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Die Dämonen

nach der Chronik des Sektionsrates Geyrenhoff : Roman
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Doderer, Heimito von
Verfasser*innenangabe: Heimito von Doderer
Jahr: 2011
Verlag: München, Dt. Taschenbuch-Verl.
Reihe: dtv; 10476
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Die DämonenOA 1956 Form Roman Epoche ModerneDas monumentale Werk erhöhte den Rang von Heimito von Doderer als Analytiker auch der politisch-sozialen Verfassung des vorfaschistischen Österreich. Zugleich machte es die Problematik transparent, zur Zeit des Nationalsozialismus eine Haltung zu finden und zur Grundlage eines homogenen Werks zu machen.Entstehung: Doderer arbeitete 1930–36 an dem Buch, bis er die Konzeption als ausweglos liegen ließ. Erst nach der Klärung seiner ideologischen Position und der Beendigung der Strudlhofstiege, die er als »Rampe» für dieses noch umfangreichere Opus betrachtete, widmete er sich wiederum sechs Jahre, bis 1956, den Dämonen. Von der gestaffelten Entstehung zeugt die komplexe Erzählerkonstruktion.Inhalt: Die Grundkonstellation, auch der mit »G-ff« abgekürzte Chronist, ist aus dem gleichnamigen Roman (1871/72) von Fjodor R Dostojewski übernommen. Eine Gruppe von – individuellen und heterogenen – Wienern und Zugereisten gibt sich unter der Bezeichnung »Die Unsrigen» geselligen Vergnügen hin, einige von ihnen mit faschistischen und antisemitischen Tendenzen. Über 30 Kern- und Randfiguren aus dem Roman Die Strudlhofstiege (1951) begegnen hier wieder (Hauptfiguren R S. 290), doch sind Die Dämonen keine inhaltliche Fortsetzung.Auch in diesem Roman ist die eigentliche Intrige ohne Belang: Der Kammerrat Levielle versucht vergeblich das Erbe Charlotte von Schlaggenbergs zu unterschlagen, deren Herkunft und Zukunft sich nebenher klären. Etwa 50 Romanfiguren repräsentieren in differenzierter Darstellung die Erfahrungswelt des Autors vom kultivierten Groß- bis zum Kleinbürgertum der Hausmeister, aber auch die unheimliche Unterwelt der Kaschemmen bis zum brutalen Mörder Meisgeier sowie das Milieu der Proletarier. Allmählich schält sich der Entwicklungsroman Leonhard Kakabsas heraus, eines idealisierten, zu Höherem berufenen Arbeiters, der programmatisch den Traktat Über die Würde des Menschen (1496) von Pico della Mirandola (1463–94) liest.Doderer weist die Psychoanalyse von Sigmund Freud (1856–1939) zurück, spürt aber seinerseits dem – oft mit Raummetaphern erfassten – Innenleben seiner Figuren nach, die häufig – weil sie sich der Wahrnehmung des Eigentlichen verweigern – befangen sind in einer »zweiten Wirklichkeit«. Darunter versteht er eine Ideologie wie den Faschismus, blinde Wut, Extremismus, Gewalt, auch eine erotische Obsession wie Schlaggenbergs komische, systematische Jagd nach »dicken Damen« oder den Sadismus, den er an Jan Herzka sowie an einem fingierten frühneuhochdeutschen Manuskript, dem Protokoll eines Hexenprozesses, veranschaulicht.Aufbau: Der Untertitel des Romans lautet »Nach der Chronik des Sektionsrates Geyrenhoff«. Doderer schrieb auktorial, verflocht aber seine Berichterstatter mit den Ereignissen selbst, sodass Geyrenhoff als Chronist scheitert, und tendierte zum Ausschluss der Erzählerstimme. Damit nähert Doderer sich dem »totalen Roman» (Albert Paris Gütersloh), der weder reines Konstrukt noch beliebig offen sein sollte.Das über 1300-seitige Buch besteht aus einer »Ouvertüre» und drei Hauptteilen, die sich wiederum in 13, neun bzw. zwölf Kapitel gliedern, welche meist lapidar-symbolische (Auf offener Strecke, Das Feuer) oder ironische Titel tragen (Der Eintopf).Die Chronologie ist undeutlich, aber rekonstruierbar: Von 1955 aus erzählt, spielen die Ereignisse, im Herbst 1925 anknüpfend an Die Strudlhofstiege, hauptsächlich vom Herbst 1926 bis zum Sommer 1927. Die Stimmung dieser Jahreszeiten in der Großstadt wird mit Sensibilität für Düfte und Gerüche eingefangen. Der Einstieg Draußen am Rande ist exzentrisch; er führt über die Nebenfiguren Williams und Drobila behutsam zum Zentrum; der Schluss zerstreut auf dem Bahnhof die Reste der »Unsrigen«. Fluchtpunkt der Handlung aber ist der historische Brand des Justizpalasts am 15.7.1925, als opferreiche revolutionsähnliche Unruhen das Ende des inneren Frieden signalisieren; eine unbeteiligte Frau mit Milchflaschen wird erschossen und stirbt in einer symbolischen weiß-roten Lache.Wirkung: Im Erscheinungsjahr der Dämonen erhielt Doderer den Großen Österreichischen Staatspreis; der Spiegel widmete ihm eine Titelgeschichte. Der Autor galt nun vollends als der Repräsentant der Nachkriegsliteratur in Wien.Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Doderer, Heimito von
Verfasser*innenangabe: Heimito von Doderer
Jahr: 2011
Verlag: München, Dt. Taschenbuch-Verl.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik DR
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ISBN: 978-3-423-10476-0
2. ISBN: 3-423-10476-7
Beschreibung: Ungekürzte Ausg., 7. Aufl., 1344 S.
Reihe: dtv; 10476
Schlagwörter: Adel, Arbeiter, Belletristische Darstellung, Geschichte 1926-1927, Großbürgertum, Intellektueller, Politischer Konflikt, Roman, Wien, Adeliger, Adliger, Denker <Intellektueller>, Intellektuelle, Intelligencija, Intelligentsia, Intelligenz <Soziologie>, Intelligenzija, Intelligenzler, Intelligenzschicht, Junker, Junkertum, Prosaroman, Romane, Uradel, Vindobona, Wenia, Wien <Land>
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Fußnote: Lizenz des Biederstein-Verl., München
Mediengruppe: Buch