Verlagstext:
Die Frage der Verfügbarkeit über Grund und Boden ist eine der Kernfragen gesellschaftlicher Entwicklung. Jahrtausendelang wurde Land als kollektiv zu nutzendes Gut begriffen, so wie es für Luft und - bedingt - für Wasser bis heute in weiten Teilen der Welt der Fall ist.
In "Land und Freiheit" versammelt der Herausgeber die wichtigsten Debatten zu den Nutzungsrechten von Grund und Boden, wie sie vor allem seit dem Ende des 15. Jahrhunderts geführt wurden und bis heute werden. Wie aktuell das Thema ist, zeigt ein Blick nach Afrika, wo mittels "Land Grabbing" in gewisser Weise jene Enteignungen von kollektiven Rechten wiederholt werden, die an der Wende zum 16. Jahrhundert Grund und Boden in Westeuropa privatisierten.
Den Anfang machte England, wo sich bereits im 15. Jahrhundert erste Ansätze zur Auflösung der Allmende (englisch: Commons) zeigten. In der Folge setzte sich der Trend der privaten Aneignung des ursprünglich gemeinwirtschaftlich genutzten Landes rasant fort. 200 Jahre später basierte der "amerikanische Traum" auf der Kommodifizierung von Grund und Boden. Die Phase der Entfeudalisierung in Europa verbreiterte dann das Eigentumsrecht auf gesellschaftliche Milieus, die bis dahin grundherrschaftlich abhängig waren. Harte Ablösebedingungen zur Mitte der 19. Jahrhunderts und eine rasche Kapitalisierung der Landwirtschaft im 20. Jahrhundert führten in der Folge zu Konzentrationsprozessen beim Eigentum an Grund und Boden.
Die Ernährungskrise der Jahre 2007/08 hat die Bodenfrage erneut ins Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit gerückt. Die explodierenden Preise bei Grundnahrungsmitteln lösten in Ländern wie Tunesien, Ägypten, Haiti und anderswo blutige Unruhen aus. Mit der zunehmenden Unterwerfung der "freien Natur" unter kapitalistische Organisationsformen wird der Zugang zu den natürlichen Ressourcen immer weiter versperrt.
/ AUS DEM INHALT: / / / Gerhard Senft
Das Bodeneigentum - Problemgeschichte und Theorieentwicklung
IDie Anfänge der modernen Bodenreform
in Großbritannien und in den USA
Einführung
Thomas Spence
Das Gemeineigentum am Boden
William Ogilvie
Das Recht auf Grundeigentum
Thomas Paine
Agrarische Gerechtigkeit
IIDie französischen Physiokraten
Einführung
Anne Robert Jacques Turgot
Betrachtungen über die Bildung und die Verteilung des Reichtums
Franqois Quesnay
Allgemeine Grundsätze der wirtschaftlichen Regierung eines
Ackerbau treibenden Reiches
IIIDie klassische Schule der Nationalökonomie
Einführung
Adam Smith
Die Grundrente
David Ricardo
Grundrente und Grundsteuer
John Stuart Mill
Allgemeine Grundsätze der Besteuerung
IVSozialismus an Grund und Boden
Einfuhrung
Pierre-Joseph Proudhon
Das Eigentum ist unmöglich, weil es von nichts etwas verlangt
Friedrich Engels
Zur Wohnungsfrage
Karl Marx
Über die Nationalisierung des Grund und Bodens
Silvio Gesell
Die Abschaffung der Privatgrundrente durch die Bodenreform
VLiberale Orientierungsversuche in der Grundeigentumsfrage
Einführung
Julius Faucher
Englische Tagesfragen
Hermann Heinrich Gossen
Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs
Leon Walras
Der Boden ist aufgrund des natürlichen Rechts Eigentum des Staates
VINeophysiokraten und Bodenreformer
an der Schwelle zum 20Jahrhundert
Einführung
Alfred Rüssel Wallace
Die Nationalisierung von Grund und Boden
Henry George
Wie gleiche Rechte auf den Boden
beansprucht und gesichert werden können
Michael Flürscheim
Der Grund und Boden
VIISiedlerbewegung und Bodenreform
Einführung
Leo Tolstoi
Die Sklaverei unserer Zeit
Gustav Landauer
Die Siedlung
Theodor Hertzka
Musterstatut für eine Wirtschafitsassoziation
Otto Neurath
Österreichs Baugilde und ihre Entstehung
VIIIDie Schumpeter-Oppenheimer-Kontroverse
Einführung
Franz Oppenheimer
Das BodenmonopolZu Joseph Schumpeters "Das Grundprinzip der
Verteilungslehre"
Joseph Schumpeter
Das BodenmonopolEine Entgegnung auf DrOppenheimers Artikel
Franz Oppenheimer
Fortsetzung der Diskussion mit ProfSchumpeter
IXDer Kampf um Grund und Boden heute
Einführung
Konrad Berghuber
Allmenden als Eigentumsform zwischen Markt und Staat
Grundzüge der Theorie Elinor Ostroms
Amelie Lanier
Das Bodeneigentum als Grundlage allen Privateigentums
Johannes Jäger
Die aktuelle politökonomische Bodenrentendiskussion
für den städtischen Kontext
Dirk Lohr
Vom Aschenputtel zur attraktiven Braut: Das kommunale Erbbaurecht /