Georges Bataille (* 10. September 1897 in Billom, Puy-de-Dôme; † 9. Juli 1962 in Paris) war ein französischer Schriftsteller und Philosoph. Er galt als Vertreter des Surrealismus. Bataille veröffentlichte Poesie, Prosa, Studien zu aktuellen Themen, Artikel in Zeitschriften und theoretische Arbeiten – vor allem in Ökonomie. Er gründete die Zeitschrift Critique, heute Revue Critique. Sein theoretisches Werk berührte Politik und Ökonomie, Soziologie, Anthropologie, Sexualität, Kunstgeschichte, Philosophie und Atheologie. Bataille arbeitete als Archivar und Bibliothekar. Batailles Werk lässt sich nicht klassifizieren, weil es sich mit den vorhandenen philosophischen Begriffen nicht fassen lässt. Er bemühte sich kenntnisreich um einen von der üblichen Philosophie radikal verschiedenen und umfassenden Denkansatz, der sich nur schrittweise erschließt. Manche ziehen es daher vor, ihn nicht Philosoph, sondern Schriftsteller oder Denker zu nennen. Bei Leo Schestov hat er philosophische Grundkenntnisse, u. a. über Platon, erworben. Er hat lebenslang philosophische Texte gelesen: marxistische Texte, Texte über Anthropologie, Ethnologie und Soziologie. Er hat sechs Jahre lang an den berühmten Hegelvorlesungen von Kojève in Paris teilgenommen. Anfangs wurde Bataille nur als „Mystiker der Ausschweifung“ und Autor sadomasochistischer Erzählungen wahrgenommen. Vertreter der strukturalistischen und poststrukturalistischen Philosophie kamen wegen der Vielfalt an Themen, die in Batailles Werk auftauchten, zu anderen Einschätzungen. In seiner systematischen Hauptschrift Der verfemte Teil (1937) hatte Bataille geschrieben, dass er „eine methodische Beschreibung aller Aspekte des Lebens“ geben wolle. Die vorhandenen wissenschaftlichen Erklärungen und Beschreibungen waren dafür unzureichend. Er entwickelte eigene Vorstellungen. Seine Ideen zu einer weitreichenden Theorie über das Zusammenwirken rationaler und irrationaler Kräfte in der Welt, waren in seinem Jahrhundert einmalig. Einvernehmlich geht man davon aus, dass Batailles Denken mitten aus seinem Leben entstanden ist. Bataille wurde stark von Hegel, Sigmund Freud, Karl Marx, Marcel Mauss, Marquis de Sade und Friedrich Nietzsche, aber auch von Alexandre Kojève beeinflusst. Er ist Autor eines vielfältigen Werks: Vorlesungen, Gedichte, Essays über zahllose Themen wie die Mystik, die Grenzen der Ökonomie, über Poesie, Philosophie, Kunst, Erotismus und Tod. Bataille interessiert sich für das Opfer, die Transgression (Grenzüberschreitung, die eine innere Erfahrung evoziert) und die Verschwendung, den Rausch, die Tabu- und Grenzbereiche menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns. Das erotische Handeln zeigt in unserer christlich geprägten Kultur ganz bestimmte Merkmale. Die damit verbundenen, gemeinsam geteilten Einstellungen tragen –neben anderen –dazu bei, dass ein homogener Charakter entsteht, der Menschen Sicherheit und Orientierung gibt. Alles was diesen kulturellen Charakter zerstört, wird abgelehnt, abgetrennt, moralisch verurteilt. Die Rezeption der Schriften Batailles ist kontrovers, aber sie werden immer interessierter zur Kenntnis genommen. Habermas meinte, Batailles Allgemeine Ökonomie weise Merkmale auf, die sie als ‚metaphysisches Weltbild im schlechten Sinne‘ erscheinen lassen. Weitere Schwierigkeiten verbinden sich mit Batailles Sprache und seiner nur ihm zugänglichen Lebenserfahrung. Schon Sartre, dessen Existentialismus Bataille als ‚überholte Philosophie‘ ablehnte, hatte damit Probleme. Er bezeichnete Bataille als Mystiker. In seinen Texten, so Sartre, finden sich „glitschige Sätze, von denen wir plötzlich ins Unaussprechliche stürzen.“ Ferner hielt er die Vermischung von Theorie und existentieller Erfahrung ungeeignet für eine politische Philosophie. Breton hatte im Zuge des Konfliktes um die von ihm verlangte Unterstützung der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) von Bataille das Bild eines perversen Bibliothekars gezeichnet. Batailles schriftstellerische Intentionen seien im Übrigen bedeutungslos, da dieser nicht im Gefängnis gesessen habe, sondern lediglich in Bibliotheken, fügte er an. Erst die Rezeption durch Foucault und Derrida hat für eine positive Veränderung gesorgt. Foucaults Lösung von der durch die universitäre Philosophie vermittelte Übermacht des Denkens Hegels einerseits und der existenzialistischen Phänomenologie Sartres andererseits sowie seine Aufforderung, ‚anders zu denken, als man denkt‘, wird als Erbe von Bataille angesehen. Derrida hat seine einflussreichsten frühen Arbeiten als angewandte Lektüren Batailles bezeichnet. Ebenso hat der neue poststrukturalistische Textbegriff Anknüpfungen bei Bataille, so wie er von Barthes, Kristeva und Sollers verwendet wird. Baudrillard befasste sich aus kulturphilosophischer Sicht mit Bataille und setzte sich dann kritisch von Bataille ab. Lacans Rückkehr zu Freud und u. a. seine Idee des ‚Realen‘ sind dem Kontakt mit Bataille zuzuschreiben. Levinas ließ sich von Bataille zu seiner ‚neuen Anthropologie‘ inspirieren. Maffesoli stimmte Batailles Idee der Verausgabung aus soziologischer Sicht grundsätzlich zu. Für die wissenschaftliche Rezeption stehen Bergfleth und Mattheus im deutschen Sprachraum, im französischen Surya und Hollier, im italienischen Galletti und im englischen Kendall. - Ein Mann reift, rückt von Weitem oder Nahem an den Tod heran. Es scheint ihm schwer, dem Grab kampflos ein Wesen zu überlassen, das nichts begriffen hat, das die Erde durchwandert wie im Traum, wie eine sinnlose Phantasie, der es letztlich an Phantasie fehlt. Er kämpft verzweifelt in der Hoffnung, nicht zu erliegen. Angstvoll befragt er so die letzten Möglichkeiten: die Ekstase, die Chance, das Lachen. Mit Mühe und Not, erschöpft, erklimmt er schwindelerregende Abhänge. Auf dem Gipfel angelangt, bemerkt er, dass jene Möglichkeiten sind, was sie eben sind. - Le Coupable, Paris 1944
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2002
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Das Halleluja
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3-88221-298-5
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302 S.
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Buch