Die fünfzigjährige Erfahrung als Psychotherapeut - insbesondere psychotischer Patienten, die ihn weltweit in Fachkreisen berühmt gemacht hat - ist der Fundus, den Gaetano Benedetti in diesem Buch für ein tieferes klinisches Verständnis von Trauminhalten einschließt. Aber er ist auch fast ebensolang Lehranalytiker, und darum kann er aus einem gleichfalls weiten Erfahrungshorizont von Träumen Gesunder schöpfen. Als Drittes kann er die Bedeutung von Therapeutenträumen während der Behandlung psychisch Kranker erschließen. 'Die Botschaft der Träume' ist damit das umfassendste und bestfundierte Werk über die Träume des Menschen in den verschiedenen psychischen Zuständen, eine Anthropologie des Traums. Benedetti erfüllt einen integrativen Anspruch in der Traumforschung.Er und seine Mitarbeiter untersuchen den Traum, seine Mitteilungen an den Träumenden und an den Therapeuten, seine diagnostische und therapeutische Verwertbarkeit vor dem Hintergrund der tiefenpsychologischen Lehren Freuds, Jungs und Adlers, der existenzanalytischen Theorien und der Hypnotherapie. Träume, so hat Benedetti erkannt, sind 'doppelgesichtig'. Die Traumsprache teilt sich in Polaritäten mit; jedes einzelne Bild, jedes Symbol erhellt verschiedene, ja gegensätzliche Seiten der Wahrheit. Dadurch kann es zu einer wesentlichen Ergänzung des wachen, bewußten Denkens werden. Träume haben nicht nur einen wichtigen Anteil am Erleben des Menschen, sie sind oft auch der lebendigere. Dr. med. Gaetano Benedetti ist em. Professor für Psychoanalyse und Psychotherapie an der Universität Basel. Er ist Mitbegründer des Mailänder Instituts für Psychotherapie, Lehranalytiker und Ehrenmitglied der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft und Fellow der American Academy of Psychoanalysis.
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
GAETANO BENEDETTI
Vom Sinn und Doppelsinn der Träume
Einleitung ................................................ 11
Warum träumen wir? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Über die Psychologie menschlicher Träume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Die zwei Gesichter der Träume und ihrer Symbole . . . . . . . . . . . . . . 17
Die funktionalen Gegensatzpaare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1. Wunscherfüllung versus Selbstentfaltung ................ 22
2. Objektstufe versus Subjektstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
3. Memorisierung versus Aktualisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
4. Verhüllung versus Offenbarung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
5. Imagination versus Symbolisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
6. Verdichtung versus Aufspaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
7. Kausalität versus Finalität ............................ 57
8. Wiederholungszwang versus Bewältigungsversuch . . . . . . . . 64
9. Archetypische versus biographische Botschaft . . . . . . . . . . . . 66
10. Immanenz versus Transzendenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
11. Realtraum versus Symboltraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
12. Individualtraum versus Kulturtraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
Die inhaltlich-symbolischen Gegensatzpaare . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
l. Tod versus Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
2. Selbstentfremdung versus Selbstfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
3. Das Übergangssubjekt und seine Antinomien . . . . . . . . . . . . . [11
4. Regression versus Progression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
5. Negative versus positive Übertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
6. Symbiose versus Separation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
7. Ablehnung versus Annahme des Patienten . . . . . . . . . . . . . . . 145
8. Hilflosigkeit versus (Aggressions-)Hilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
9. Zwang versus Freiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
10. Kreatürlichkeit versus Ich-Idealität ..................... 167
11. Erstarrung versus Gefühlswärme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
12. Auflehnung versus Versöhnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
Schlußwort ............................................... 182
ELFRIEDE NEUBUHR
Begegnungen mit den eigenen Träumen
Vorbemerkung ............................................ 185
Der gestohlene Traum ....................................... 186
Der rückgespiegelte Traum ................................... 188
Das »erlösende« therapeutische Wort ........................... 189
Traumgefühle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192
Das stereotype Traumelement ................................. 195
Die »spätzündende« Deutung eines Traumes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
Die Begegnung mit dem Selbst ............................... 198
Der » große« Traum oder der lndividuationstraum . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
Der abermals betrachtete Traum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
Traumgestalten als Symbol der seelischen Krankheit . . . . . . . . . . . . . . 204
Traumsymbole als verbildlichte Krankheitssymptome . . . . . . . . . . . . . 207
Der Traum vom kranken Ich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
Einige Schlußbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211
MAURIZIO PECIOCIA
Der Traum in der Psychotherapie der Schizophrenie
Vorbemerkung ............................................ 21 3
Der Traum und die grafisch-bildnerische Kommunikation
zwischen Patient und Therapeut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
Der Traum des Therapeuten als Möglichkeit des Zugangs `
zur Welt des psychotischen Patienten ......................... 221
Stellenwert des Patiententraums innerhalb der Einzel-
und der Gruppenpsychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
Schlußfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231
J. PHILIP ZINDEL
Träume und Hypnose
Einführung ............................................... 233
Klarstellungen und Definitionen ............................. 234
Hypnose und Schlaf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
Beziehungen zwischen hypnotischen Bildern und Traum . . . . . . . . . 236
l. Der hypnotische Traum ............................... 236
2. Der Tagtraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
3. Der Wachtraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
4. Das Erinnerungsbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
5. Die Phantasie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240
6. Der Schlaftraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240
Sind hypnotische Bilder wirklich »Träume«? .................. 241
l. Mitbeteiligung des Bewußten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
2. Die Präsenz des Therapeuten in den Bildern . . . . . . . . . . . . . . 243
Schlußfolgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
Die Praxis des hypnotischen Traums: Der Patient in Hypnose . . . . . 245
Die Hypnose und ihre Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
Träume in der Hypnose hervorrufen ......................... 246
Umgang mit den hypnotischen Traumbildern während der Hypnose 247
Kommunikationsmöglichkeiten während des hypnotischen Traums . 249
Nachträglicher Umgang mit den hypnotischen Traumbildern . . . . . . 250
Das Deuten ............................................. 251
Die Methode der aktiven Introjektion des Therapeuten
in den hypnotischen Traum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252
Hypnoseinduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252
Traum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
Der symbolisierte Therapeut bringt sich ein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
Identifikation des Therapeuten mit dem Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
Aktionsweisen des introjizierten Therapeuten .................. 256
Abschluß der Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
Bemerkungen zum allgemeinen Verlauf und
theoretische Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
l. Anwendungsform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
2. Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
3. Vorgehen bei negativer Übertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
4. Wirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
5. Indikationen und Kontraindikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265
6. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
Therapeutische Faktoren der Hypnose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
l . Die Nähe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
2. Die Übertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
3. Die Plastizität ...................................... 272
4. Der Einbezug des Körpers, die Ganzheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 272
Therapeutische Faktoren des hypnotischen Traums . . . . . . . . . . . . . . 273
l. Das Spezi¿sche an den hypnotischen Traumbildem . . . . . . . . 273
2. Die Symbolisierung und die Dissoziation ................. 275
3. Die »Zähmung« des Traums, der freie Zugang zur Innenwelt 276
Spezielle therapeutische Faktoren bei der aktiven Introjektion ..... 277
l. Die Introjektion ..................................... 277
2. Dualisierung ....................................... 278
3. Das Übergangssubkjet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278
4. Die Freiheit, den Therapeuten darzustellen . . . . . . . . . . . . . . . 280
Ein¿uß auf den Schlaftraum durch die Hypnose . . . . . . . . . . . . . . . . 281
Suggestion von Träumen .................................. 281
Wieder¿nden eines Schlaftraums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282
Weiterführung des Nachttraums in Hypnose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
Die Praxis des hypnotischen Traums: Der Therapeut
ist in (Selbst-)Hypnose ..................................... 284
Der (selbst-)hypnotische Traum des Therapeuten . . . . . . . . . . . . . . . 285
Der hypnotisch induzierte Schlaftraum des Therapeuten . . . . . . . . . . 286
Abschließende Bemerkungen ................................ 287
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291