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68.; Autistische und autistoide Störungen

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Verfasser*innenangabe: Herausgegeben von Angelika Ebrecht-Laermann, Elfriede Löchel, Bernd Nissen und Johannes Picht. Mit Beiträgen von Jorge L. Ahumada, Luisa C. Busch de Ahumada, Joachim F. Danckwardt, Joshua Durban, Novina Göhlsdorf, Celia Fix Korbivcher, Bern
Jahr: 2014
Jahrbuch der Psychoanalyse
Bandangabe: 68.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Themenschwerpunkt:
 
Novina Göhlsdorf: Störung der Gemeinschaft, Grenzen der Erzählung. Die Figur des autistischen Kindes
Abstract
Leo Kanners und Hans Aspergers Erstbeschreibungen autistischer Patienten prägen die Vorstellungen von Autismus bis heute. Ich zeige, wie das prototypische autistische Kind in Kanners und Aspergers Fallgeschichten wesentlich durch Erzählverfahren herausgebildet wird. Eine symptomatische Aporie besteht jedoch darin, dass sich diese Figur der narrativen Erfassung zugleich widersetzt. Die autistische Figur entzieht sich per definitionem der Darstellung und bleibt in beiden Schriften Gegenstand des Nicht-Wissens. Kanner und Asperger identifizieren Autismus als Störung affektiver Bindung und sozialer Kommunikation. Sie nehmen damit auch Beschreibungen des Sozialen vor. Ihre radikale Fremdheit macht die Figur des autistischen Kindes zu einer "Zentralfigur der Moderne". Deren historisches Auftauchen lässt sich auch als Ausdruck einer zeitgenössischen und diskursübergreifenden Auseinandersetzung mit den Bedingungen und Grenzen der Gesellschaft verstehen.
Klaus Röckerath: Der Mechanismus von Antikythera. Versuch eines neuropsychoanalytischen Blicks auf den Autismus
Abstract
Der Autor versucht in seiner Arbeit eine Korrelation herzustellen zwischen Untersuchungsergebnissen aus nicht-psychoanalytischen Fachgebieten und psychoanalytischen Konzepten des Autismus. Dabei werden insbesondere Ergebnisse der genetischen und epigenetischen Forschung herangezogen sowie Befunde aus den Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren (Konnektivismustheorie). Es wird festgestellt, dass sich zahlreiche Brücken bauen lassen zwischen diesen Ergebnissen und den Konzepten zum Autismus, wie sie vor allem von Tustin, Bick, Meltzer u. a. entwickelt worden sind. Deutlich wird, dass die psychoanalytischen Konzepte wesentlich umfassender sind als die naturwissenschaftlichen. Gleichzeitig wirft dieser Aspekt einen neuen Blick auf die Notwendigkeit ausreichend gründlicher psychoanalytischer Ausbildung, da es in der Behandlung autistischer Menschen noch einmal mehr auf den guten emotionalen Kontakt des Analytikers mit sich selbst ankommt.
Bernd Nissen: Autistoide Organisationen
Abstract
Als das wichtigste Merkmal von autistoiden Organisationen wird das Fehlen projektiver Identifizierung ausgewiesen, da die Hoffnung auf ein containendes Objekt aufgegeben wurde. Grundlagentheoretisch wird die paradoxale Dynamik nachgezeichnet, in der Prä-Konzeptionen nicht auf ausreichende Realisierungen treffen, so dass keine stabile konzeptionelle Wandlung eintreten kann, und prä-psychische Elemente nicht genügend mit psychischer Qualität ausgestattet werden. Damit fühlt sich das rudimentäre Selbst permanent von Auflösung und Vernichtung bedroht. Es können keine seelischen Gedanken entstehen. Die nicht-verbindungsfähigen Fragmente müssen eingekapselt werden, bleiben aber bedrohlich virulent. Am Beispiel eines Erstinterviews wird gezeigt, wie sich solche autistoiden Dynamiken blitzschnell entfalten können, das Objekt induktiv involviert wird. Zugleich werden die objektalen Reste sichtbar, die auf ein verstehendes Objekt hoffen und eine analytische Behandlung ermöglichen.
Celia Fix Korbivcher: Autistische Transformationen und das Verhältnis von Container und contained: Wie man mit psychotischen und autistischen Phänomenen in Kontakt kommt
Abstract
Ausgehend von Bions Theorie der Transformationen und Tustins Überlegungen zu autistischen Phänomenen entwickelt die Autorin ein Konzept autistischer Transformationen. Dazu unterscheidet sie diese von projektiven Transformationen und Transformationen in Halluzinose sowie von den zugrundeliegenden psychotischen Phänomenen. Sie unternimmt einen Versuch, den Begriff autistischer Transformationen in Bions Theorie zu integrieren, und untersucht die Auswirkungen auf die seelische Verfasstheit des Analytikers unter dem Einfluss autistischer wie auch psychotischer Phänomene. Anhand von zwei Fallbeispielen demonstriert und diskutiert sie den klinischen Nutzen ihres Konzeptes Dieser besteht vor allem darin, anhand der spezifischen Qualität der emotionalen Erfahrung des Analytikers auf den beteiligten autistischen oder psychotischen Persönlichkeitsanteil des Patienten zu schließen und mit diesem über eine differenzierte Annäherung in Kontakt zu kommen.
Laura Viviana Strauss: Vom Pilotfisch zur Analytikerin… Das Auftrennen der Naht
Abstract
Ich möchte in dieser Arbeit zwei grundlegende Bewegungen darstellen, deren bipolarer Rhythmus den Prozess bestimmten: Einerseits umhüllte der rasante Wechsel aneinander gereihter projektiver und introjektiver Mechanismen den Patienten undurchdringlich und bildete einen autistoiden Saum um ihn herum. Andererseits führte die Suche nach einer Beziehung zur Entwicklung einer symbiotischen Funktion, die sich als eine reduzierte, kontrollierte Abhängigkeit darstellte. Zusammen genommen bildeten sie eine verschlossene Naht, die nur durch eine "forcierte" Intervention der Analytikerin aufgetrennt werden konnte, indem sie den Rhythmus der projektiven Identifikationen unterbrach. Erst dann konnte eine erkennbare Verbindung zu der Analytikerin und zu sich selbst entstehen, die dem Patienten half, aus seinem Zustand von Unintegriertheit heraus zu kommen. Maria Rhode: Psychoanalytische Behandlung von Kindern mit Störungen aus dem Autismusspektrum. Theoretische Implikationen
Abstract
Die Autorin untersucht einige der Beobachtungen, die aus der psychoanalytischen Behandlung von Kindern mit Autismus hervorgegangen sind, und diskutiert den Beitrag, den diese klinische Arbeit zum Verständnis dreier grundlegender psychoanalytischer Konzepte (primäre Identifizierung, Ödipuskomplex und Internalisierung) leisten kann. Im Einklang mit den Formulierungen Kleins, Tustins und Meltzers wird der körperlichen Erfahrungsebene und der Angst des Kindes vor seiner eigenen Destruktivität ein zentraler Stellenwert zugeschrieben.
Joshua Durban: Umhüllung und autistisch falsche Formen als schützende Schale gegen Formlosigkeit und Transformation
Abstract
Die Arbeit beschreibt den Prozess des ›Umhüllens‹, der in psychoanalytischen Behandlungen mit autistischen Kindern auftritt, wenn die Möglichkeit eines ›catastrophic change‹ auftaucht. Sie be- und verstecken sich unter dem Schutz einer autistischen Zweithaut, die auf falschen Formen basiert, nämlich eines Amalgams äußerer Merkmale des Analytikers, des Kindes und der Bezugperson. So können sie sich heimlich zurückziehen und ihren autistischen Kern bewahren. Das Umhüllen ist im Kern ein somatischer, adhäsiver und obsessiver Vorgang, das in spezifischen Ängsten und unbewussten Fantasien gründet. Es könnte als eine Art proto paranoid-schizoide Angst vor Integration begriffen werden, die eine tiefe Furcht vor einem zweiten Zusammenbruch maskiert: Dieses Mal bezogen auf die Möglichkeit von Veränderung und der unvermeidlichen Umstrukturierung der internen und externen Seinsmodi, die damit einhergeht. Der Prozess des Umhüllens kann zu einer autistischen negativ therapeutischen Reaktion führen. Wenn er jedoch rechtzeitig erkannt und gedeutet wird, kann er zu einer Übergangsorganisation werden, die zu weiterem Wachstum und zu Veränderung führt - und zur Entwicklung authentischerer Formen. Die Rolle und Funktion des Umhüllens wird mit Hilfe klinischen Materials eines Kindes und eines Adoleszenten demonstriert, das aus fünfstündigen Behandlungen stammt.
Luisa C. Busch de Ahumada und Jorge L. Ahumada: Formen autistischer und autistoider Dynamik: Das Zeitfenster für eine günstige Wendung [window of opportunity]
Abstract
Nach einer Diskussion der Konzepte zum frühkindlichen Autismus von Kanner bis Tustin, wird der Behandlungsprozess eines fast stummen, hyperaktiven Jungen beschrieben. Die Behandlung begann im Alter von zwei Jahren und neun Monaten, kurz nachdem Symptome entstanden waren, die mit einer Schwangerschaft und folgenden Depression der Mutter auftraten, während die Familie im Ausland lebte. Die anfängliche Phase der Behandlung war durch einen Mangel an Kontakt und von Hypermotilität gekennzeichnet. Ein Wendepunkt trat im vierten Monat der Therapie ein, als der Junge Interesse an einem roten Marker zeigte, mit dem er ein paar Linien malte, dazu ein paar Silben murmelte. Nach drei oder vier Sitzungen begriff die Analytikerin, dass diese Silben auf eine rote ›Rakete‹ Bezug nahmen, die er einmal zur Sitzung mitgebracht hatte. Die folgenden klinischen Interaktionen führten zur vollständigen Gesundung innerhalb eines Jahres. Mit psychoanalytischen Behandlungen so schnell wie möglich nach den ersten Symptomen zu beginnen, lassen ein veritables "window of opportunity" entstehen. Der aktuelle Wandel in eine zunehmend ›autistoide Mediengesellschaft‹ wird betrachtet und die kurze Behandlung eines nomadischen postadoleszenten Mädchens in Bezug auf eine mimetische-autistische Dynamik untersucht.
 
Karl-Abraham-Vorlesung:
 
Joachim F. Danckwardt: Von ›Jenseits des Lustprinzips‹ zur ›Banalität des Bösen‹ - Weitere Bruchstücke zu Sigmund Freuds Lebens-Todestriebhypothese
 
 

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Verfasser*innenangabe: Herausgegeben von Angelika Ebrecht-Laermann, Elfriede Löchel, Bernd Nissen und Johannes Picht. Mit Beiträgen von Jorge L. Ahumada, Luisa C. Busch de Ahumada, Joachim F. Danckwardt, Joshua Durban, Novina Göhlsdorf, Celia Fix Korbivcher, Bern
Jahr: 2014
Übergeordnetes Werk: Jahrbuch der Psychoanalyse
Bandangabe: 68.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.HPP
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ISBN: 978-3-7728-2068-7
2. ISBN: 3-7728-2068-9
Beschreibung: 262 S.
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Göhlsdorf, Novina
Sprache: Deutsch
Fußnote: Literaturverz. S. 245 - 249
Mediengruppe: Buch