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Kalkül und Leidenschaft

Poetik des ökonomischen Menschen
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Vogl, Joseph
Verfasser*innenangabe: Joseph Vogl
Jahr: 2004
Verlag: Zürich [u.a.], Diaphanes-Verl.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Unter der Vielzahl ›neuer Menschen‹, die das anthropologische Experimentierfeld der Moderne hervorgebracht hat, hat einzig der ökonomische Mensch überlebt – Grund genug, diesen Typus, seine Herkunft und seine Konjunktur zum Gegenstand einer historischen Analyse zu machen. So geht es in dem vorliegenden Buch zunächst um jene Juristen, Projektemacher, Schriftsteller, Moralisten und Philosophen, die unter dem Titel einer ›politischen Ökonomie‹ seit dem Ende des 17. Jahrhunderts diverse Erkenntnisse über den Menschenverkehr, über Reichtum und Wohlstand, über politische Regierung und soziale Gesetzmäßigkeiten zu einer neuen Wissensform versammelt haben. Mit ihnen ist ein neues und erfolgreiches Regierungswissen aufgetreten, ein Wissen darüber, wie man Menschen und Dinge, ihre Verhältnisse und Begegnungen steuert und moderiert. Allerdings steht schon hier die Konstruktion eines anthropologischen Charakters im Mittelpunkt, dessen Lieben und Lüste, Neigungen und Passionen bewusst oder unbewusst das System der ökonomischen Werte beliefern. Das ist nicht zuletzt die Stunde der Literatur. Denn auf Theaterbühnen und im Roman findet dieser ökonomische Mensch nicht bloß einen exemplarischen Darstellungsraum. Vielmehr arbeiten Romanliteratur und Theater seit der Aufklärung selbst an einer ›Poetik des ökonomischen Menschen‹, sie arbeiten daran, diesem neuen Menschenschlag eine konzise Gestalt, ein Bild und eine vorbildliche Wirksamkeit zu verleihen. Von Lillos London Merchant über Lessing bis zu Goethes Faust, von Schnabels Felsenburg über Gellert und Wieland bis hin zu Hardenbergs Ofterdingen reicht eine Linie, an der entlang man Glück und Unglück, Formen und Wandlungen des ökonomischen Menschen episch wie dramatisch überprüfen kann: seine Schicksale und Begierden, seine Reden, seine Verwicklungen und seinen symbolischen Tausch. Joseph Vogls Studie untersucht die weitläufigen Austauschverhältnisse zwischen Ökonomie, politischer Theorie, Anthropologie und Literatur bzw. Ästhetik und schlägt einen Bogen vom Barock über die Aufklärung und Romantik bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. Es geht dabei um eine Poetologie des Wissens, die die diskursiven Strategien einer ökonomischen Wissenschaft ebenso verfolgt wie die ökonomische Durchdringung literarischer Formen, ein Wechselverhältnis von ökonomischem Text und textueller Ökonomie. Gemeinsam ergeben sie jene Szene, die der homo oeconomicus bis auf weiteres beherrscht: als jenes Exemplar, das sich angeschickt hat, nichts Geringeres als der Mensch schlechthin zu werden

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Vogl, Joseph
Verfasser*innenangabe: Joseph Vogl
Jahr: 2004
Verlag: Zürich [u.a.], Diaphanes-Verl.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GW.VS
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ISBN: 3-935300-46-8
Beschreibung: 2., durchges. u. korrig. Aufl., 393 S. : Ill.
Schlagwörter: Anthropologie, Literaturwissenschaft, Moderne, Geschichte 1700-1840, Literatur, Menschenbild, Ökonomie, Avantgarde <Moderne>, Menschenkunde, Belletristik, Dichtung, Literarisches Kunstwerk, Schöne Literatur, Sprachkunst, Sprachliches Kunstwerk, Wortkunst
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Fußnote: Zugl. Habilitationsschrift, Ludwig-Maximilians-Universität, München
Mediengruppe: Buch