Nach den wissenschaftskritischen Monographien "Theorie und Experiment" (Schriften II) und "Wissenschaft als Handlung" (III) begann mit "Sinnliche Erkenntnis" (IV) die Entwicklung eigenständiger Kritischer Psychologie. Dazwischen lagen die Studentenunruhen der 1968er Jahre und die Gründung eines eigenen Instituts für Kritische Psychologie an der Freien Universität Berlin mit dem selbst gegebenen Auftrag, die gesellschaftliche Relevanz psychologischer Forschung auszuarbeiten und ihren Erkenntnisanspruch als Wissenschaft zu bestimmen. Schriften V zeigen die politischen Herausforderungen, die zugleich ein "krisenhafter Umbruch psychologischer Grundanschauungen ihres Autors, Unterbrechung einer kontinuierlichen Entwicklung wissenschaftlicher Arbeit" waren. Dabei wird deutlich, dass die Kritik an der Vorstellung, Wissenschaft sei wertneutral, nur wirksam werden kann, wenn es gelingt, eine kritisch-psychologische Begrifflichkeit zu erarbeiten, die es ermöglicht, sich zur Gesellschaftlichkeit eigenen Denkens und Handelns zu verhalten. Diese Aufgabe wird als zentraler Gegenstand zukünftiger Forschung herausgestellt. Für den selbstbewussten Kampf gegen die zunehmenden Einschränkungen individueller Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten in allen Lebensbereichen sind die Analysen von erstaunlicher Aktualität.
INHALTSVERZEICHNIS
Vorbemerkungen zu Band V der Schriften Klaus Holzkamps 9
Zum Problem der Relevanz psychologischer Forschung
für die Praxis (1970) 15
Verborgene anthropologische Voraussetzungen der allgemeinen
Psychologie (1972) 41
Wissenschaftstheoretische Voraussetzungen kritisch-
emanzipatorischer Psychologie (1970) 83
1 Einleitung 83
2 Der Rückzug der modernen Wissenschaftslehre 88
2.1 Naiver Empirismus 88
2.2 Logischer Empirismus 89
2.3 Falsifikationtheorie (Popper) 93
2.4 Konstruktivismus (Holzkamp) 97
3 Die Kritisch-emanzrpatonsche Wendung des Konstruktivismus 106
3.1 Vorbemerkung 106
3.2 Die Verkehrung von Konkretheit und Abstraktheit
menschlicher Verhältnisse in der bürgerlichen Psychologie 108
3.3 "Tägliches Leben" und "objektive" Gesellschaftsform:
die Bezugsrahmen für die Relevanzbestimmung
psychologischer Forschung 117
3.4 Das "kritisch-historische" und das "kritisch-empirische"
Verfahren 128
3.5 Kritisch-emanzipatorische Forschung in der Psychologie als
"kontrolliert-exemplansche Praxis" 136
Konventionalismus und Konstruktivismus (1971) 153
1 Der Gegenstand der Wissenschaftslogik und der kritischen
Wissenschaftstheorie 155
2 Der Rekurs auf "störende Bedingungen" (Exhausrionsprinzip) als
essentielles Prinzip experimentell-psychologischer Forschung 159
3 Die Explikation der wissenschaftslogischen Grundlagen
experimentell-psychologischer Methodik durch das konstruk-
tivistische Belastetheitskonzept und Bedingungsmodell 166
4 Schlussbemerkung 176
"Kritischer Rationalismus" als blinder Kritizismus (1971) 179
1 Vorbemerkung 180
2 Universell-formaler Kritizismus vs. kritische Explikation
gesellschaftlicher Realbedingungen 181
3 Die "kritisch rationalistische" Verfehlung des explikativen
kritisch-emanzipatorischen Ansatzes 185
4 Annäherung an die Wahrheit durch "kritisch rationalistische"
Methodologie? (Kritik des "Kritischen Realismus") 190
5 Gesellschaftliche Praxis und Geschichte 196
6 Schlussbemerkung 209
Die Beziehung zwischen gesellschaftlicher Relevanz und
wissenschaftlichem Erkenntnisgehalt psychologischer
Forschung (1972) 211
1 Geschichte des Instituts bis 1965 212
2 Erste Auswirkungen der Studentenrevolte auf die Arbeit am
Psychologischen Institut (bis 1968) 213
3 "Liberales" Psychologieverständnis und "kritisch-theoretische"
Psychologiekritik: frühe Kontroversen am Institut 217
4 "Zerschlagt die Psychologie" 222
5 Kritik des Textes "Der Rückzug der modernen
Wissenschaftslehre" (entstanden Sommer 1968) 228
6 Kritik des Textes "Zum Problem der Relevanz psychologischer
Forschung für die Praxis" (entstanden Herbst 1968) 232
7 Entwicklung des Instituts bis zur Erarbeitung und Annahme
der ersten Satzung (Anfang 1969) 236
8 Kritik des Textes "Verborgene anthropologische
Voraussetzungen der allgemeinen Psychologie"
(entstanden Frühjahr 1969) 240
9 Die "Rote-Zellen-Bewegung"; verschärfte Antagonismen
und Manifestwerden der Krise am Psychologischen
Institut (1969/70) 241
10 Kritik des Textes "Die kritisch-emanzipatorische Wendung
des Konstruktivismus" ("wissenschaftstheoretische
Voraussetzungen kritisch-emanzipatorischer Psychologie II";
entstanden Frühjahr 1970) 254
11 Der Kampf um das "sozialistische Studium" an
der Freien Universität (1970/71) 265
12 Lösung der Krise am Psychologischen Institut durch
Neugründung eines zweiten Instituts (Herbst 1970) 268
13 Der Beginn planvoller Entwicklungsarbeit am Psychologischen
Institut ... - 271
14 "Konventionalismus und Konstruktivismus" (entstanden
Herbst 1970) und "Kritischer Rationalismus< als blinder
Kritizismus" (entstanden Frühjahr 1971); Schlussfolgerungen 277
Soziale Kognition (1972) 293
1 Einleitung 293
1.1 Zur Erläuterung des Begriffs "Kognition" 293
1.2 Soziale Bedingungen des Kognizierens 304
2 Nichtverbaler sozialer Einfluss 306
2.1 Vorbemerkung 306
2.2 Nichtfunktionalistische Imitationsansätze 307
2.3 Imitation als instrumenteil gelernte Verhaltensweise 309
2.3.1 Der Ansatz von Miller und Dollard 310
2.3.2 Modifikationen dieses Ansatzes 312
2.3.3 Diskussion der Ergebnisse und Kritik 319
2.4 Beobachtendes Lernen 322
2.4.1 Autismus-Theone (Mowrer) 322
2.4.2 Die Konzeption der stellvertretenden Verstärkung 323
2.4.3 Die Theorie des "beobachtenden Lernens" (Bandura) 325
2.4.4 Zur Integration kognitiver Wahrnehmungstheorien und der
Theorie des beobachtenden Lernens 328
3 Verbaler sozialer Einfluss 332
3.1 Vorbemerkung 332
3.2 Ein Schema zur Analyse des verbalen sozialen Einflusses 333
3.2.1 Beemflussungsbedingungen in der Stimulussituation 338
3.2.1.1 Widerständigkeitsgrad der Stimulussituation 340
3.2.1.2 Metrische Beschaffenheit der Stimulussituation 341
3.2.1.3 Zur Umgebungsrepräsentanz der Stimulussituation 344
3.2.2 Beeinflussungsbedingungen in der Modellsituation 345
3.2.2.1 Kompetenz des Modells 346
3.2.2.2 Social power des Modells (coercion p., reward p.) 347
3.2.2.3 Anzahl der Modelle 348
3.2.2.4 Verschiedene Modelle mit verschiedenen Urteilen 350
3.2.3 Beeinflussungsbedingungen beim Beobachter 351
3.2.3.1 Persönhchkeitsvanablen beim Beobachter 352
3.2.3.1.1 Persönlichkeitsmomente, die bei der Gewichtung der
unabhängigen Stimulussituation eine Rolle spielen 353
3.2.3.1.1.1 Modifikation der Stimulusvalenz 354
3.2.3.1.1.2 Modifikation der Klarheit der Auffassung der in der
Situation mitgegebenen gedanklichen Strukturen 354
3.2.3.1.2 Persönlichkeitsmomente, die bei der Gewichtung der
Modellsituation eine Rolle spielen 355
3.2.4 Der Gewichtungsprozess und die Responsegewinrtung 358
3.2.4.1 Angleichung des Beobachterurteils an das Modellurteil 360
3.2.4.1.1 Reduzierung der Dissonanz zwischen Response auf
unabhängige Stimulussituation und Modellsituation 362
3.2.4.1.1.1 Auflösung der Informationsdiskrepanz 363
3.2.4.1.1.2 Dominative Gewichtung 364
3.2.4.1.1.3 Relative Gewichtung 365
3.2.4.1.2 Abweichung zwischen Äußerungsresponse
und verborgener Response 367
3.2.4.1.3 Konsistenz der durch Modellinformation
modifizierten Responses 370
3.2.4.2 Komplementarität zwischen Beobachter- und
Modellresponse 371
3.2.5 Exkurs über soziales "operant conditiorüng"
von verbalem Verhalten 373
Anhang
Literaturverzeichnis 384
Quellenangaben 400
Namenverzeichnis 401
Sachverzeichnis 405
Übersicht über die Klaus-Holzkamp-Werkausgabe 410