Bildung wird heute weithin als Zukunfts-Ressource verstanden und Pädagogik als eine Wissenschaft, die den Bildungsstand messen und seine Entwicklungsmöglichkeiten prognostizieren und optimieren könne. Vergessen scheint, dass sich der Siegeszug moderner Pädagogik einer utopischen Kraft verdankt und ihr spezifischer Realismus darin besteht, das Unmögliche anzustreben.
Im vorliegenden Band werden die durch diese Konstellationen bedingten Herausforderungen aufgenommen und gezeigt, dass das von der Pädagogik thematisierte "Unmögliche" gerade nicht als Gegenteil oder Negation des Möglichen zu verstehen ist, sondern als eine andere Möglichkeit des Möglichen. Ausdrücklich gegen die Hegemonie des aktuellen funktionalistischen und empiristischen Verständnisses von Pädagogik gewendet wird damit ein Ausweg aus der gegenwärtigen Theoriekrise gesucht, die sich in einem Nicht-Denken und Verschwinden des Pädagogischen manifestiert. In diesem Sinne verstehen sich die Beiträge auch nicht nur als kritisch-dekonstruktive Diagnosen, sondern auch als theoriepolitische Interventionen.
INHALTSVERZEICHNIS
I. Einleitung 7
1. Pädagogik - eine Wissenschaft des Unmöglichen? 9
II. Kontingenz, Ungewissheit und Nichtwissen 43
2. Pädagogik in Zeiten der Ungewissheit. Denken und Handeln
unter Kontingenzbedingungen 45
3. Grenzen pädagogischen Wissens und der praktische Wert
des Nichtwissens in der Pädagogik 77
4. Lehren und Bildung. Anmerkungen zum Unwissen
in der Lehre und zu einem "unmöglichen Beruf" 95
III. Unbestimmtheit und Unvorhersehbarkeit
der Zukunft 117
5. Zwischen Utopie und Pragmatismus. Zum Status
und Wandel pädagogischer Zukunftsvorstellungen 119
6. Bildungsruinen in der Wissensgesellschaft. Anmerkungen
zum Diskurs über die Zukunft der Bildung 135
7. Subjektsein morgen: Das Selbst als Phantom 151
IV. Grundlose Bedingungen:
Alterität - Autorität - Medialität 177
8. Grundloses Vertrauen und die Verletzlichkeit des Anderen 179
9. Autorität als Bedingung und Gefährdung von Entwicklungs-,
Erziehungs- und Bildungsprozessen 195
10. Vom individuellen Allgemeinen zur mediatisierten
Singularität. Sprache als Bildungsmedium bei
Humboldt und Derrida 213
V. Grenzerosion und Zwischenreich:
Traum - Wahn - Wissen 239
11. Der Traum von einer zwanglosen Erziehung und einer
aggressionsfreien Gesellschaft 241
12. Wahnhaftes Wissen und gewusster Wahn
im pädagogischen Diskurs 259
13. Bildung und Wahn. Konfigurationen von Wissen
und Wahn in Bildungsprozessen 289
VI. Aporetische Verhältnisse: 315
Pädagogik - Ethik - Politik
14. Ethik der Differenz und Gerechtigkeit. Zur pädagogischen
Relevanz der Philosophie von Emmanuel Levinas 317
15. Ethik des Antlitzes und Politik der Sichtbarkeit.
Zur Ambivalenz des Bilderverbots 343
16. Die Agonalität des Demokratischen und die Aporetik
der Bildung. Zwölf Thesen zum Verhältnis zwischen
Politik und Pädagogik 359
VII. Heterologische Grenzwissenschaft des
Nicht-Darstellbaren 375
17. Pädagogik als Kulturwissenschaft.
Programmatische Überlegungen zum Status der
Allgemeinen Erziehungswissenschaft 377
18. Unmögliche Empirie oder Empirie des Unmöglichen?
Zum Status des Undarstellbaren in der empirischen
Bildungsforschung 391
19. Vergessen wir nicht-den Anderen!
Anmerkungen zur Konjunktur des Diskurses
über Heterogenität in der Pädagogik 431
Textnachweise 453