Dies ist keine Einführung in die Technik der Psychoanalyse, sondern eine Reflexion ihrer Grundlagen zurück bis zu Platons Gastmahl. Was Freud als "Übertragungsliebe" behandelt, hat dort seine "Urszene", die zudem generell das Verhältnis von Philosophie und Psychoanalyse bestimmt.
In Platons Gastmahl erhält der Wettbewerb um die beste Lobrede auf die Liebe eine entscheidende Wende durch die von Sokrates vorgetragene Erkenntnis, dass die Liebe nicht durch Erfüllung, sondern durch Armut gekennzeichnet ist. Die Liebe wird vom Begehren getragen, was in der Schlusssequenz geradezu performativ verdeutlicht wird: Dort geriert sich der betrunkene Alkibiades als eifersüchtiger Liebhaber des Sokrates, wird von diesem aber – der laut Lacan hier wie ein Analytiker agiert –, enttäuscht und an seinen ‚wahren‘ Geliebten Agathon verwiesen.
Was die zeitgenössische Psychoanalyse unter dem Titel "Gegenübertragung" als eine auszuräumende Störung behandelt, ist für Lacan als "Begehren des Analytikers" konstitutive Bedingung des psychoanalytischen Prozesses. Die Konfiguration des Begehrens in einer Generation zeitigt schicksalhafte Konsequenzen in den folgenden, was mit Claudels Dramen gezeigt wird.
/ AUS DEM INHALT: / / /
EINFÜHRUNG 11
I Im Anfang war die Liebe 13
DIE TRIEBFEDER DER LIEBE
Ein Kommentar des Gastmahls von Piaton 31
II Szenenbild und Figuren 33
III Die Metapher der Liebe - Phaidros 53
IV Die Psychologie des Reichen - Pausanias 71
V Die medizinische Harmonie - Eryximachos 87
VI Die Lächerlichkeit der Kugel - Aristophanes 103
VII Die Atopie des Eros - Agathon 125
VIII Von der episteme zum mythos 143
IX Ausgang aus der Überwelt 159
X Agalma 173
XI Zwischen Sokrates und Alkibiades 189
DAS OBJEKT DES BEGEHRENS
UND DIE DIALEKTIK DER KASTRATION 207
XII Die Übertragung auf die Gegenwart 209
XIII Kritik der Gegenübertragung 225
XIV Anspruch und Begehren im oralen und analen Stadium 243
XV Oral, anal, genital 259
XVI Psyche und der Kastrationskomplex 273
XVII Das Symbol O 289
XVIII Die reale Präsenz 305
DER MYTHOS VON ÖDIPUS HEUTE
Ein Kommentar der Coüfontaine-Trilogie von Paul Claudel 321
XIX Sygnes Nein 323
XX Turelures Niedertracht 341
XXI Pensees Begehren 361
XXII Strukturale Zerlegung 379
GROSS I UND KLEIN a 395
XXIII Gleitbewegungen des Sinns des Ideals 397
XXIV Die Identifizierung durch "ein einziger Zug*" 415
XXV Die Angst in ihrer Beziehung zum Begehren 433
XXVI Eines Schattens Traum der Mensch 447
XXVII Der Analytiker und seine Trauer 461
NOTIZ 477
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Verfasser*innenangabe:
aus dem Französischen von Hans-Dieter Gondek
Jahr:
2015
Verlag:
Wien, Passagen-Verl.
Aufsätze:
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Bandangabe:
Buch 8.
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Systematik:
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ISBN:
978-3-7092-0158-9
2. ISBN:
3-7092-0158-6
Beschreibung:
Deutsche Erstausgabe, 2., überarbeitete Auflage, 480 S. : graph. Darst.
Sprache:
Deutsch
Originaltitel:
Le transfert (dt.)
Mediengruppe:
Buch