(I-15/04-C3) (G ZWs / SC)
Der gewaltlose Kampf um Freiheit, um Demokratie ist weder ideologiefrei noch erhaben über Manipulation und Vereinnahmung. Domenico Losurdo leistet Aufklärungsarbeit über Geschichte, Dilemmas und Tragödien des Ideals der Gewaltlosigkeit und wendet sich scharf gegen seine imperial-gewalttätige Instrumentalisierung. Versiert, provokant und mit immensen historischen Kenntnissen nimmt Losurdo die Mythen und Galionsfiguren der Gewaltfreiheit unter die Lupe. Er setzt sich mit Tolstoi und Gandhi auseinander, mit Martin Luther King, mit dem Dalai Lama und den ›Farbrevolutionen‹, er streift Thoreau, Niebuhr, Bonhoeffer, Simone Weil und Hannah Arendt. Immer wieder zieht er Vergleiche zwischen gewaltloser, antikolonialer und antimilitaristischer Bewegung und problematisiert die durchdringende Wirkung neuer Medien. Gegen demokratischen Interventionismus plädiert er für eine Demokratisierung internationaler Beziehungen auf Grundlage der Gleichheit aller Staaten.
"Domenico Losurdo, international renommierter Philosoph und Politologe mit zahlreichen Publikationen zu großen Denkern und allgemeinen Themen, zeichnet sich durch akribisch recherchierte sowie klar und logisch strukturierte Studien aus." Ishay Landa, Kommune
"Ein intellektuelles Ereignis sondergleichen." Die Zeit über Losurdos Nietzsche
Beeindruckend in seiner Materialfülle, lehrreich in seinen Verknüpfungen, bietet dieses Buch einen großen historischen Überblick. Losurdo beginnt mit der American Peace Society, die beim Sepoy-Aufstand die britische Kolonialmacht gegen die "Kriminellen" unterstützte, befasst sich ausführlich mit Gandhi und seiner politischen Entwicklung, beleuchtet Martin Luther Kings ›realistische Gewaltlosigkeit‹, die Kontroversen mit Malcolm X, die kritische Anerkennung von Black Power. Er arbeitet heraus, wie sowohl Gandhi als auch MLK nach ihrer Ermordung antisozialistisch ideologisiert wurden. Er würdigt Tolstoi und den Antimilitarismus, zeigt am Konflikt China-Tibet die Instrumentalisierung der Gewaltfreiheit durch westliche Mächte, nimmt die Tiananmen-Akte unter die Lupe und verdeutlicht am Beispiel Georgien, wie Gewaltlosigkeit als Mittel für Destabilisierung und Staatsstreiche eingesetzt wird.
Domenico Losurdo, *1941, italienischer Publizist und Professor für Philosophie an der Universität Urbino, ist Präsident der Internationalen Gesellschaft für dialektisches Denken sowie (mit Hans Heinz Holz) Herausgeber der philosophischen Halbjahresschrift Topos (Internationale Beiträge zur dialektischen Theorie). Von Losurdos zahlreichen Büchern sind auf Deutsch u. a. erschienen: Nietzsche, der aristokratische Rebell. Intellektuelle Biographie und kritische Bilanz; Die Gemeinschaft, der Tod, das Abendland - Heidegger und die Kriegsideologie; Demokratie oder Bonapartismus - Triumph und Niedergang des allgemeinen Wahlrechts; Kampf um die Geschichte - Der historische Revisionismus und seine Mythen; Die Deutschen. Sonderweg eines unverbesserlichen Volkes?; Stalin. Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende.
Inhalt
Einführung
Von den nicht eingelösten Versprechen des ewigen Friedens zur Gewaltlosigkeit
Kapitel 1
Christlicher Abolitionismus und Pazifismus in den USA
Kapitel 2
Vom pazifistischen Abolitionismus zu Gandhi und Tolstoi
Kapitel 3
Gandhi und die sozialistische Bewegung: Macht die Gewalt den Unterschied?
Kapitel 4
Die antikolonialistische Bewegung, die Partei Lenins und die Partei Gandhis
Kapitel 5
Gewaltlosigkeit im Angesicht von Faschismus und Zweitem Weltkrieg
Kapitel 6
Martin Luther King als "schwarzer Gandhi" und der afroamerikanische Radikalismus
Kapitel 7
Die Wirkungsgeschichte Gandhis in der Welt und die Errichtung des gewaltlosen Pantheons Kapitel 8
Von Gandhi zum Dalai Lama?
Kapitel 9
"Gewaltlosigkeit", "farbige Revolutionen" und Great Game
Kapitel 10
Realistische Gewaltlosigkeit in einer der nuklearen Katastrophe ausgesetzten Welt
Verfasser*innenangabe:
Domenico Losurdo. Aus dem Ital. von Erdmute Brielmayer
Jahr:
2014
Verlag:
Hamburg, Argument
Aufsätze:
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ISBN:
978-3-86754-105-3
2. ISBN:
3-86754-105-1
Beschreibung:
Dt. Erstausg., 1. Aufl., 270 S.
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Fußnote:
Literaturverz. S. 258 - 266
Mediengruppe:
Buch