Erst nachdem bekannt wurde, dass in Heimen und Privatschulen Misshandlungen an der Tagesordnung waren, dass Geistliche Kinder mit Stöcken schlugen – erst seitdem wird offen über die damals an Kindern verübte alltägliche Gewalt geredet. Fragen nach dem WARUM kommen auf: War es der Zeitgeist, der zu Watsch’n und einer Tracht Prügel verleitete? Hing es damit zusammen, dass die Väter traumatisiert aus dem Krieg zurückkehrten? Geschah dies alles in einer unsäglich brutalen Erziehungstradition? Mit einem Blick auf Gegenwart und Vergangenheit beschreibt dieses Buch, wie sich der Vertrauensbruch der Eltern auf die Biografie der Kinder ausgewirkt hat. Wie die demütigenden Schläge die Gefühle, den Alltag und die Beziehungen einer ganzen Generation bis heute beeinflussen. Und ob die einst geprügelten Kinder als spätere Erwachsene diesen Eltern verziehen oder mit ihnen brachen.
"Als Fachbuch über Gewalt in der Erziehung ist dies Buch wenig geeignet für Studierende der Pädagogik und Erziehungswissenschaften und der Sozialen Arbeit. Es ist ein sehr subjektiv geschriebenes Buch über Gewalt in der Erziehung in der Nachkriegszeit und insofern eine gute Einstiegslektüre für Ewiggestrige."
socialnet.de
AUS DEM INHALT
Was war der Anlass für dieses Buch und wovon handelt es? .. 13
I.Kapitel
KOMM DU MIR BLOSS NACH HAUSE 19
Bauklötze aus Brikett 20
Das Trotzköpfchen soll sich beruhigen 22
Glück gehabt 24
Hänschen klein und die weite Welt 26
Entweder sie oder ich 29
Detlevs Vater - überwiegend abwesend 30
Detlevs Mutter - erst die Arbeit und danach kein Vergnügen . 32
Die Einsamkeit nach der Tracht Prügel 34
Detlev schlägt zurück 35
Es geht auch anders 36
2. Kapitel
SELBSTHERRLICHE ELTERN, VERSCHRECKTE KINDER 39
Ordnung, Fleiß und keine Widerworte 40
Haben sie es wirklich nicht besser gewusst? 41
Gewaltlose Erziehung war die Ausnahme 42
Monika hat zwei Mütter - eine gute und eine böse 44
Du wirst doch sowieso heiraten 44
Alle hielten Monika für bekloppt 45
Kaltes Wasser auf toupierte Haare 47
Ein stillschweigendes Übereinkommen 48
Nirgendwo richtig sein, immer nicht passen 51
Monikas Mutter wird zur witzigen, liebevollen Oma 53
3. Kapitel
MIT ZUCKERBROT UND PEITSCHE 57
Einblick in die Schwarze Pädagogik 58
Der Liebling aller Regisseure 59
Ein Reformator mit gnadenlosen Parolen 60
Hört ihr die Kinder weinen? 63
Emile verkündete keine Wattepädagogik 67
Der Tod eines Kindes und ein aufsehenerregender Prozess . . . 68
Warum tat er das vor dem Chef? 71
Eine gewalttätige herrische Jugend muss her 73
Johanna Haarers Kampfansage an das Neugeborene 75
Erziehung nach Auschwitz 78
4. Kapitel
AUS DER NOT GEBOREN 83
Die Spuren der Nazis und des Krieges 84
Das Wunder von Bern 88
Die Altvorderen mit dem braunen Schandfleck 90
Die Kinder der Täter 92
Der Kinderschutzbund - eine erste öffentliche Reaktion 95
5. Kapitel
FLASHBACKS UND IHRE VORGESCHICHTE 97
Das Geräusch eines schnalzenden Ledergürtels 98
Die fürsorgliche Mutter schmiert Schulbrote 99
Es gab weder Frischluft noch Freiheit 101
6. Kapitel
LITERATUR ALS VENTIL 107
Aufschreiben, Rausschreien, Kundtun 108
Das verborgene Wort 110
Thom, die Fantasiegestalt -
Tilman, der aus dem wirklichen Leben 111
Stippvisite in einer Idylle 112
Die Mutter geht - und lässt fünf Kinder zurück 114
Vorsorglich verabreichte Schläge 117
Die böse Stiefmutter entsprach ganz dem Klischee 119
Fluchgebete auf den despotischen Vater 120
Ein Kirchenaustritt als gezielte Provokation 122
Ausgerechnet der "missratene" Sohn ist erfolgreich 124
An einer Aufarbeitung war Tilman Röhrig nie interessiert. 125
Thoms Bericht und die Folgen 128
7. Kapitel
WARUM, WIESO, WESHALB? 131
Schläge aus Liebe und Fürsorglichkeit 132
Stubenarrest und Sprachlosigkeit 135
Der eiserne Vorhang lüftet sich 137
Beschämen und Verhöhnen 138
Theresia fühlt sich immer an allem schuld 141
Ihr stand niemand zur Seite 142
Noch heute dominiert die Mutter 143
8. Kapitel
PERSIANER, NIERENTISCH UND KALTE ENTE 147
Ein Tischgespräch über Petticoat und Rock'n Roll 148
Trümmerkinder und Wohnungsnot 150
Halbstarke 152
Der Fernseher als Nachbarschaftstreff 152
Russische Eier und Toast Hawai 153
Schundhefte und Teppichfransen 154
Ein "Kaninchenstall" als Statussymbol 156
Separate Klos für Flüchtlingskinder 158
Krokodillederne Handtaschen und Persianermäntel 160
Wenn Väterchen vom Krieg erzählt 161
Das tut man nicht! Das gehört sich nicht! 162
Backpfeifen versus Stubenarrest 163
Es gibt auch eine andere Betrachtungsweise 165
Kinder hatten sich nicht zu mucksen 166
9. Kapitel
GEPULLERT WIRD IM KOLLEKTIV 169
Wenig Revolutionäres aus dem sozialistischen Nachbarland.. 170
Erziehung auf revolutionärem Einheitskurs 171
Nur ja nicht aus dem Rahmen fallen! 176
Andersartigkeit wurde abgelehnt 179
10. Kapitel
VOM LEHRER GIBT ES TATZEN 183
Lineale, langgezogene Ohren und ausgestreckte Kinderhände 184
Der Lehrer droht mit dem Stock in der Hand 186
Eltern kümmerte es nicht, wenn Lehrer Tatzen verteilten 189
Prügelnde Lehrer gibt es auf der ganzen Welt 191
11. Kapitel
HEIMKINDER WAREN "EIN NICHTS UND EIN NIEMAND" 193
Eine überraschende Entschuldigung 194
260 Euro monatlich für ein zerstörtes Leben 198
Die Mauer des Schweigens hält dicht 200
Rau und demütigend ging es zu 201
Die Diagnose der Nazi-Ärzte blieb an ihm hängen 203
12. Kapitel
ILKA BLEIBT DIE LUFTWEG 205
Hier ist Krach 206
Ilkas Traum von Armut und Harmonie 207
Das ständige Gefühl, überflüssig zu sein 208
Sie weigerte sich, die gleiche Luft wie ihr Vater zu atmen .. 209
Ilkas ausgetüfteltes Überlebenstraining 210
Kein Mensch nahm sie ernst, niemand reagierte auf
ihre Klagen 211
Sie fühlte sich geliebt - trotz alledem 212
So einfach geht das nicht mit dem Verabschieden 213
Noch immer triezt ihr Vater sie 214
13. Kapitel
TISCHRUNDE IM BREGENZER WALD/
ENDRUNDE NACH MITTERNACHT 217
14. Kapitel
EINE GENERATION BEGEHRT AUF GEGEN MUFF UND MIEF 223
Nun reicht es 224
Die glorifizierte Freiheit von Summerhill 226
Der unbeholfene Umgang mit der neuen Freiheit 228
War das Disziplinierung zur Disziplinlosigkeit? 232
Alter Wein in neuen Schläuchen? 233
15. Kapitel
WO BLEIBT DAS GESCHLAGENE KIND MIT SEINER WUT? 237
Hätte ich den Klumpen doch nie geboren 238
Hinter manchem Terroristen steckt ein um Aufmerksamkeit
flehendes Kind 240
Nicht jeder der geprügelt wurde, schlägt zurück.
Doch wer zurückschlägt, wurde meist als Kind geprügelt 241
Schläge machen dumm 242
Die Wut frisst an einem selbst 244
Die dunklen Seiten des Lebens 247
16. Kapitel
WIRD HEUTE NOCH GESCHLAGEN? 249
Eine Schmerz verursachende Güte 250
Super-Nanny und Eltern-Magazine 252
Der Vater eines Spitzenkochs teilte satt aus 254
Der Trend geht weg vom Knüppel hin zum Gespräch 254
Du musst ein Mann sein - Relikte aus alter Zeit 255
Noch ist es nicht vorbei 258
17. Kapitel
DIE JUSTIZ SCHLUG KRÄFTIG MIT 261
Nachtrag: Simon spricht mit mir 273
Ich danke 276
Anmerkungen 277
Literatur zum Thema 282