Südkärnten: Hier leben seit vielen Jahrzehnten Slowenen und deutschsprachige Kärntner nebeneinander. Gräben oder grape – so heißen die Täler in Südkärnten, Gräben ziehen sich bis heute zwischen den Bewohnern wie einst die Schützengräben, manchmal sogar innerhalb einer Familie.
In den Gräben lebten die slowenischen Bauern, die Deutschen waren Gewerbetreibende und Fabriksherren im Tal. Aus dem Nebeneinander wurde Feindschaft, als während der Nazi-Herrschaft die Slowenen deportiert wurden. Der Partisanenkampf der Slowenen war der einzige bewaffnete Widerstand gegen die NS-Herrschaft in Österreich und damit die Grundlage für den Staatsvertrag. Nach dem Krieg blieben beide Volksgruppen in einer Art feindlichen Starre. Misstrauen, Trotz und Ignoranz verdecken auf allen Seiten tiefe Wunden.
Erst kämpften sie gegeneinander. Dann schwiegen sie. Nun machen sie gemeinsam einen Film.
In „Der Graben / Grapa“ arbeiten nun erstmals die Kulturvereine beider Gruppen gemeinsam an der Bewältigung der letzten 100 Jahre. Zeitzeugen, die als Kind den Krieg auf beiden Seiten erlebt haben, erzählen. Menschen, die bisher bestenfalls nicht miteinander gesprochen haben, rekonstruieren nun gemeinsam ihre Geschichte. Zunächst nebeneinander, aber für denselben Film.
Mit der Methode des „Partizipativen Re-Enactments“ kombiniert Regisseurin Birgit Sommer die Erzählung der Zeitzeugen mit filmischen Nacherzählungen an Originalschauplätzen mit Originalrequisiten, dargestellt von den Nachkommen der Protagonisten. Alle Kulturvereine und Museen der Region haben ihre Mitarbeit bereits zugesagt. Im Mikrokosmos des Vellachtals, in dem Täter und Opfer Nachbarn waren und sind und sie diese Rollen oftmals auch noch vertauschten, wird die Geschichte des südlichsten Zipfels Österreichs lebendig, ohne die es Österreich so wie heute wohl nicht geben würde.
Gerade rechtzeitig zum 60. Jahrestag des österreichischen Staatsvertrages, wird ein Film der breiten Öffentlichkeit in einer bisher kaum gekannten Form vorgestellt: „Menschen, die bisher bestenfalls nicht miteinander gesprochen haben, rekonstruieren nun gemeinsam ihre Geschichte. Zunächst nebeneinander, aber für denselben Film. Mit der Methode des ,Partizipativen Re-Enactments‘ kombiniert Regisseurin Birgit Sommer die Erzählung der Zeitzeugen mit filmischen Nacherzählungen an Originalschauplätzen mit Original-Requisiten, dargestellt von den Nachkommen der Protagonisten“. Der Film, wie das Buch zum Film samt DVD, sind eine würdige Fortsetzung der Ortstafellösung, wird doch durch diese Herangehensweise die Achtung und Würde den Menschen wiedergegeben und ihnen die Möglichkeit gereicht, sich selbst auf den Weg der Mediation zur Bewältigung des Jahrhunderttraumas einzulassen. (Verlagstext)
Verfasser*innenangabe:
Birgit-Sabine Sommer
Jahr:
2015
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Systematik:
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GE.OV
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ISBN:
978-3-9902914-4-3
2. ISBN:
3-9902914-4-0
Beschreibung:
220 S. : zahlr. Ill.
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Paralleltitel:
Grapa
Fußnote:
Text überw. dt., teilw. slowen.
Mediengruppe:
Buch