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"Die vielfältigen kulturellen und wissenschaftlichen Anfänge modernen Denkens im Wien der Jahrhundertwende wären ohne eine - im wesentlichen liberale - Publizistik nicht denkbar gewesen, die diesen Neuansätzen mit Neugier und mit Skepsis gegenüber gestanden ist. Zum kreativen Milieu Wiens um 1900 haben die Zeitungen jener Zeit viel beigetragen, die Namen Austerlitz, Bahr, Chiavacci, Hanslick, Herzl, Hevesi, Pötzl, Salten sind bis heute nicht ganz verblaßt. Dem legendären Nachruhm der Zeitungen steht wenig konkretes Wissen über sie gegenüber. Obwohl sie wahrscheinlich die wichtigste Quelle für die Mentalitätsgeschichte der Zeit sind, kommen sie in der Erforschung der Wiener Jahrhundertwende kaum vor - auch deshalb, weil sie sich einer Analyse durch eine einzige wissenschaftliche Disziplin entziehen. Die vorliegende Publikation faßt Ergebnisse eines bisher einmaligen interdisziplinären Forschungsgespräches über die Wiener Zeitungen der Jahrhundertwende zusammen, in dem es weniger um theoretische Erörterungen der Rolle der Tagespresse ging als um so konkrete Informationen wie die wirtschaftlichen Grundlagen der Blätter, bestimmte Journalistinnen und Journalisten, bestimmte Textsorten (Leitartikel, Annoncen, Feuilleton), die Rezeption der Zeitungen durch die Schriftsteller. Dieser Band ist ein Plädoyer für eine stärkere Beachtung der Wiener Presse und füllt, auch durch ein Verzeichnis aller zwischen 1890 und 1910 erschienenen Tagesblätter und durch die Vorstellung wichtiger Hilfsmittel der Forschung, wenigstens einige Lücken in unseren mangelhaften Kenntnissen. Historiker, Publizistikhistoriker, Sprachwissenschaftler, Literaturwissenschaftler, Kunsthistoriker erhellen in insgesamt 16 Studien einzelne Aspekte des Beitrags der Tagespresse zur Wiener Kultur um 1900." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Sigurd Paul Scheichl, Wolfgang Duchkowitsch: Einleitung (11-20); Wolfgang Duchkowitsch: Verstellte oder hellsichtige Blicke? Zeitungskunde und Zeitungskultur (21-58);Fritz Fellner: Die Zeitung als historische Quelle (59-73); Edith Walter: Ökonomische Bedingungen der Wiener Presse um 1900 (74-87); Anhang: Die österreichischen Tageszeitungen um 1900 (88); Lorelies Ortner: Der Stil der Anzeigen in der Wiener Presse um 1900 (90-122); Sigurd Paul Scheichl: "Im großen Styl der Kaiserlichen Redeweise". Beobachtungen zu Form und Stil der Leitartikel Moriz Benedikts in der "Neuen Freien Presse" (123-143); Anhang: Ein Leitartikel aus der "Neuen Freien Presse" 10. April 1900 (144); Arno Maierbrugger: Das "historische" Zeitungs-Feuilleton. Forschungsprobleme aus der Sicht der Kommunikationsgeschichte (148-156); Monika Kollmann: Essayistinnen und Feuilletonistinnen der Wiener Jahrhundertwende. Eine Forschungslücke (157-168); Ilona Sarmany-Parsons: Auftakt zur Moderne. Kunstkritik der Wiener Tagespresse 1894 (169-184); Christine Adriaenssen: Die 'antimodernistische' Tätigkeit Max Nordaus (185-196); Peter Lisching: Hugo Wittmann. Prosopographie eines eingewienerten Schwaben pariserischer Prägung (197-210); Hannes Haase: Eduard Pötzl - Korrekturen am Klischee (211-227); Ulrike Lang: Die Wiener Literaten und die Zeitungen (228-240); Ladislaus Lang: Die Österreichische Zeitschriftendatenbank an der Österreichischen Nationalbibliothek (241-253); Eckart Früh: Das Tagblatt-Archiv (254-256); Eckart Früh: Jugend in Wien um 1900 (257-267); Hermann Sagl: Wiener Tageszeitungen 1890-1914 (268-275).