Die theoretischen Arbeiten von Louis Althusser haben nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen europäischen Ländern, in den Ländern der »Dritten Welt« und sogar in einigen einstigen sozialistischen Staaten Aufsehen erregt und zur Neubelebung der marxistischen Theorie und Diskussion beigetragen. »Durch Althusser hat eine Generation von Intellektuellen Marx wiederentdeckt« (Le Monde). - Louis Althusser [alty?se?] (* 16. Oktober 1918 in Bir Mourad Raïs in der Provinz Algier, Algerien; † 22. Oktober 1990 in La Verrière im Département Yvelines) war ein französischer Philosoph. Er gilt als einer der einflussreichsten marxistischen Theoretiker des 20. Jahrhunderts. Althusser war u. a. Lehrer von Alain Badiou, Michel Foucault, Jacques Derrida, Maurice Godelier, Nicos Poulantzas, Jacques Rancière, Étienne Balibar, Régis Debray und Bernard-Henri Lévy. - Slavoj Žižek nannte ihn einmal einen „verschwindenden Vermittler“ zwischen marxistischer Tradition und den neuen, um „Entunterwerfung“ kämpfenden sozialen Bewegungen und ihrem theoretischen Pendant, für das die Bezeichnung „Poststrukturalismus“ gebräuchlich sei. Althusser habe dafür gestritten, dass „der Marxismus endlich beginnt, sich zu erkennen, wie er ist, und sich verändern wird“. In der in künftigen Klassenkämpfen anstehenden Transformation des Marxismus werde Althusser selbst vermutlich so etwas wie eine „abwesende Ursache“ sein, anwesend in den Wirkungen der Herausbildung einer neuen revolutionären Theorie und Praxis, die das Erbe von Marx und Lenin aus der épistéme des neunzehnten Jahrhunderts löse, um es in einen Bezugsrahmen einzubinden, der die Gesamtheit der Unterwerfungen, Einsperrungen und Disziplinierungen, die die Arbeitskraft als Ware konstituierten, an den Wurzeln packe. Henning Böke schreibt: „Althussers bleibende Leistung als marxistischer Philosoph, der den revolutionären Marxismus immer als eine Art ‚Gegen-Marxismus‘ begriff, ist die, dass er, wohl ohne es selbst zu wissen, als Erster systematisch innerhalb des Marxismus jenen Paradigmenwechsel vollzogen hat, den als linguistic turn zu bezeichnen sich eingebürgert hat, indem er das aus der klassischen Philosophie überkommene Subjekt-Objekt-Paradigma durch ein diskursanalytisches ersetzte.“ Zu Althussers schärfsten Kritikern gehört der britische Historiker Tony Judt, der den Philosophen als „am Rande des Wahnsinns, sexuell obsessiv, größenwahnsinnig“ und – insbesondere, hinsichtlich seiner historischen Kenntnisse – „erstaunlich ignorant“, bezeichnete. Nicht nur Althussers unkritische und selektive Marx-Rezeption, sondern seine gänzliche Geschichtsvergessenheit, auch was den Marxismus selbst betreffe, sei augenfällig. Althusser beurteile den Marxismus nicht im Licht der geschichtlichen Entwicklung, was an sich geradezu un-marxistisch sei. Hinzu komme die Frage, was Wissen von Glauben bzw. Überzeugung unterscheide; in Althussers Epistemologie würden Probleme bei dieser Unterscheidung aus apriorischen Gründen ausgeschlossen, was letztlich in einer Tautologie ende. Judt bezeichnet dies als ein Grundproblem jeder marxistischen Philosophie: „Marxismus historisiert alles Wissen, bis auf jenes, das es selbst als Wahrheit anbietet.“
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Jahr:
2010
Enthaltene Werke:
Ideologie und ideologische Staatsapparate, Notiz über die ISAs
Aufsätze:
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Bandangabe:
1. Halbbd.
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Systematik:
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ISBN:
978-3-89965-425-7
2. ISBN:
3-89965-425-0
Beschreibung:
127 S.
Originaltitel:
Á propos de l'article de Michel Verret sur "Mai étudiant"
Mediengruppe:
Buch