Der Band gibt eine Einführung in die Sagenforschung, die zunächst vorwiegend philologisch arbeitete und sich zunehmend kulturanthropologischen und sozialrelevanten Fragestellungen und Methoden zuwendet.
Leander Petzoldt führt in Geschichte und Entwicklung der Sagenforschung im deutschsprachigen Raum von den Anfängen in der Romantik bis zur Gegenwart ein. Dabei geht der Autor im europäischen Rahmen vergleichend auf die wesentlichen theoretischen und methodischen Ansätze zur Erforschung der Volkssage ein und arbeitet ihren kulturgeschichtlichen Hintergrund heraus. Wesentliche Probleme der Gattungstypologie, der so genannten Einfachen Formen, der Performanz- und Kontextforschung, des Verhältnisses von Schriftlichkeit und Mündlichkeit werden entsprechend ihrer Relevanz für die Sagenforschung behandelt.
Ein Kapitel beschäftigt sich mit den inhaltlich bestimmten Sagenkategorien und geht im Zusammenhang mit dämonologischen und historischen Sagen auf die Motivik der Sagenüberlieferung ein. (Verlagstext)
AUS DEM INHALT:
Inhalt
Vorwort
A. Zur Vorgeschichte der Sagenforschung
I. Die romantische Theorie der Naturpoesie
II. Die frühen Sagensammlungen
III. Die Brüder Grimm und ihre Deutschen Sagen
B. Probleme der Gattungstypologie
Zur Definition der Sage
C. Zur Anthropologie der Sage
I. Die mythologische Schule
II. Elementargedanke, Archetyp und Polygenese
III. Die animistisch-naturmagische Theorie
IV. Sage und Erlebnis
V. Die Lehre vom "gesunkenen Kulturgut"
D. Form, Stil und Struktur der Sage (Morphologie)
I. Orale und literale Tradition
1. Der interkulturelle Vergleich
2. Die vorliterarische Tradition
3. Die Oral-poetry-Forschung
4. Gedächtniskultur und Erzählkultur
5. Erzählertypen
II. Die sogenannten ¿Einfachen Formen¿
1. Begriffsbestimmung und Geschichte
2. Die Einfachen Formen ¿Sage¿ und ¿Memorabile¿
3. Kritik und neue Ansätze
III. Epische Gesetze und Strukturelemente der Volksdichtung
1. Axel Olrik und die ¿Finnische Schule¿
2. Die epischen Grundgesetze
3. Zur Kritik der Methode
4. Die Modelle von Vladimir L. Propp und Max Lüthi
IV. Typologische Und determinierende Konzepte
1. Thema, Typhus und Motiv
2. Definitionsversuche
E. Zur Motivik der Sage
I. Die inhaltliche bestimmten Sagenkategorien
1. Dämonologische Sagen
a. Der dämonisierte Mensch
b. Dämonische und übernatürliche Wesen
c. Die Toten und die Untoten
d. ätiologische (Ursprungs- und Erklärungs-)Sagen
2. Historische Sagen
a. Der Vorgang der Mythisierung
b. Quellenlage
c. Gestalten der historischen Sage
d. Darstellung sozialer Verhältnisse
e. Das historische Ereignis in der Sage
3. Moderne Sagenbildung und Alltagserzählungen
II. Modell einer traditionspsychologisch orientierten Systematik
1. Die vorchristliche Sagenschicht
2. Die christliche Sagenschicht
a. Milieudominanz des bäuerlichen Bereichs
b. Milieudominanz des feudal-genealogischen Bereichs
c. Milieudominanz des urbanen Bereichs
d. Milieudominanz des alpinen Bereichs
e. Milieudominanz des maritimen Bereichs
f. Milieudominanz des Montanbereichs
g. Zusammenfassung
F. Interdisziplinäre Ansätze zur Interpretation der Sage
I. Sage und Literatur
II. Psychologische und parapsychologische Sagendeutung
III. Kulturhistorische Sagendeutung
IV. Zur Funktion der Sage
Anhang
Verzeichnis der Abkürzungen
Bibliografie
Erklärung der Fachtermini
Namen- und Sachregister