Den Schwerpunkt des zweiten Bandes unserer dreibändigen Polanyi-Ausgabe bilden die Analysen der internationalen Beziehungen. Polanyi untersucht das System von Versailles, die Wechselfälle des Völkerbundes, den Frieden von Locarno, die Auseinandersetzung zwischen "Revisionismus" und "Antirevisionismus", den Aufstieg des Faschismus in Italien, das Scheitern der Beschwichtigungspolitik, die Machtergreifung des Nationalsozialismus in Deutschland, den spanischen Bürgerkrieg und schließlich die Konflikte, die in den Zweiten Weltkrieg münden. Polanyis zentrale These ist, dass der Beginn der dreißiger Jahre einen irreversiblen historischen Bruch darstellt, durch den der Charakter der internationalen Beziehungen grundlegend verändert wird. Die Allianzen wie die Kontroversen hängen nach 1933 nicht mehr von den Widersprüchen des "Systems von Versailles" ab, sondern vom Gegensatz zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Projekten: Demokratie versus Faschismus bzw. Sozialismus versus Kapitalismus. Gleichzeitig macht er deutlich, dass die Ursprünge der faschistischen Bewegungen in der Krise des liberalen Kapitalismus und nicht in der Machtergreifung der Sowjets zu suchen sind. Er widerspricht damit vehement allen Interpretationen, die den Faschismus als eine Reaktion gegen die sozialistische Bedrohung darzustellen versuchen. Im letzten Artikel schließlich skizziert er die Alternativen einer Nachkriegsordnung, die bis heute aktuell sind: Universeller Kapitalismus oder pluralistische Weltordnung?
/ AUS DEM INHALT: / / /
Michele Cangiani und Claus Thomasberger
Vorbemerkung 9
Machtpolitik, Systemkonfrontation und friedliche Koexistenz: die
Bedeutung der DemokratieKarl Polanyis Analysen der internationalen
Beziehungen 11
IVON LOCARNO BIS ZUR LÖSUNG DER ENTENTE ENGLANDS UND FRANKREICHS
1Die deutsche Antwort 46
2Der Friede von Locarno 52
3Der Rückfall 58
4Die neue Weltlage 63
5Italien und Europa 70
6Kelloggpakt 75
7Labours Sieg 81
8Englisch-amerikanische Flottenparität 88
9MacDonald in Washington 94
10Pax anglo-americana 101
11Weltpolitische Unbehagen 111
IIGLEICHBERECHTIGUNG, SICHERHEIT, ABRÜSTUNG: DAS SCHEITERN, DIE
MACHTERGREIFUNG DES NATIONALSOZIALISMUS UND DIE FOLGEN
12Bewegung in Europa 118
13Lavals sonderbare Reise 125
14Neue Schutzzollwelle 131
15Einer Reparationslösung entgegen 137
16Gleichberechtigung und Völkerbund 144
17Gleichberechtigung und die deutsche Linke 149
18Die verschobene Weltwirtschaftskonferenz 157
19Kann Amerika den Weltfrieden retten? 163
20Abrüstung und Revision 170
21Viererpakt statt Abrüstung 176
22Österreich und Deutschland 186
23Der 14Oktober 204
24Eine Welt im Wanken 210
IIIENGLAND, DER VÖLKERBUND UND DAS ENDE EINER EPOCHE
25England und die Abrüstung 218
26England bremst Rußland ab 224
27England in Europa 226
28England, die Völkerbundmacht 232
29Abessinischer Konflikt 239
30Der Suez-Kanal 246
31England und der abessinische Krieg 255
32Markstein 1935 261
33Deutschland und Italien 267
34Edens Linie 269
35Englands außenpolitische Krise 271
36Englands Abwehr 277
37Spanien und Frankreich 282
38Spanische Entscheidungen und die Weltpolitik 284
39Europa heute 286
IVFEHLEINSCHÄTZUNGEN, FALSCHER REALISMUS UND DIE CHANCEN NACH DEM
WELTKRIEG
40England und die Donau 302
41Deutsch-englischer Zwischenfall 307
42Mit englischen Augen gesehen 309
43Chamberlains Brief 314
44Viererpakttendenzen 316
45Chinesisch-japanischer Krieg 318
46Englisch-japanischer Zwischenfall 319
47Mittelmeer-Konferenz 321
48Warum Russland in Amoklauf versetzen? 323
49Universaler Kapitalismus oder regionale Planung? 338
Quellen 351
Register 353