mind-Perception-Gap zu verstehen ist. Dieser Ansatz zielt stärker auf kognitive Aspekte ab. Er ist als eine mentale Operation zu verstehen, die das eigene, keineswegs ökologische Handeln, mit dem Selbstanspruch ökologisch zu denken, in Einklang bringt. Und dabei rückt etwas Interessantes in den Blick: Insbesondere junge Menschen überschätzen das eigene Umweltverhalten, indem sie sich selbst ein hohes Umweltbewusstsein attestieren und mitunter höchst unökologisch handeln. Ältere Menschen hingegen verhalten sich oft ökologischer und unterschätzen hier das eigene Handeln.
/ AUS DEM INHALT: / / /
1 Einleitung 1
1.1 Der Mensch erscheint im Anthropozän 1
1.2 Theoretische Einordung der vorliegenden Untersuchung 3
1.2.1 Was bisher geschah - Forschungsstand Umweltbewusstsein 3
1.2.2 Was bisher noch nicht geschah - Forschungsbedarf 7
1.2.3 Was hier geschehen wird - Fragestellung und Vorgehensweise 8
2 Theorie 11
2.1 Aspekte des Selbstbildes: Person, Biographie, Generation 11
2.1.1 Selbst und Quellen der Selbstinformation 12
2.1.2 Selbstwahrnehmung und -Verzerrung 15
2.1.3 Biographie: erlebte und erzählte Lebensgeschichte 17
2.1.4 Generation und Kohorte 19
2.2 Umweltaspekte 21
2.2.1 Begriffspotpourri: Umwelt, Natur, Ökologie und Klimawandel 23
2.2.2 Kleine Umweltgeschichte Schweiz und Prognosen 26
2.2.3 Befunde zum individuellen Umweltverhalten im Alltag 29
2.2.4 Kognitive Aspekte umweltrelevanter Alltagspraxis 32
2.2.4.1 Referenzrahmen 32
2.2.4.2 Räumliche und zeitliche Aspekte 35
2.2.4.3 Komplexität 36
2.2.4.4 Sonstige Aspekte 38
2.3 Zusammenfassung Selbst- und Umweltaspekte 40
3 Untersuchungsdesign 44
3.1 Das umweltbiographische'lnterview 44
3.2 Interviewpartner 45
3.3 Durchführung und Interviewverläufe 46
3.4 Auswertung 47
3.4.1 Intrapersonale Ebene - individuelle Wahrnehmung innerhalb einer Biographie 48
3.4.2 Interpersonale Ebene - Biographien im Vergleich 49
3.4.3 Intergenerationelle Ebene - generationelle Dynamik und Zuschreibungen 50
Selbstinterpretation:
Neun exemplarische Falldarstellungen 51
4.1 Also wenn ich so in die Zukunft denke, dann merk' ich schon [...], dass so die Umwelt, die Natur, dass das schon so 'n zentrales Thema ist [...]. - Louise, 42 Jahre 51
4.2 Mir wachsen da keine [...] Kleeblätter irgendwie unter den Achseln, das ist nicht so. - Werner, 66 Jahre 58
4.3 Da hab ich einfach so ein bisschen [...] dieselbe Einstellung irgendwie wie meine Eltern, dass wir zwar ökologisch handeln, wo's uns nicht allzu stark einschränkt, aber dann doch eben [...] auch Ausnahmen machen halt. - Jakob, 26 Jahre 66
4.4 Ich bedauere den Klimawandel, aber ich fühl' mich nicht bedroht. - Hilde, 75 Jahre 74
4.5 Ich hab' mir vor [...] 20, 30 Jahren sehr um die Umwelt und die Tiere und um
die Natur Sorgen gemacht. Aber jetzt hör' ich das [...] seit 30 Jahren und ich kann's nicht mehr hören! - Monika, 48 Jahre 82
4.6 Ja, was die Umwelt anbelangt, bin ich schon bewusst zurückhaltend, in der Verletzung der Umwelt. Aber auch ich bin da sicher ein Mitsündiger. - Wilhelm, 75 Jahre 89
4.7 Jetzt denkt man sich eher, ja auf dieser Erde möchte mein Kind vielleicht noch leben und weitere Kinder - Sabrina, 29 Jahre 97
4.8 Ja auf jeden Fall gibt's Unterschiede [...], die werden sicherlich das ausbaden müssen, was wir angerichtet haben mit der Umwelt zum Beispiel. - Rafael, 26 Jahre 104
4.9 Aber ich denke auch, dass ich, [...] abgesehen vielleicht von der Flugreise, einen Beitrag dazu leiste, dass es nicht noch schlimmer wird, indem ich auf das Auto verzichte und eben ein bisschen bewusst einkaufe. Aber wahrscheinlich ist das ein kleiner Beitrag. - Andrea, 46 Jahre 109
4.10 Zusammenfassung 118
5 Muster der Umweltwahrnehmung - ein Fallvergleich 122
5.1 Ein Werkzeug namens Kategoriensystem 122
5.1.1 Kategorien erster Ordnung - qualitative Sozialforschung traditionell 123
5.1.2 Kategorien zweiter Ordnung - Darf's ein bisschen mehr sein? 123
5.2 Ergebnisse - unter besonderer Berücksichtigung der Alterskohorten 128
5.2.1 Kategorien erster Ordnung und Kohorten - empirisches Allerlei.... 128
5.2.2 Kategorien erster Ordnung und Kohorten - (k)eine Frage des Alters 134
5.3 Kluft zwischen Selbstdeutung und Umweltpraxis - Typologie der umweltrelevanten Selbstinterpretation 146
5.3.1 Der Objektive: Schuldgefühle und Umweltwissen 152
5.3.2 Der Überschätzer: jung, mobil und umweltbewusst 153
5.3.3 Der Ünterschätzer: unbewusst ökologisch, klimawandelkritisch .... 153
5.4 Zusammenfassung: selbstüberschätzender Junior trifft unterschätzenden Senior? 155
5.4.1 Allgemeine und altersspezifische Ergebnisse 155
5.4.2 Typenspezifische Ergebnisse 157
6 Dynamik einer generationellen Wahrnehmung - das Gruppeninterview 160
6.1 Thematischer Verlauf 162
6.2 Interpretation forschungsrelevanter Passagen 165
6.2.1 Passage: (intergenerationelle) Mobilität 166
6.2.2 Passage: (intergenerationelles) Umwelthandeln 176
6.3 Zusammenfassung und Verknüpfung 183
6.3.1 Generation Reise(-mobilität)? 183
6.3.2 . Generation Öko? 184
7 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse 187
7.1 Einzelfallanalysen 187
7.2 Vergleichende Inhaltsanalyse 190
7.3 Gruppendiskussion 199
7.4 Aspektorientierte Gesamtauswertung 202
8 Fazit und Ausblick 210
Bibliographie 212
Anhang I
A) Interviewleitfaden I
B) Fragebogen III
C) Vereinfachte Transkriptionssystematik VII
D) Kodierregeln IX
E) Codesystem - einschließlich Skalencodes X
F) Tabellen XVI