Wie geriet die historische Figur der „lesbischen Frau“ in die europäische Moderne – und wie nach Österreich? Mediziner des 19. Jahrhunderts definierten die weibliche Konträrsexuelle als eine Gestalt zwischen den Geschlechtern, deren Begehren körperlichen Vermessungen unterzogen werden müsse. Traditionale Freundinnen-Strukturen waren im Umbruch, und Frauenbewegungen verhandelten weibliche Subjektivität offensiv. Ab 1900 machten homosexuell markierte Frauen öffentlich, was sie selbst über sich dachten, und gestalteten in den 1920ern eine lesbische (Sub-)Kultur mit eigenen Medien und Codes.
Vielleicht war es aber auch ganz anders?
Dreißig Jahre nach Erscheinen der ersten umfassenden Arbeit zur Geschichte lesbischer Frauen im deutschsprachigen Raum – unter dem Titel Frauen und Freundinnen – unterzieht die Autorin ihren eigenen Text einem kritischen Re-Reading und präsentiert das Werk als Frauen* und Freund_innen neu.
Hanna Hacker, geboren in Wien, Soziologin und Historikerin, arbeitet im Bereich Cultural Studies und Postcolonial Studies in feministischer und queerer Perspektive. Sie hat zur Geschichte von Frauenbewegungen, zu Sexualitäten, Geschlechterdefinitionen, Critical Whiteness und Entwicklungskritik geforscht und publiziert.
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Inhalt
Vorbemerkung und Danksagung [2015] 8
Re-Reading: Frauen(*) und Freund(_)innen 10
Vorbemerkung und Danksagung [1987] 30
Zur Relektüre: Die Systematisierung der
konträren weiblichen Empfindsamkeit 33
1. Die Systematisierung der konträren
weiblichen Empfindsamkeit 40
1.1. Homophile Dialoge. Zur Funktionsweise
männerbündischer Kommunikation:
Sexualpathologie und Erste
Homosexuellenbewegung 44
1.2. Die Operationalisierung der
weiblichen Homosexualität 66
1.3. Strukturanalyse ausgewählter "Fall"-Texte 113
Resümee: Die Systematisierung der konträren
weiblichen Empfindsamkeit 143
Zur Relektüre: Bindungen zwischen Frauen 146
2. Bindungen zwischen Frauen 153
2.1. Die Dimension der "Traditionalität" 156
2.2. Frauenliebe und Frauenbewegung 187
2.3. "Passing" als Identität und Imagination 213
2.4. Exkurs: "Die Studentin" 227
2.5. Auf der Suche nach dem
homosexuellen Selbstverständnis 236
Resümee: Bindungen zwischen Frauen 252
Zur Relektüre: Weltkrieger - Kriegsbräute 265
3. Weltkrieger - Kriegsbräute 267
Zur Relektüre: Chiffriertes Selbstbewusstsein:
Kommunikationsnetze der lesbischen Kultur 281
4. Chiffriertes Selbstbewusstsein:
Kommunikationsnetze der
lesbischen Kultur 287
4.1. Sub- und gegenkulturelle Symbole und Codes 290
4.2. Österreichische Facetten in der
deutschsprachigen lesbischen Presse 323
4.3. Lesbischer Lebenszusammenhang?
Handlungen und Ereignisse 1918-1938 347
Resümee: Chiffriertes Selbstbewusstsein:
Kommunikationsnetze der lesbischen Kultur 393
Zur Relektüre: Außenräume - Frauen - Männer 396
5. Außenräume - Frauen - Männer 402
5.1. Das Erbe der Traditionalität 403
5.2. Frauenstaat und Mutterrecht. Zum
Selbstverständnis der Frauenbewegung nach 1918 413
5.3. Brüche und Kontinuitäten im homophilen Dialog 427
Resümee: Außenräume - Frauen - Männer.
Ausblick: Faschismen 442
Anmerkungen 444
Quellen- und Literaturverzeichnis 470
Abbildungsverzeichnis 501