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"Maschinengewehre hinter der Front"

zur Geschichte der deutschen Militärpsychiatrie
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Riedesser, Peter; Verderber, Axel
Verfasser*innenangabe: Peter Riedesser ; Axel Verderber
Jahr: 1996
Verlag: Frankfurt am Main, Fischer-Taschenbuch-Verl.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

"Die unbegreifliche Härte vieler deutscher psychiatrischer Gutachter gegenüber den jüdischen Holocaust-Überlebenden verliert etwas von ihrer antisemitischen Singularität, wenn man das Beurteilungssystem und die Krankheitslehre der Militärpsychiater im Ersten und Zweiten Weltkrieg betrachtet. Da ist zunächst einmal die weitgehende Identifizierung mit dem autoritären Kaiserreich und seinen Kriegszielen wie mit der vom Führer wiederaufgerichteten Größe der deutschen Volksgemeinschaft. Der Krieg, auch wenn er erst im Stadium der stillen Vorbereitung ist wie bei der Gründung der "Militärärztlichen Akademie" (1934), stellt den absoluten "völkischen Ernstfall" dar. Folglich kehrt sich die ärztliche Solidarität mit dem Patienten um, wenn er durch eine der vielen Formen von Kriegsneurosen den individuellen wie den kollektiven Wehrwillen schwächt. Der Weg ist nicht weit vom Kranken zum Volksschädling, Drückeberger und Simulanten, der mit den härtesten Mitteln wieder zur Fronttauglichkeit gebracht werden muß. Peter Riedesser, Psychoanalytiker und Ordinarius für Kinderpsychiatrie in Hamburg, und der Psychologe Axel Verderber zeigen anhand umfangreicher Studien der Literatur, aber auch von Gutachten und Schriftverkehr zwischen Psychiatern und militärischen Stellen, in welchem Ausmaß sie einen "unerbittlichen Kampf" führten, um den Kriegsneurosen jeden Anschein einer Krankheit zu nehmen, sie vielmehr als "psychopathische Störungen" in die Verantwortung des einzelnen und seiner Willenskraft zurückzuverlegen. Und um diese fehlende Willenskraft zu stützen und sie nicht zu einem Infektionsherd innerhalb der Truppe wie der Heimat werden zu lassen, erfanden sie Behandlungsmethoden von enormer Grausamkeit, um den Soldaten, die von Schütteln, Blindheit, Lähmung, Taubheit und vielen anderen Formen der Störung befallen waren, die "Fahnenflucht in die Feigheit" durch den der Front nahezu ebenbürtigen Schrecken des Sonderlazaretts auszutreiben. ... Zwei Weltkriege und die mit ihnen verbundene Verlagerung von traumatischen Neurosen in die Charakterschwäche oder Psychopathie der Opfer, ein langes Training also von Desolidarisierung mit dem Individuum und der Vergötzung von Staatszielen und darwinistischem Überlebenskampf, hatten schließlich auch Verfolgung und Konzentrationslager zu Ereignissen gemacht, die nur eine ohnehin vorhandene Labilität verstärkten und Rente wie Entschädigung weitgehend ausschlossen. Das Buch ist eine solide begründete Anklageschrift, deren Gewicht sich dadurch erhöht, daß die meisten der Wortführer nach 1945 ihre Lehrstühle behielten und sich zum Teil sogar "geheimen Widerstand" selbst bestätigten oder bestätigen ließen. TILMANN MOSER

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Riedesser, Peter; Verderber, Axel
Verfasser*innenangabe: Peter Riedesser ; Axel Verderber
Jahr: 1996
Verlag: Frankfurt am Main, Fischer-Taschenbuch-Verl.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik NK.HMG
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ISBN: 3-596-10876-4
Beschreibung: 246 S. : Ill.
Schlagwörter: Deutschland, Geschichte 1914-1945, Militärpsychiatrie, BRD <1990->, Deutsche Länder, Deutsches Reich, Deutschland <Bundesrepublik, 1990->, Deutschland <Gebiet unter Alliierter Besatzung>, Heiliges römisches Reich deutscher Nation, Römisch-Deutsches Reich, Sacrum Romanum Imperium
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Mediengruppe: Buch