Nachdem Falko Peschel in seinen bisherigen Veröffentlichungen nicht nur die Grundlagen des Offenen Unterrichts ausführlich dargelegt, sondern auch fachdidaktisch fundiert und unterrichtspraktisch aufbereitet hat, evaluiert er im vorliegenden Doppelband das Potential seines Konzepts in einer empirischen Studie.
Um der defizitären Lage der Forschung über offene Unterrichtsformen konstruktiv zu begegnen, dokumentiert er dazu nicht nur ausführlich die allgemein- und fachdidaktischen Grundlagen seines Ansatzes, sondern gibt auch eine detaillierte Beschreibung der organisatorischen Bedingungen, der Entwicklung der Kinder, der Gestaltung des Unterrichts usw. Bei der anschließenden Darstellung der Leistungsentwicklung der Klasse verbindet er quantitative und qualitative Forschungsmethoden: Gruppenvergleiche mit standardisierten Tests werden durch umfangreiche Fallstudieneinzelner Kinder ergänzt.
Das frappierende Ergebnis der Untersuchung: Obwohl sich in der Klasse viele Kinder mit besonderen Schwierigkeiten befanden bzw. gezielt dorthin eingewiesen wurden, liegen die Leistungen deutlich über den Vergleichswerten repräsentativer Stichproben. Selbst Schüler, die als nicht in der Regelschule beschulbar galten, sind nach der Grundschule auf das Gymnasium oder andere weiterführende Regelschulen gewechselt. Es ergibt sich der Eindruck, als sei der Leistungsspiegel der Klasseerheblich nach oben verschoben worden - und zwar in gesamter Breite, ohne dass bestimmte Kindergruppen davon benachteiligt worden wären.
Peschels Arbeit ist dabei trotz der wissenschaftlichen Aufarbeitung ein Buch aus der Praxis geblieben, das nicht nur Mut macht, Unterricht neu zu denken, sondern auch andere Lehrer anregen kann, den hier gewählten forschungsmethodischen Ansatz aufzugreifen und so die bestehende Kluft zwischen Wissenschaft und Unterrichtspraxis zu überbrücken.
/ AUS DEM INHALT: / / /
Vorwort und Einleitung 1
1 Realität offenen Unterrichts ....13
1.1 Wochenplanunterricht und Freie Arbeit 15
1.1.1 Wochenplanarbeit in der Praxis ...15
1.1.2 Freie Arbeit in der Praxis .....17
1.1.3 Einschub: Historischer Bezug ......18
1.1.4 Fazit und Weiterentwicklung .......21
1.2 Projektunterricht ........ 25
1.2.1 Projektunterricht in der Praxis .....25
1.2.2 Fazit und Weiterentwicklung .......27
1.3 Werkstattunterricht und Stationslernen . 29
1.3.1 Werkstattunterricht 29
1.3.2 Stationslernen ........33
1.3.3 Fazit und Weiterentwicklung .......34
1.4 Von offenen Unterrichtsformen zum Offenen Unterricht ..... 37
1.5 Zusammenfassung ..... 41
2 Systematische Einordnung des der Untersuchung zu Grunde liegenden Verständnisses
von Offenem Unterricht - Überlegungen zu Dimensionen und Entwicklungsstufen ...43
2.1 Wurzeln, Vorläufer und Legitimationen offenen Unterrichts .... 43
2.2 Das Problem: Definition und Messbarkeit offenen Unterrichts . 46
2.2.1 Die Bandbreite der Interpretationsmöglichkeiten und der Motive für offenen Unterricht ....47
2.2.2 Sollte es eine Definition für offenen Unterricht geben - oder nicht? ...49
2.3 Ein neuer Definitionsversuch und seine Operationalisierung .... 51
2.3.1 Dimensionen "offenen Unterrichts" ......52
2.3.2 Stufen der Öffnung des Unterrichts .......53
2.3.3 Bestimmung des Öffnungsgrades einzelner Unterrichtssequenzen .57
2.3.4 Ein "Stufenmodell" für Offenen Unterricht .....59
2.4 Zusammenfassung ..... 64
3 Stufen Offenen Unterrichts - drei Konzepte als Beispiele für die praktische Umsetzung ......66
3.1 Offenheit trotz Gleichschritt: "Didaktik der Kernideen - Reisetagebücherunterricht" ..... 67
3.1.1 Kernideen und Reisetagebücher - praktische Umsetzung .....70
3.1.2 Kernideen und Reisetagebücher - Grenzen und Fragen 74
3.2 Offenheit trotz Autorität: "Didaktik des weißen Blatts" ....... 77
3.2.1 Unterricht mit "weißen Blättern" - praktische Umsetzung ...80
3.2.2 Unterricht mit "weißen Blättern" - Grenzen und Fragen ......82
3.3 Offenheit trotz Grenzen: "Didaktik der sozialen Integration" ... 85
3.3.1 Soziale Integration als Vermeidung von Segregation - Hilfen zur Umsetzung ......88
3.3.2 Soziale Integration - Grenzen und Fragen .......91
3.4 Kurzer Blick auf die Unterschiede der drei Konzepte 93
3.5 Zusammenfassung ..... 96
IV
4 Allgemeindidaktische Einordnung des der Untersuchung zu Grunde liegenden
Verständnisses von Offenem Unterricht .........99
4.1 Das Lernverständnis des Offenen Unterrichts: Selbstgesteuertes und selbstreguliertes Lernen.. 99
4.1.1 Selbstgesteuertes und selbstreguliertes Lernen - Innen- oder Außensteuerung? ..101
4.1.2 Selbstgesteuertes und selbstreguliertes Lernen - durch Fremdsteuerung und Fremdregulierung?.......103
4.1.3 Selbstgesteuertes und selbstreguliertes Lernen - intrinsische, extrinsische oder
interessengeleitete Motivation? .105
4.1.4 Selbstgesteuertes und selbstreguliertes Lernen - bewusstes, unbewusstes oder
intuitives Ausbilden von Kompetenzen? .......107
4.1.5 Selbstgesteuertes und selbstreguliertes Lernen - bewusstes Trainieren oder
prozessuales Ausbilden von Strategien? ........110
4.1.6 Selbstgesteuertes und selbstreguliertes Lernen - implizites, explizites oder
inzidentelles Lernen? .........111
4.1.7 Selbstgesteuertes und selbstreguliertes Lernen - Einüben von Lehrstoff oder
integriertes Ausüben von Lerninteressen? .....114
4.1.8 Selbstgesteuertes und selbstreguliertes Lernen - Kompetenzerwerb statt trägem Wissen? .......115
4.2 Die Bildungsziele des Offenen Unterrichts ....... 117
4.2.1 Der Wandel des Bildungsbegriffes - der Wandel der Fächer ........117
4.2.2 Der Beitrag der Fächer zur schulischen Bildung .........121
4.3 Methodisch-didaktische Grundsätze des Offenen Unterrichts . 124
4.3.1 Die neue Rolle der Theorie - von der Vorschrift zur Absicherung ....126
4.3.2 Die neue Rolle des Stoffs - von der "Norm" zur "Lupe" ....128
4.3.3 Die neue Rolle der Sozialerziehung - von der Harmonisierung zur Selbstregierung .........130
4.3.4 Die neue Schülerrolle - vom Aberledigen zum Erfinden ....133
4.3.5 Die neue Lehrerrolle - vom Belehrenden zum Lernbegleiter ........137
4.3.6 Die neue Rolle der Arbeitsmittel - vom Lehrgang zum Werkzeug ....141
4.3.7 Die neue Rolle der Leistungsmessung - von der Kontrolle von oben zur Begleitung von unten.........143
4.3.8 Die neue Elternrolle - vom Kontrolleur zum Impulsgeber ..149
4.3.9 Die neue Rolle der Unterrichtsplanung - von der Vorplanung zur situativen Herausforderung 153
4.3.10 Die neue Rolle der Öffnung - überfachliche Dimensionen und Institutionen als Basis
des Offenen Unterrichts ....165
4.4 Zusammenfassung ... 170
5 Das Konzept des Sprachunterrichts in der untersuchten Klasse ..178
5.1 Lesen- und Schreibenlernen im Anfangsunterricht ... 179
5.1.1 Schreiben durch Schreiben und Lesen durch Lesen - oder Lesen durch Schreiben? .........180
5.1.2 Schreiben und Lesen durch freies Schreiben - und durch freies Lesen ......184
5.1.3 Freies Schreiben in der Praxis ...189
5.2 Freies Schreiben und Rechtschreiben . 191
5.2.1 Lautgetreues Schreiben, orthographisch korrektes Schreiben und der Umgang mit Fehlern .....191
5.2.2 Das Modell eines integrierten Rechtschreibunterrichts .......194
5.2.3 Teilleistungsübungen .........197
5.2.4 Grundwortschatzarbeit und Regellernen ........199
5.2.5 Vom expliziten Üben zum impliziten Lernen 200
5.2.6 Leistungsmessung Rechtschreiben ......202
5.3 Leseerziehung ......... 203
5.3.1 Weiterführende Leseerziehung ..203
5.3.2 Leistungsmessung beim Lesen ..205
V
5.4 Aufsatzerziehung .... 206
5.5 Grammatikunterricht - Sprache untersuchen .... 209
5.6 Mündlicher Sprachgebrauch ..... 210
5.7 Zusammenfassung ... 211
6 Das Konzept des Mathematikunterrichts in der untersuchten Klasse ....215
6.1 Offener Mathematikunterricht - Vom Lehrgang zur Eigenproduktion ..... 215
6.2 Kernideen und zentrale Inhalte der Mathematik ....... 219
6.3 Arithmetik . 220
6.3.1 Veränderter Umgang mit dem Stellenwert der Rechenverfahren ..221
6.3.2 Ausgangsbedingungen für die mathematische Entwicklung .........223
6.3.3 Kombinationsgetreues Rechnen und der Umgang mit Fehlern .....225
6.3.4 Werkzeuge und Praxishilfen ......226
6.3.5 Leistungsmessung Arithmetik ...234
6.4 Geometrie und Größen .... 235
6.4.1 Größen .......236
6.4.2 Geometrie ..238
6.4.3 Integrierter "Sach-Anwendungsunterricht .....238
6.5 Die Stellung des Konzepts im Vergleich zu anderen Ansätzen ....... 242
6.5.1 Offener Unterricht und eigene mathematische Erfindungen nach Le Bohec .......243
6.5.2 Offener Unterricht und Straßenmathematik ...245
6.5.3 Offener Unterricht und Sachunterricht statt Mathematikunterricht ....245
6.5.4 Offener Unterricht und Verzicht auf formales Rechnen nach Benezet .......247
6.5.5 Offener Unterricht und Reisetagebücherunterricht und Rechenkonferenzen .......250
6.5.6 Offener Unterricht und das Konzept "mathe 2000" .....252
6.5.7 Parallelen zum Atelier-Konzept von Glänzel 254
6.6 Zusammenfassung ... 261
7 Die Umsetzung der anderen Unterrichtsfächer im Konzept eines integrativen
Offenen (Sach-)Unterrichts ...266
7.1 Sachunterricht ......... 267
7.1.1 Lernvoraussetzungen und Handlungsbefähigung ........269
7.1.2 Von der Lernstandserhebung zur Fragekultur ...272
7.1.3 Von der Lehrerdemonstration zum freien Forschen ....273
7.1.4 Von der Angebotsvorgabe zur offenen Projektkultur ..274
7.1.5 Von der Arbeitsblattdidaktik zur medienkompetenten Vortragskultur .......275
7.1.6 Vom Arbeitsmittellager zur eigenständigen Medienaufbereitung .276
7.1.7 Vom festen Stoffkanon zu den Zielen im Hinterkopf ..277
7.1.8 Leistungsbewertung im Sachunterricht 278
7.2 Vom fächerübergreifenden Sachunterricht zum integrativen Offenen Unterricht ... 280
7.2.1 Integration von Kunst und Musik in den Offenen Unterricht ........280
7.2.2 Integration von Sport, Religion und Fremdsprachen ...281
7.2.3 Medienerziehung und Computer .........284
7.3 Zusammenfassung ... 291