In »Wissenschaft als Handlung« stellt sich Klaus Holzkamp die Aufgabe, die Antinomien des »logischen Empirismus« zu überwinden und – ausgehend von den Problemen empirisch-experimenteller Forschung in der Einzelwissenschaft Psychologie – zu einer auch für andere Wissenschaftsdisziplinen gültigen Wissenschaftstheorie zu gelangen, die ein tieferes Verständnis wissenschaftlichen Handlens und eine »gegenstandsadäquate« Forschungspraxis ermöglicht. Anders als in den traditionellen wissenschaftslogischen Grundpositionen wird wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung nicht auf ihren theoriesprachlichen Ausdruck verkürzt, sondern im Gesamt menschlichen Handelns als eine spezielle konstruktive Aktivität gefasst. Gegenüber dem empiristischen »Primat der Erfahrung« betont Holzkamp hierbei das »Primat der Theorie«. Dieses gründet sich darin, dass die Wirklichkeit nicht als solche zu uns spricht, sondern wir sie über die Sprache gefiltert wahrnehmen. Ein wesentlicher Bestandteil des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses ist die Analyse der Vorannahmen, die wir an die Wirklichkeit herantragen und mit denen wir diese Wirklichkeit in gewisser Weise zugleich schaffen. In einer so gefassten Wissenschaft geht es weniger um Theorie"bildung" als um Theorie"wandlung": das Neue kommt nicht bloß zum bereits Bekannten hinzu, sondern wirft ein anderes Licht auf das vermeintlich längst Gewusste, lässt dieses wieder fragwürdig erscheinen.
Inhalt
Erster Teil: Wissenschaftliche Frage- und Forschungsweise, abgehoben vom Standort des täglichen Lebens
1. Vorbetrachtung
2. Die Weltsicht des täglichen Lebens
3. Die Sprache des täglichen Lebens
4. Allgemeine Kennzeichnung der Wissenschaft als Weise menschlichen Handelns
5. Die "Richtung" wissenschaftlichen Strebens
6. Die Beziehung zwischen wissenschaftlicher Frageweise und Gegenstandsgewinnung
Zweiter Teil: Das Problem der Geltungsbegründung von empirisch-wissenschaftlichen Allgemeinaussagen
1. Über die "Wahrheit" von Jetzt-und-Hier-Aussagen als Bedingung der möglichen Geltung von Allgemeinaussagen
2. Kritik des Versuchs, die Geltung von Allgemeinaussagen durch das Prinzip der Induktion zu begründen
3. Die Prinzipien der "Vorbetrachtung
4. "Realisation" und "Exhaustion" (Dingler) als Basis der Begründbarkeit der Geltung von Allgemeinaussagen
5. Kriterien für die Beibehaltung oder Änderung von Theorien: "Einfachheit" als "konservatives" Kriterium.
6. Kriterien zur Beurteilung des wissenschaftlichen Wertes von Theorien: "Belastetheit" als "propulsives" Kriterium
7. Kriterium zur Beurteilung des wissenschaftlichen Wertes von Theorien: Zusammenschau
8. Über die Wahrheit von Allgemeinaussagen
Dritter Teil: Das Experiment
1. Vorbetrachtung
2. Allgemeine Kennzeichnung des Experimentierens als Bemühung um "herstellende Realisation"
3. Die erste Formalstufe des Experimentierens: die Ableitung von "experimentellen Sätzen" (Behauptungen über Handlungs-Ereignis-Relationen) aus "theoretischen Sätzen"
4. Die zweite Formalstufe des Experimentierens: Die Entwicklung von Planungsmodellen zur Realisation der "experimentellen Sätze" nach eindeutigen Handlungsanweisungen
5. Die dritte Formalstufe des Experimentierens: Die Analyse des "experimentellen Lebensraumes"
6. Die vierte Formalstufe des Experimentierens: Die Bewertung der experimentellen Befunde
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Jahr:
2006
Aufsätze:
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Bandangabe:
III.
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Systematik:
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PI.H
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ISBN:
3-88619-399-3
Beschreibung:
1. Aufl., 438 S.
Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Literaturverz. S. 423 - 430
Mediengruppe:
Buch