Der Seelenbegriff ist in Verruf gekommen. Viel lieber wird von Psyche gesprochen, weil der Seele etwas Gestriges, Religiöses anhaftet. Denn die Seele entzieht sich den gängigen naturwissenschaftlichen Forschungsmethoden. Gleichwohl bezweifelt niemand, dass der Mensch ohne Seele nicht existieren kann. Ein Blick auf andere Kulturen zeigt, dass weltweit und zu allen Zeiten eine Vorstellung davon existiert, dass der Mensch nicht allein ein Körper oder eine biochemisch zu deutende Maschine ist. Aber was genau ist das gewisse Etwas, das das Menschsein ausmacht? Am spektakulärsten stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Körper und Seele in der biomedizinischen Forschung und Praxis, da wo es um die Definition von Tod geht. Wann genau ist ein Mensch tot? Wo genau sitzt die Seele? Gerade auf die letzte Frage geben andere Kulturen unterschiedliche Antworten, so wie auch die Vorstellungen vom Weiterleben nach dem Tod eine große Bandbreite aufweisen.
Der vorliegende Sammelband wendet sich aus ethnologischer Sicht kulturvergleichend dem Thema Seele zu und präsentiert zumeist auf der Grundlage von ethnologischer Feldforschung - Seelenvorstellungen in Griechenland, Georgien, Haiti, Südamerika, Kamerun, Burkina Faso, Madagaskar und Indien. Trotz der kulturellen Vielfalt, die in den einzelnen Beiträgen dargestellt wird, schält sich ein erstaunlich einheitlicher Kern vom Zusammenwirken von Körper und Seele heraus. Dies macht deutlich, dass Seelenkonzeptionen nicht durch naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse hinfällig geworden sind. (Verlagstext)
/ AUS DEM INHALT: / / /
Ulrike Krasberg:
Einleitung: Über Körper, Leib und Seele 7
Godula Kosack:
Seelenkonzepte in anderen Kulturen 17
Vera Kalitzkus:
Und was ist mit der Seele? Organtransplantation und Todesvorstellungen 33
Ulrike Krasberg:
Wenn sich das Fleisch von den Knochen gelöst hat, ist das Sterben abgeschlossenSeelenvorstellungen im ländlichen Griechenland 53
Nino Mindadse:
Das Leben ist die zeitweilige Koexistenz von Seele und LeibTraditionelle Leib-, Seele- und Todesvorstellungenin Georgien 69
Sylvia MSchomburg-Scherff:
Von seelenlosen Körpern und körperlosen SeelenZum Menschenbild des haitianischen Vodou 79
Mark Münzel:
Viele Seelen und SprachenSeelenvorstellungen der Tupi-Guarani-Indianer in Südamerika 99
Godula Kosack:
Die unsichtbaren LebendenÜber die Jenseitsvorstellungen der Mafa in Nordkamerun 117
Ute Ritz-Müller:
Die Seele als LebensprinzipVorstellungen der Mosi von Tenkodogo (Burkina Faso) 141
Gisela Reppel:
Knochen für die EwigkeitDie Sekundärbestattungen der Merina in Madagaskar 169
Hilde KLink:
Die Seele verlässt den Körper durch das rechte KnieVom Wandel des Körpers und der Wanderung der Seele in Indien 195
Oliver Ohanecian:
Die Einheit von Körper und Geist im tibetischen Buddhismus 213
Autorinnen und Autoren 229
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Verfasser*innenangabe:
hrsg. von Ulrike Krasberg und Godula Kosack
Jahr:
2009
Verlag:
Frankfurt, M., Lembeck
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Systematik:
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GS.EV
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ISBN:
978-3-87476-595-4
2. ISBN:
3-87476-595-4
Beschreibung:
230 S. : Ill.
Fußnote:
Literaturangaben
Mediengruppe:
Buch