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Marcuse – vieldimensional L. L. In der zweiten Hälfte der sechziger und auch noch in den siebziger Jahren war Herbert Marcuse der einflussreichste lebende philosophische Mentor der Studentenbewegung, so berühmt, bei seinen Gegnern auch so berüchtigt, dass man seinen Vornamen gar nicht eigens nennen musste, obwohl es auch den nicht unbedeutenden Namensvetter Ludwig Marcuse gab. Vom «affirmativen Charakter der Kultur» bis zur «repressiven Gesellschaft» und zu ihren paradoxesten Früchten, der «repressiven Toleranz» und der «repressiven Entsublimierung», vom «eindimensionalen Menschen» bis zur «grossen Weigerung» lieferte Herbert Marcuse der sich radikalisierenden Studentenbewegung die Stichworte. Für das «Establishment» war er der zeitgenössische philosophische Terrorist, der geistige Vater der RAF. Richtig war daran immerhin, dass für ihn im Gegensatz zum dialektischen Feinsinn der «kritischen Theorie», zu deren Umkreis der ehemalige Heidegger-Schüler von 1930 bis 1942 selber gezählt hatte, Praxis nicht auf unabsehbare Zeit vertagt und die Synthese von Marx und Freud, Realitäts- und Lustprinzip kein blosses Theoriekonstrukt war. Seit dem Ende der Studentenbewegung ist es freilich still um Herbert Marcuse geworden. Der Buchmarkt lieferte das Indiz: Die neunbändige Suhrkamp-Ausgabe der Schriften ist seit 1989 «vergriffen». Umso verdienstvoller, dass jetzt der kleine Lüneburger-Verlag zuKlampen zum 25. Todestag Herbert Marcuses am 29. Juli eine Neuausgabe riskiert und dazu den vierten Band der «Nachgelassenen Schriften» in der Erstveröffentlichung folgen lässt. Es geht um die «Studentenbewegung und ihre Folgen». KurzbeschreibungHerbert Marcuse war einer der bedeutendsten Philosophen und Sozialwissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Die sozialphilosophischen, ästhetischen und psychologischen Auseinandersetzungen seiner Zeit wurden entscheidend durch ihn geprägt. Mehr noch: kaum ein Theoretiker hatte, bei aller kritischen Distanz, solch entscheidenden Einfluß auf die emanzipatorischen politischen Bewegungen diesseits und jenseits des Atlantiks wie er