Dilettanten, Grenzgänger, Querdenker, unerwünschte Reformer - in der Wissenschaftsgeschichte sind sie vielfach vertreten, als Außenseiter, die mit unkonventionellen Ideen die Wissenschaft bereichert haben. Johannes Kepler und Paracelsus, Charles Darwin und Alexander von Humboldt, Alfred Wegener, Barbara McClintock und Hoimar von Ditfurth - ihnen und vielen anderen Forschern und Gelehrten ist gemeinsam, dass sie Neuland betreten oder sich mit Problemen in Disziplinen befasst haben, die nicht ihre eigenen waren. Sie waren Abenteurer, "Amateure" (im besten Sinn des Wortes), haben herrschende Paradigmen in Frage gestellt, außerhalb der jeweils etablierten Wissenschaft geforscht oder einfach einen ungewohnten Blickwinkel eingenommen. Viele von ihnen sind bei ihren Zeitgenossen auf Argwohn und Ablehnung gestoßen, ignoriert oder bekämpft worden und haben erst nach ihrem Tod die ihnen gebührende Anerkennung gefunden (wovon sie dann nichts mehr hatten).
Dieses Buch portraitiert Wissenschaftler aus mehreren Jahrhunderten, die als Außenseiter gewirkt, letztlich aber der Wissenschaft unverzichtbare Dienste erwiesen haben. Es handelt von sehr verschiedenen - teils tragischen - Schicksalen und zeigt, dass die Wissenschaft von unterschiedlichen Temperamenten lebt. Auf sehr gut lesbare Weise liefert der Autor damit nicht nur einen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte, sondern gibt auch Einblicke in den Wissenschaftsbetrieb einst und jetzt und hilft, manche Vorurteile zu beseitigen, die sich nach wie vor um die Wissenschaft ranken. Das Buch ist daher keine bloße Sammlung interessanter (wissenschaftlicher) Biographien, sondern auch ein bemerkenswerter kritischer Beitrag zum Verständnis der Wissenschaft insgesamt, deren Entwicklung sich nicht geradlinig, sondern als Zickzackweg vollzieht.
Außenseiter sind dabei unerlässlich.
Franz M. Wuketits, geb. 1955. Studium der Zoologie, Paläontologie, Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Wien, Promotion 1978, Lehrbefugnis 1980 ebendort. Seither Lehrtätigkeit am Institut für Philosophie (Schwerpunkt Philosophie der Biowissenschaften) der Universität Wien sowie Lehraufträge und Gastprofessuren an mehreren anderen Universitäten (Universität Graz 1987-2004, Technische Universität Wien 1998-2003, Universität der Balearen in Palma de Mallorca, 2006, 2008, 2009, 2010). Seit 2002 Vorstandmitglied des Konrad-Lorenz-Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung in Altenberg an der Donau, jetzt Klosterneuburg (Niederösterreich). Wissenschaftlicher Beirat mehrerer Institutionen und Gesellschaften, u. a. Freie Akademie Berlin und Giordano-Bruno-Stiftung. Beirat in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften, u. a. „Biological Theory“, „La Nuova Critica“ „Ludus Vitalis“. Autor von über 500 Veröffentlichungen (darunter 41 Büchern) und Herausgeber oder Mitherausgeber von 15 Sammelbänden.
/ AUS DEM INHALT: / / /
1 Einleitung: Spinner oder Wegweiser? 1
Literatur 11
2 Wissenschaft: Zickzackkurs auf dem Weg zum Wissen 15
Zur Dynamik wissenschaftlicher Erkenntnis 15
Wissenschaft lebt von unterschiedlichen Temperamenten 22
Konkurrenz, Konflikt und Kooperation in der Forschung 28
Wer gehört dazu? Konklaven und Exklaven der Wissenschaft 35
Lust und Frust der Einzelgänger 39
Von der Sinnlosigkeit der Kompetenzstreitigkeiten 42
Wer sagt, was "wahr" und was "falsch" ist? 48
Literatur 53
3 Die Außenseiter 59
Universalisten und Dilettanten 62
Konrad Gesner (1516-1565) 62
Johannes Kepler (1571-1630) 69
Jean-Baptiste de Lamarck (1744-1829) 77
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) 86
Alexander von Humboldt (1769-1859) 94
Charles Darwin (1809-1882) 102
Alfred Russel Wallace (1823-1913) 113
Grenzgänger und Fremdgeher 122
Erasmus Darwin (1731-1802) 122
Joseph Priestley (1733-1804) 126
Peter Simon Pallas (1741-1811) 132
Heinrich Olbers (1758-1840) 138
Adelbert von Chamisso (1781-1838) 142
Johann Gregor Mendel (1822-1884) 147
Karl August Möbius (1825-1908) 155
Erwin Schrödinger (1887-1961) 160
Hans Hass (1919-2013) 167
Erich Jantsch (1929-1980) 174
Unerwünschte Reformer - ihrer Zeit voraus 179
Paracelsus (Theophrast von Hohenheim) (1493-1541) 179
Ignaz Philipp Semmelweis (1818-1865) 186
Querdenker 191
Pjotr (Peter) Kropotkin (1842-1921) 191
Jakob von Uexküll (1864-1944) 196
Alfred Wegener (1880-1930) 202
Paul Kammerer (1880-1926) 208
Pierre Teilhard de Chardin (1881-1955) 215
Barbara McCIintock (1902-1992) 221
Erwin Chargaff (1905-2002) 227
Wolfgang Friedrich Gutmann (1935-1997) 232
Quereinsteiger 239
Wilhelm Hofmeister (1824-1877) 239
Wilhelm Bölsche (1861-1939) 243
Arthur Koestler (1905-1983) 249
Hoimar von Ditfurth (1921-1989) 255
Ideologisch Unbequeme 261
Giordano Bruno (1548-1600) 261
Nicolas Leblanc (1742-1806) 267
Nikolaj Ivanovich Vavilov (1887-1943) 271
Nikolaj Boew (1922-1985) 279
Literatur 283
Bildnachweis 295
Sachverzeichnis 297