Vor 2000 Jahren stellte der griechische Philosoph Epiktet lapidar fest: "Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern ihre Urteile und Meinungen über sie". Wie viel Wahrheit in Epiktets Behauptung steckt, arbeitet der Wissenschaftsjournalist Martin Urban in seinem jüngsten Buch heraus. Urban leitet aus den neuesten Ergebnissen der Gehirnforschung die Einsicht ab, dass das menschliche Gehirn außerstande ist, die Wirklichkeit in ihrer Unmittelbarkeit zu erfassen. Weil die Rohdaten, die ihm die Sinnesorgane zuführen, wenig aussagen, kann es nicht umhin, sie in Bilder zu verwandeln und mit ihrer Hilfe die Welt zu interpretieren. Urban zeigt im Einzelnen, warum diese Bilder mehr oder weniger willkürliche Konstruktionen sind, die oft dazu neigen, ein Eigenleben zu entwickeln. Und er zeigt darüber hinaus, welche negativen Auswirkungen es hat, wenn sie zu Ideologien erstarren und in Religion und Politik als Machtinstrumente eingesetzt werden. Urban gelingt es, leicht verständlich darzustellen, welche Folgen es hat, dass die Welt sozial konstruiert wird. (2 S)
/ AUS DEM INHALT: / / /
Einleitung n
I. Wir schaffen uns eine Welt im Kopf
Die Kunst, Absichten zu erkennen 17 o Die Weisheit des
Epiktet 21 o Sprachbilder 23 o Kunst entsteht im Kopf 24
Das Bedürfnis nach Kitsch 27 o Echte und falsche Erinnerungen
29 o Beschränkte Weltbilder 33 o Auf der Suche nach
dem Sinn im Unsinn 34 o Die Erfindung des Vierecks 36
Descartes, die Fliege und die Koordination 40 o Sonnengott
gegen Mondgöttin 43
II. Logik des Aberglaubens
Die Zweiteilung der Welt 51 o Grenzspuk und Kinderspiel 52
Augen-Blicke 54 o Heilige Knochen 57 o Heiliges Blut 61
Heiliges Wasser 63 o Heiliges Holz 64 o Von Horoskopen
und Außerirdischen 67 o Die kosmische Dimension des
Fußballspiels 69 o Kurz-Schlüsse 71 o Der Erbsenzähler
von Brunn und seine Schüler 73
III. Die ganze Welt ist eine Bühne
Nomen est omen 79 o Alles Theater 85 o Wie man sein
Leben zurecht erzählt 89 o Helden 92 o Buhlen um Aufmerksamkeit
95 o Was man von sich und anderen hält 97
IV. Die Kraft der inneren Bilder
Freudsche Versprecher und andere Peinlichkeiten 103
Da fehlen die Worte 105 o Die Kunst, sich innere Bilder
zu machen 108 o Körperbilder in o Die Hand des toten
Mannes 116 o Das Menschenbild der östlichen Medizin 119
Das Menschenbild der westlichen Medizin 122 o Unverhoffte
Genesung 125 o Das Bild vom Tod 127
V. Geistige und geistliche Weltbilder
Was ist Wahrheit ? 133 o Herzerfüllende Bilder 134
Ursprünge des Neuen Testaments 135 o Das Bild von Tod
und Auferstehung 139 o Der Interpret Paulus 143
VI. Bilder als Machtinstrumente der Kirche
Die Aufklärung nicht zur Kenntnis nehmen 149
Die Bibel als Grundbuch 153 o Und drei mach gleich 155
Taufe und High-tech 159 o Die Himmelskönigin 160
Von Hexen und der Scheußlichkeit des Zeugungsaktes 163
Der Teufel und das Böse 168 o Deus ex Machina und
die Frommen 171 o Höllenangst und Ablasshandel 172
Von Zeit zu Zeit sterben die Götter 178 o Die Angst
der Protestanten vor Albert Schweitzer 180 o Die Angst
des Vatikans vor Hans Küng 181 o Gerd Lüdemann und
die Angst vor der Vergangenheit 183 o Eugen Drewermann
und die Angst vor Entblößung 185
VII. Magie der Medien
Ein Bild als Waffe 189 o Bilderstürmer gegen Kultbilder 191
Worte als Waffen 194 o Worte gegen Bilder 196 o Ein Bild
macht sich selbständig 198 o Markennamen als Trivialmythen
200 o Kultur der Inszenierungen 202
VIII. Bemühungen, die Welt zu durchschauen
Der Mangel an Vorstellungsvermögen 205 o Kopf-Geburten 206
Der freie Wille 207 o Warum wir nach dem Warum fragen 210
Wie das Bewusstsein in die Welt kam 213 o Der Pygmalion-
Effekt 214 o Das Komplementaritätsprinzip 217 o Die Relativitätstheorie
219 o Die Unschärferelation 220 o Die Sprache ist
ein Gefängnis 224 o Die Erfindung der Null 227
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Anhang 233