Band III.1 der Alfred Schütz Werkausgabe enthält philosophische Texte, die Schütz' Auseinandersetzung mit Edmund Husserl gelten und zugleich den Hintergrund für seinen Entwurf einer mundanen Phänomenologie darstellen.
Die Aufsätze, Rezensionen und unpublizierte Notizen zeigen die Entwicklung von Schütz' Kritik an der Phänomenologie Edmund Husserls. Diese lebenslange und zunehmend kritische Auseinandersetzung wird am besten durch Zitate aus der Schütz'schen Korrespondenz charakterisiert.
Zu der Zeit des "Sinnhaften Aufbau" schreibt Alfred Schütz über seine Husserl-Lektüre an Felix Kaufmann: "Mein Gesamteindruck: hier wird eine philosophische Leistung vollzogen, deren Bedeutung in der europäischen Geistesgeschichte noch gar nicht gewürdigt werden kann. [...] Mir persönlich geht es wie Wilhelm Meister am Ende der Lehrjahre: Er kommt zur Gesellschaft vom Turm und man überreicht ihm eine Schrift, in der alles aufgezeichnet und gelöst ist, was ihn bedrückt." (Brief an Kaufmann, 20.6.1932)
Doch selbst in dieser Phase behält Schütz trotz seiner Begeisterung seinen typisch selektiven und kritischen Umgang mit Theorien bei, der schließlich im Lauf einer intensiven Auseinandersetzung zu einer wachsenden Ablehnung der transzendentalen Phänomenologie führt. Diese manifestiert sich in seinem Spätwerk in den beiden berühmten Aufsätzen "Das Problem der transzendentalen Intersubjektivität bei Husserl" und "Typus und Eidos in Husserls Spätphilosophie". Am Ende seines Lebens meint er dann: "Vielleicht bin ich in besonders kritischer Stimmung, aber jeder Versuch einer Klärung der Grundbegriffe der Husserl'schen Philosophie zeigt die Unhaltbarkeit der Konstruktion." (Brief an Gurwitsch, 3.2.1959)
Zwischen diesen beiden extremen Urteilen steht eine Anzahl von Texten, die einerseits einer Verbreitung der Phänomenologie gewidmet sind, andererseits aber auch die wachsende Kritik daran deutlich machen und den Weg zu Schütz' eigener Theorie der Lebenswelt und ihrer anthropologischen Fundierung markieren. Edmund Husserl (1859-1938) ist die zentrale Figur in der Entwicklung der philosophischen Phänomenologie, eine der ideengeschichtlich folgenreichsten Denkbewegungen des 20. Jahrhunderts. Im vorliegenden Band III.1 der Alfred Schütz-Werkausgabe (ASW) sind Texte von Alfred Schütz versammelt, die sich einerseits der Verbreitung andererseits der kritischen Auseinandersetzung mit der Phänomenologie Edmund Husserls widmen, darunter auch der hier erstmals veröffentlichte Text "Notizen zu Problemen der Explikation und der Gegenständlichkeit". Im Rahmen der Einleitung zum Band werden nach einer kurzen Einführung in die Phänomenologie Edmund Husserls zum einen die biografische Entwicklung der Beziehung von Alfred Schütz zu Husserl dargestellt, zum zweiten anhand der für Schütz' Theorieentwicklung wichtigen phänomenologischen Theorieelemente der Zeit, des Sinnproblems, der Konstitution, des egologischen Ansatzes, der Intersubjektivität, der Lebenswelt und der Typik die Spezifika von Schütz' typisch selektiver Aneignung von Husserls Phänomenologie herausgearbeitet und in einem letzten Schritt einige nach wie vor aktuelle Anschlussmöglichkeiten und Desiderata des in diesem Band dokumentierten interdisziplinären Theorietransfers benannt.
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Verfasser*innenangabe:
hrsg. von Gerd Sebald, nach Vorarbeiten von Richard Grathoff ...
Jahr:
2003
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Bandangabe:
Bd. 3/1.
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Systematik:
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ISBN:
978-3-89669-747-9
2. ISBN:
3-89669-747-1
Beschreibung:
424 S.
Beteiligte Personen:
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Sebald, Gerd
Mediengruppe:
Buch