"Was sollte ein Kind in seinen ersten 7 Lebensjahren erfahren haben, können, wissen?" D. Elschenbroich, Kindheitsforscherin am Deutschen Jugendinstitut in München, berichtet von einem groß angelegten, 1996 - 1999 durchgeführten Projekt, in dessen Rahmen Menschen aller Alterstufen, Milieus und Bildungshintergründe sich mit dieser Frage auseinander setzten. Es zeigt sich: "Eia und Popeia ist nicht genug" (so die Überschrift einer Rezension von Susanne Mayer in der "Zeit" 11/01). Klein- und Vorschulkinder sind "hochtourige Lerner", deren Wissensdurst und Entdeckungsdrang befriedigt werden will, weit mehr als hierzulande üblich. Abgedruckt sind Wunschlisten, was man sich für den Wissens- und Erfahrungsschatz 7-Jähriger vorstellen könnte. Ein "Bildungskanon für die frühen Jahre" zeichnet sich ab: offen, zur Fortschreibung animierend, herausfordernd. Der Text schließt mit Anregungen der Verfasserin ("Bildungsminiaturen") und dem Ausblick auf Modelle der Früherziehung in anderen Ländern. / / Die Kindheit nicht verschulen! -- Diese Forderung veränderte in den letzten Jahren die Kindergärten und bereicherte sie durch Rückzugsecken mit Klangmulden, Duftkojen und Hängematten. Doch wo bleiben Schreibecken und Werkbänke, fragt sich Donata Elschenbroich, die am Deutschen Jugendinstitut auf dem Gebiet der international vergleichenden Kindheitsfoschung arbeitet. Denn gerade in den ersten Lebensjahren ist der Entdeckerdrang und die Begeisterung fürs Lernen besonders ausgeprägt."Um uns in der Welt schrittweise einquartieren zu können, sind wir darauf angewiesen, dass man sie uns zeigt", schreibt die Autorin in ihrem Buch Weltwissen Siebenjähriger. Doch was sollen Eltern ihren Kindern in den ersten Lebensjahren vermitteln, mit was sollen sie in Berührung kommen? Diese Frage stellte Donata Elschenbroich zwischen 1996 und 1999 Menschen jeden Alters, aller Schichten und Bildungshintergründe: "die eigene Anwesenheit als positiven Beitrag erleben, einen Schneemann bauen, in einer anderen Familie übernachten" sind nur einige Erfahrungen, die Siebenjährige der Umfrage zufolge gemacht haben sollten."Wissen, das sind ebenso Erinnerungsspuren des Kindes, Routinen, Zweifel, offene Fragen, intelligentes Raten. Auch entscheiden zu können: das interessiert mich jetzt nicht. Wissen heißt nicht, über etwas viel reden, sondern etwas tun können", erklärt die Autorin. So geht sie in ihrem Buch auch auf das Kind als Lebens-Unternehmer ein, als Forscher, Sammler, Erfinder und wirft einen Blick auf beispielhafte Initiativen in anderen Ländern. / / Das Buch bietet keine Patentrezepte oder Checklisten, welches Wissen Kindern vermittelt werden sollte. "Im Kind die Kraft zu bestärken, sein eigener Lehrer zu sein, darum geht es", so die Autorin. Donata Elschenbroich gibt daher Anregungen, das Kind bestmöglich zu fördern und ihm wichtige Erfahrungen nahe zu bringen -- Inspirationen für Eltern, die sich gezielter mit der frühkindlichen Erfahrungswelt beschäftigen möchten. --Gabriele Hilchenbach / / Perlentaucher.deBuchnotiz zu: Die Zeit, 08.03.2001 / Susanne Mayer würde dieses Buch am liebsten in jedem dieser Entbindungsstation-Tütchen mit "Penaten-Pröbchen" etc. sehen, die Eltern nach der Geburt eines Kindes überreicht werden - auch wenn sie einräumt, dass der Band auch Skandal-Potenzial in sich birgt. Denn dieses Buch beschreibt, so Mayer, einen Kanon. Einen Kanon für Siebenjährige? Zunächst zeigt sich Mayer erstaunt darüber, was kleine Kinder nach Elschenbroichs Ansicht alles schon einmal getan haben sollten: Etwa ein Lied in einer fremden Sprache kennen, etwas repariert haben, vier Vogelstimmen unterscheiden können oder ein Selbstporträt gemalt haben. Doch Mayer ist erleichtert, dass es der Autorin nicht um das schematische Erfüllen dieses Kanons geht, sondern um mehr: Um das Fördern der ohnehin überschäumenden kindlichen Entdeckerfreude, die nicht durch tristes Vorsichhinspielen in "Ermattung, Enttäuschung, Resignation" kippen darf. Aufschlussreich findet Mayer dabei auch den Vergleich mit anderen Länder, etwa Japan, Italien oder Ungarn, wo kleine Kinder sehr viel mehr musikalische oder künstlerische Angebote auf sehr hohem - und dabei kreativem - Niveau nutzen können. Darüber hinaus kommen, wie Mayer lobend anmerkt, in diesem Band verschiedene Personen zu Wort, die familiär oder beruflich mit Kleinkindern zu tun haben und ihre Ansichten zum Bildungshunger der Kleinen und seiner Erfüllung beitragen. Insgesamt geht es nach Mayer jedoch in diesem Buch nicht um belehrende Ratschläge, sondern - wie sie lobend anmerkt - um ein "Fragen, vortasten, (.) den Horizont umkreisen". / / © Perlentaucher Kurzbeschreibung / Was sollte ein Kind in seinen ersten sieben Lebensjahren erfahren haben, können, wissen? Womit sollte es zumindest in Berührung gekommen sein? Donata Elschenbroich hat über Jahre in einer großangelegten Studie Menschen aller Schichten, jeden Alters und verschiedenster Bildungshintergründe befragt. Ausgangs- und Zielpunkt der vielstimmigen Recherche: eine Wunschliste für "Weltwissen", die lebenspraktische, soziale, motorische Fähigkeiten und Erfahrungen ebenso umgreift wie kognitive und ästhetische Angebote. Nicht um einen Lernzielkatalog, eine Checkliste abzuprüfender Fähigkeiten geht es hier, wohl aber um ein Panorama von Bildungserlebnissen, die wir Erwachsenen - Eltern, Erzieher, Nachbarn, Politiker - Kindern in den frühen Jahren schulden. Donata Elschenbroich bietet eine Fülle von Anregungen, wie sich Weltwissen im Alltag für und mit unseren Kindern entwickeln lässt - ein Spiel mit offenem Ende, dessen Gewinner wir alle sind. / / Über den Autor / Donata Elschenbroich studierte Literaturwissenschaft und Musik in München und London und promovierte 1977 mit einer Arbeit zur Kulturgeschichte der Kindheit. Am Deutschen Jugendinstitut arbeitet sie auf dem Gebiet der international vergleichenden Kindheitsforschung und publizierte insbesondere zu Kindheit und Erziehung in Japan. Daneben produzierte sie zusammen mit dem Dokumentarfilmer Otto Schweitzer mehrere Filme zum Thema Bildung in frühen Jahren. Donata Elschenbroich hat drei erwachsene Kinder und lebt in Frankfurt a.M.Inhalt / / I Welt-Bildung 7 / Die Eltern n / Schleusen der Kultur 14 / Bildungsauftrag 15 / Weltwissen: Die Recherche 19 / Eine erste Liste 22 / Ein Panorama nach 150 Gesprächen 28 / Kanon-Bildung }} / Ein Kanon des Weltwissens: der Orbis Sensualium Pictus / von Comenius 34 / Ein Orbis im 21. Jahrhundert 43 / Das Wissen des Weltwissens 45 / / II Je mehr man von der Welt weiß, / umso interessanter wird sie / Gespräche mit Fachleuten aller Art 51 / Ein Bildungskanon für die frühen Jahre? 58 / Kinder als Lebens-Unternehmer 68 / Aus mehreren Quellen leben können 69 / Lebens-Erwartung und ihre Wurzeln in der Kindheit 71 / Gewinnen wollen und verlieren können 75 / Das Kinderparlament 77 / Kinder als Forscher, Sammler, Erfinder 80 / Wenn ich ans Erfinden geh, bin ich wieder ein Kind 84 / Sach-kundig 90 / "Nichts" gibt es nicht! Chemie im Vorschulalter 98 / Sehen und tun: Die Kinder-Akademie Fulda 106 / Computerschulen für Kinder 115 / Wie entsteht Gott im Kind? Religions-Bildung 119 / "Das Kreuzzeichen machen können" 120 / Die Entstehung Gottes im Kind 121 / Kinder haben unsere Gemeinde verändert 123 / Den Kindern in Deutschland fehlt. 131 / Selma sollte sich ein Spiel ausdenken müssen 133 / Die Kinder in Deutschland haben kein general knowledge 138 / "Strahlende Intelligenz" im Vorschulalter. / Und wie geht es weiter? 142 / Ich bin der einzige Siebenjährige in unserer Familie 143 / Sie will allen Dingen auf den Grund gehen 147 / Wie ging es weiter ? 1^1 / / III Bildungsminiaturen 157 / Das Ich-als-Kind-Buch 159 / Die Dinge 163 / Weltverbesserer 167 / Heimweh in Teneriffa 170 / Fensterplatz 174 / Aufgeräumt 177 / Weniger war mehr 181 / Geburt 185 / Nochmal! 191 / Die Apfelsine 194 / Waldtag 197 / Schrift und Zeichen 200 / Die Stille als Teil der Musik 210 / Meine Hand 215 / / IV Kindheit und Pädagogik der frühen Kindheit / in anderen Ländern 221 / USA 223 / England 229 / Japan 236 / Ungarn 242 / / Nachwort: Das Kind erfinden 247 / Dank 250 / Anmerkungen 251 / Literatur 255