Bunt, klangvoll, bewegt Trommeln, Tonklumpen oder Gymnastikbälle: Was passierthinter den Praxistüren in der "künstlerischen Therapie"mit Kindern und Jugendlichen? Worin liegt der spezifischeNutzen von Musik-, Tanz- oder Kunsttherapie und welchegemeinsamen Wirkfaktoren lassen sich identifizieren?Die AutorInnen stellen die Prozesse von Diagnostik undIndikationsstellung bis hin zum Abschluss der Behandlungmit Hilfe prägnanter Fallbeispiele anschaulich dar. Sievermitteln spannende Fakten zu Geschichte und Methodologieder einzelnen Verfahren und binden aktuelle Forschungsergebnisseein. Dem Leser wird klar, warum künstlerische Therapien vor allem in der Arbeit mit Kindern undJugendlichen nicht nur als "Dosenöffner" für Gesprächeüber Gefühle funktionieren, sondern das Fundament füreine heilsame Entwicklung bilden.
Inhaltsverzeichnis
Hinweise zur Benutzung des Buches 8 / Vorwort der Herausgeber Franz Resch und / Michael Schulte-Markwort 9 / Kreativität und Kindheit - Gedanken über die Künstlerischen Therapien für Kinder: nur "Dosenöffner-Therapie" oder substrathaftes Zentrum der Kindertherapie ? Geleitwort von Hans-Helmut Decker-Voigt 11 / 1 Allgemeiner Teil von Thomas Stegemann 15 / 1.1 Einführung: Begriffs-und Standortbestimmung 15 / 1.1.1 Definition 15 / 1.1.2 Das Spezifische der Künstlerischen Therapien 16 / 1.1.3 Indikationen und Differenzialindikationen 21 / 1.1.4 Standortbestimmung 25 / 1.1.5 Überblick 30 / 1.2 Evolutionsgeschichtliche und neurobiologische Aspekte 31 / 1.2.1 Präludium 31 / 1.2.2 Allgemeine Theorien zu Kunst, Gehirn und Evolution 33 / 1.2.3 Neurobiologische Aspekte der / künstlerischen Therapien 38 / 1.2.4 Neuroplastizität und Lernen 42 / 1.2.5 Synchronisation 43 / 1.2.6 Spiegelneurone 46 / 1.3 Zur Forschung in den Künstlerischen Therapien 48 / 1.3.1 Kunst und Forschung 48 / 1.3.2 Wissenschaftlichkeit 50 / 1.3.3 Forschungsmethoden 52 / 1.3.4 Stand der Wirksamkeitsforschung 55 / 1.3.5 Fazit und Perspektiven 59 / 2 Therapieverfahren und Profile 61 / 2.1 Musiktherapie von Thomas Stegemann 61 / 2.1.1 Definition und Anwendungsbereiche 61 / 2.1.2 Historische Aspekte und Entwicklungslinien 62 / 2.1.3 Musik 64 / 2.1.4 Musik in der prä-und postnatalen Phase 65 / 2.1.5 Musik in der Kindheit 67 / 2.1.6 Bedeutung von Musik im Jugendalter 68 / 2.1.7 Musik in der Therapie / Wirkfaktoren 70 / 2.1.8 Musiktherapeutische Behandlungsebenen 72 / 2.2 Tanztherapie von Marion Hitzeier 76 / 2.2.1 Entwicklungslinien der Tanztherapie 76 / 2.2.2 Tanztherapie mit Kindern und Jugendlichen 81 / 2.2.3 Differenzierung von Arbeitsweisen, Methoden, Interventionen und Techniken in der Tanztherapie 87 / 2.2.4 Arbeitsweisen und Methoden der Tanztherapie 88 / 2.2.5 Die übungszentrierte, erlebnisorientierte und konfliktzentrierte Arbeitsweise der Tanztherapie 89 / 2.2.6 Beispiele für die Methoden der Tanztherapie 96 / 2.2.7 Körperbild und Körperschema 101 / 2.3 Kunsttherapie von Monica Blotevogel 104 / 2.3.1 Was macht die Kunst in der Kunsttherapie? 104 / 2.3.2 Damals 110 / 2.3.3 Heute 112 / 2.3.4 Definitionen 113 / 2.3.5 Kunsttherapie mit Kindern und Jugendlichen 113 / 2.3.6 Kunst in Kindheit und Jugend: Der Reiz des Supernormalen 115 / 2.3.7 Kunstbegriff in der Therapie mit Kindern und Jugendlichen 117 / 3 Praxis Musiktherapie von Thomas Stegemann und Anna Badorrek-Hinkelmann 120 / 3.1 Diagnostik in der Musiktherapie 120 / 3.1.1 Exkurs: "Familie in Instrumenten" 120 / 3.1.2 Exkurs: Rahmenbedingungen/Ausstattung eines Musiktherapieraums 125 / 3.1.3 Kasuistik Florian 126 / 3.2 Indikationsstellung in der Musiktherapie 134 / 3.2.1 Indikationskriterien 134 / 3.2.2 Allgemeines zur Indikation und Kontraindikation von Musiktherapie 140 / 3.3 Therapie 144 / 3.3.1 Musiktherapie als Prozess 145 / 3.3.2 Besonderheiten in der Musiktherapie mit Kindern und Jugendlichen 147 / 3.3.3 Therapeutische Haltung 148 / 3.3.4 Musiktherapeutische Methoden, / Spielformen, Interventionen und Techniken 149 / 3.3.5 Kasuistik Florian 158 / Inhalt 7 / 4 Praxis Tanztherapie von Marion Hitzeier 163 / 4.1 Diagnostik in der Tanztherapie 163 / 4.1.1 Anamnestische Befunderhebung 163 / 4.1.2 Exkurs: Kinder psychisch kranker Eltern 167 / 4.1.3 Erläuterungen zur diagnostischen Arbeit am Körperbild 168 / 4.1.4 Bewegungsdiagnostik 173 / 4.1.5 Zusammenfassende diagnostische Auswertung 176 / 4.1.6 Psychodynamik 177 / 4.2 Tanztherapeutische Indikationsstellung 178 / 4.2.1 Therapieziele 179 / 4.3 Tanztherapeutische Interventionen 181 / 4.3.1 Themenzentrierte Ubersicht mit / Techniken und Interventionen 181 / 4.3.2 Zusammenfassung 193 / 5 Praxis Kunsttherapie von Monica Blotevogel 195 / 5.1 Diagnostik in der Kunsttherapie 195 / 5.1.1 Gibt es eine systematische kunsttherapie-spezifische Diagnostik? 197 / 5.1.2 Psychologische und kunsttherapeutische Zeichentests 197 / 5.2 Indikationsstellung 198 / 5.3 Therapie 199 / 5.3.1 Fallbeispiel 1: "Ich will es vergessen, aber ich schaffe es nicht!" 200 / 5.3.2 Fallbeispiel 2: "Ist die Sonne größer als ein Geist?" 217 / Literatur 232 / Weiterführende Literatur 246 / Anhang 248 / Ausbildungen und Berufsverbände 248 / Fachzeitschriften zu Musik-, Tanz- und Kunsttherapie 252 / Sachregister 255
REZENSION: Die "Künstlerischen Therapien" .- Musiktherapie. Tanztherapie, Kunsttherapie - scheinen in der Liste der in Österreich anerkannten Psychotherapien nicht auf. Sie ließen sich aber relativ mühelos schwerpunktsmäßig den humanistisch-existentiellen Schulen zuordnen, wo sich auch das Psychodrama befindet. Sie bezeichnen sich als kreative, nonverbale Therapien, die adjuvant , komplementär, supportiv, ergänzend zum Einsatz gelangen. Man würde aber das Potential der künstlerischen Therapien weit unterschätzen, wenn man ihnen nur die facilitatorische Funktion für die Gefühlsexpression zuschriebe ("Dosenöffner"). Künstlerische Therapien nehmen den Homo creator, den Homo ludens ernst, und haben sich aus einem magischen Paradigma und aus einem ausschließlich naturwissenschaftlichen Denken (mathematisches, medizinisches Paradigma ) gelöst und einem psychologischen Paradigma zugewandt. Die Frage, wie und warum sich Kunst entwickelt hat, kann durch Hinweise auf bestimmte, beim Menschen vorhandene Hirnareale beantwortet werden, aber auch durch die Hervorhebung der Symbolisierungsfähigkeit des Menschen. Die Kurzformel "Sex, Babys und Geselligkeit" bringt drei wesentliche evolutive Aspekte der Kunst ein: Die Rolle der künstlerischen (Selbst- ) Darbietung bei der Partnerfindung, der Stellenwert der Mutter-Kind-Interaktion in Form von Schlaf- und Wiegeliedern in allen Kulturen und die rituelle Bedeutung der Kunst für die Gemeinschaft. Die salutogenetische Wirkung der künstlerischen Therapien kann sich auf wichtige Konzepte (z.B. Neuroplastizität, Synchronisation, Timing) stützen: Der Mensch strebt nach seelischer Homöostase, sagt der Neurobiologe Hüther. Ihm hilft dabei die Neuroplastizität des Gehirns, wichtig sind auch die Spiegelneurone, die eine Einfühlung in andere ermöglichen. Die Mischung aus quantitativen und qualitativen Methoden kennzeichnet die Forschung in den künstlerischen Therapien. Eine Fülle von Wirkfaktoren in den künstlerischen Therapien wurde gefunden: Spannungsreduktion, Darstellung von Nichtverbalisierbarem, Förderung von Regression im Dienste des Ichs u. v. a. m.
Das Buch bringt zunächst allgemeine Aspekte ein (Definitorisches, Evolutionsgeschichtliches, Neurobiologisches etc.) Im 2.Kapitel erhalten die Therapieverfahren ein spezifisches Profil. Die abschließenden drei Kapitel beleuchten die Praxis der Musiktherapie, Tanztherapie und Kunsttherapie: Diagnostik, Indikationsstellung, Therapie. Das Buch bringt eine Fülle von Einblicken in die faszinierende Welt der künstlerischen Therapien und fokussiert insbesondere die Eigenheiten der Therapie im Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Fallbeispiele konkretisieren die Ausführungen.
Um die Vielfalt der Anregungen zu demonstrieren seien - ohne Wertung - einige Beispiele stichwortartig heraus gegriffen. Etwa die Bewegungsdiagnostik und die interessanten Interpretationen der Bewegungsanalyse (z.B. der wenig freie Bewegungsfluss eines Patienten als Schwierigkeit im Sich-Einlassen oder Loslassen); die Familie in Instrumenten (eine Aufstellung der Familienmitglieder mittels Musikinstrumenten); die Beobachtung der Zunahme von Supernormalen Stimuli (überdimensionale, übersteigerte Reize in einer reizüberladenen Medienwelt), die in ihrer Vergröberungstendenz die höheren Gehirnfunktionen - insbesondere die Fähigkeit zur Erzeugung innerer Bilder bzw. die Symbolisierungsfähigkeit an sich - beeinträchtigen.
Das Buch ist eine starke Demonstration für die künstlerischen Therapien und eine spannende und lehrreiche Lektüre für Therapeuten jeder Schulrichtung, aber auch eine wertvolle Anregung für Pädagogen, Erzieher, Eltern im allgemeinen!
Mag. DDr. Franz Sedlak
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Verfasser*innenangabe:
Thomas Stegemann ; Marion Hitzeler ; Monica Blotevogel. Unter Mitarb. von Anna Badorrek-Hinkelmann. Mit einem Vorw. von Franz Resch und Michael Schulte-Markwort und einem Geleitw. von Hans-Helmut Decker-Voigt
Jahr:
2012
Verlag:
München ; Basel, E. Reinhardt
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Systematik:
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PI.HEK
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ISBN:
978-3-497-02192-5
2. ISBN:
3-497-02192-X
Beschreibung:
260 S. : graph. Darst.
Schlagwörter:
Jugendpsychotherapie, Kinderpsychotherapie, Kunsttherapie, Jugend, Kind, Kind / Psychotherapie, Kindertherapie, Child (eng), Childhood (eng), Children (eng), Jugend <12-20 Jahre>, Jugendalter, Jugendliche, Jugendlicher, Kinder, Kindesalter, Kindheit, Kindschaft, Teenager
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Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Literaturangaben
Mediengruppe:
Buch