Dieser erste Band der Studienausgabe enthält Bollnows Buch Das Wesen der Stimmungen (1941) sowie seine Aufsätze Die philosophische Anthropologie und ihre methodischen Prinzipien (1972) und Philosophische Anthropologie (1986).Das Wesen der Stimmungen erachtete Bollnow selbst rückschauend als sein "Hauptwerk". Es setzt sich kritisch mit Heideggers fundamentalontologischen Begriffen wie "Stimmung" und "Gestimmt-sein" auseinander. Mit dem Ziel einer Beschreibung und Auslegung des wirklichen menschlichen Lebens versucht Bollnow, die seiner Meinung nach den konkreten Lebensphänomenen nicht gerecht werdenden, einseitigen Begriffsbestimmungen Heideggers aufzuheben und zu erweitern. Sein Interesse gilt hierbei der Untersuchung der von Heidegger vernachlässigten gehobenen und glücklichen Stimmungen.In den beiden Aufsätzen zur philosophischen Anthropologie entwirft Bollnow im Anschluss an Helmuth Plessner Grundzüge seiner eigenen Lehre vom Menschen.
Inhalt
Vorwort der Herausgeber zur Studienausgabe XI
Zur Einführung in Band 1 XIII
Das Wesen der Stimmungen
Vorwort 3
Einleitung
I. Begriff und Methode der philosophischen Anthropologie 7
1. Die Entstehung der Frage nach dem Wesen des Menschen 7
2. Der methodische Ansatz 8
3. Das Prinzip der offenen Frage 10
4. Die Notwendigkeit eines indirekten Verfahrens 11
5. Existenzerhellung und Analytik des Daseins. Die Einwände
durch Jaspers und Heidegger 13
6. Analytik des Daseins oder philosophische Anthropologie? 15
7. Die Voraussetzungen einer Analytik des Daseins und die
Möglichkeiten einer Prüfung 16
Erster Teil: Das Verhältnis der gehobenen zu den gedrückten Stimmungen
II. Der Begriff der Stimmung 21
1. Die Stimmung als unterste Schicht des seelischen Lebens 21
2. Die Abgrenzung gegen die Gefühle 22
3. Die umgreifende Einheit von Leben und Welt 25
4. Die ursprüngliche Einheit von Seele und Leib 28
5. Die fröhlichen Stimmungen 29
6. Die traurigen Stimmungen 32
7. Angst und Verzweiflung 33
8. Andacht, Feierlichkeit und Festlichkeit 35
III. Die Stimmungen als tragender Grund der Seele 37
1. Die philosophisch-anthropologische Bedeutsamkeit der
Stimmung 37
2. Die Auslegung der Welt in der Stimmung 38
3. Stimmung und Laune 40
4. Die beständigen Lebensstimmungen 41
5. Die Verstimmung 43
6. Die Ungestimmtheit 44
7. Der Stimmungscharakter der theoretischen Haltung 45
IV Der Aufbau der existenzphilosophischen Anthropologie
aus der Stimmung der Angst 47
1. Der existenzphilosophische Vorrang der Angst 47
2. Die Voraussetzungen des existenzphilosophischen Ansatzes 48
3. Die Angst als Offenbarung des Nichts 50
4. Die Angst als Bedingung der Freiheit 52
5. Die Konsequenzen aus diesem Ansatz 55
V Rausch und Seligkeit 61
1. Stimmung, Rausch und Ekstase 61
2. Der dionysische Rausch beim jungen Nietzsche 62
3. Die Weiterführung beim späteren Nietzsche 64
4. Gehobene Stimmungen nicht rauschhafter Natur 66
5. Das Aufsteigen der glücklichen Stimmung 67
6. Die verwandelnde Kraft der glücklichen Stimmung 69
VI. Glück und Gemeinschaft 73
1. Die Vereinsamung des Menschen in der Angst 73
2. Die Verbitterung und Verkümmerung in den
gedrückten Stimmungen 74
3. Die aufschließende Wirkung des Glücks 76
4. Die gemeinschaftsbildende Kraft des Lachens 77
5. Das Verhältnis zu den darauf aufbauenden Gefühlen 79
6. Klärung eines Einwands 81
7. Die vereinsamende Wirkung des Schmerzes 82
VII. Das Verhältnis zur Realität 85
1. Die Realität als Widerstand 85
2. Die Doppelseitigkeit des Förderns und Hemmens 86
3. Die vollere Bestimmung der Realität 88
4. Der Zugang zur tragenden Realität 89
5. Glaube und Stimmung 91
6. Die Auswirkung auf die Erkenntnis 92
7. Die aufschließende Kraft der glücklichen Stimmung 94
8. Abwehr eines Einwands 97
VIII. Die Herrschaft über die Stimmungen 99
1. Bedenken gegen die hohe Wertung der Stimmungen 99
2. Die Möglichkeit einer Regulierung der Stimmung 100
3. Grundsätzliche Grenzen 102
4. Der Wechsel der Stimmungen 102
5. Stimmung und sittlicher Anspruch 104
6. Stimmung und Charakter 106
IX. Stimmung und Haltung 109
1. Aufdringliche Erscheinungsformen der Stimmung 109
2. Der Stimmungsbegriff bei Lipps 111
3. Die Entartung der Stimmung 112
4. Der Kitsch 114
5. Der Begriff der Haltung 116
6. Das Zusammenwirken von Stimmung und Haltung 118
Zweiter Teil: Glück und Zeitlichkeit
X. Die Zeitlichkeit der glücklichen Stimmung 123
1. Die Fragestellung 123
2. Der Rückgang auf die innere Zeitlichkeit des Menschen 123
3. Der existenzielle Zeitbegriff 124
4. Der abweichende Charakter der glücklichen Zeitlichkeit 126
5. Die Abhängigkeit der Zeitschätzung von der Stimmungslage 128
6. Die Zeitlosigkeit des Glückserlebens 131
7. Glück und Vergessen-Können 132
8. Die verschiedenen Formen des Glückserlebens 133
9. Die weitere Aufgabe 134
XI. Das Zeitbewußtsein im krankhaften Rauschzustand 137
1. Die Notwendigkeit, Rauschzustände heranzuziehen 137
2. Das Glücksgefühl im Rausch 138
3. Die Störung des Zeitbewußtseins 139
4. Das Erlebnis der Zeitlosigkeit 141
5. Die Veränderung des Raumbewußtseins 143
6. Die Steigerung der Sinnesempfindlichkeit 144
7. Die Steigerung der Verständnisfähigkeit 146
8. Die Störung des Realitätsbewußtseins 148
9. Der Quellenwert der herangezogenen Zeugnisse 149
XII. Die "verlorene" und "wiedergefundene Zeit" bei Marcel Proust 153
1. Die Bedeutung Prousts für die gegenwärtige Untersuchung 153
2. Die Schilderung der Glückserfahrung 154
3. Die Verwandlung des Lebens und der Welt 156
4. Der Charakter des Erlebnisses als Erinnerung 157
5. Die Verschmelzung von Gegenwart und Vergangenheit 159
6. Die Anschauung der Ewigkeit 160
7. Die Verwandlung des Gesamtbewußtseins 161
8. Die "wiedergefundene Zeit" als Anamnesis 163
9. Die bleibende Bedeutung des Vergangenheitsbezugs 164
10. Ertrag und Grenze dieser Deutung 165
XIII. Nietzsches Lehre vom "großen Mittag" 169
1. Die Bedeutung des "großen Mittags" bei Nietzsche 169
2. Die Darstellung im "Zarathustra" 170
3. Die Vollendung der Welt 172
4. Das große und das kleine Glück 173
5. Das Glück des Mittags im "Wanderer" 174
6. Ergänzungen aus den Gedichten 175
7. Der Mittag des Lebens 177
8. Der "große Mittag" in der Geschichte 178
9. Der Zusammenhang mit der "ewigen Wiederkehr" 179
10. Kritische Abgrenzung 180
XIV Die schöpferische Leistung der glücklichen Zeit 183
1. Einwendungen gegen die Beweiskraft der Beispiele 183
2. Zusammenfassender Vergleich und Richtung des Fortgangs 184
3. Die Frage nach der schöpferischen Leistung 186
4. Der Zusammenhang zwischen Glück und Zeitlosigkeit 187
5. Das Verhältnis der glücklichen zur existenziellen Zeitlichkeit 189
6. Geworfenheit und Getragenheit 191
7. Die Überzeitüchkeit der liebe 192
8. Die Bedeutung des fruchtbaren Augenblicks für das Ganze
des Lebens 194
9. Die Rückkehr ins handelnde Leben 196
Ergänzende Texte
1. Die philosophische Anthropologie und ihre methodischen
Prinzipien (1972) 201
2. Philosophische Anthropologie (1986) 215
Drucknachweise 227