Bis heute ist der männliche Rollenkäfig recht stabil. Gefühlsferne und klagloses Ertragen von Härten und Gesundheitsrisiken sind immer noch typische Merkmale der Männerrolle. Sie erschweren einen sensiblen und reflektierten Umgang mit der eigenen emotionalen Bedürftigkeit. In der Kindheit erfahrene Verunsicherungen und damit zusammenhängende unverarbeitete Ängste, Wut und Trauer werden abgewehrt. Bei Jungen zeigen sich destruktive Impulsivität und ADHS. Seelische Belastungen äußern sich bei Männern häufig anders als bei Frauen. Ungesundes Arbeiten, Alkoholmissbrauch, Aggression, Hochrisikoverhalten sind dann krank machende Auswege - mit Folgen für die seelische Gesundheit. Vielen Männern sind solche Zusammenhänge nicht bewusst. Es fällt ihnen schwer, über seelische Verwundungen und emotionale Bedürfnisse zu sprechen, sich psychotherapeutische Hilfe zu suchen. Medizinische Diagnostik und Behandlung sind noch zu unsensibel für die rollentypisch verzerrten Symptomschilderungen und dahinterliegende seelische Nöte von Jungen und Männern. Renommierte Expertinnen und Experten informieren über diese Problematik und zeigen Lösungswege auf.
AUS DEM INHALT
Matthias Franz und André Karger
Seelische Gesundheit von Männern und Jungen -
eine Einführung 7
Peter Schneider
MännerkrankheitenBemerkungen zur sozialen Konstruktion
psychopathologischer Kategorien 19
Peter Angerer
Arbeitsstress bei Männern - Möglichkeiten der Prävention 28
Johannes Siegrist
Männliches Leiden an der Arbeitswelt - Ursachen, Folgen,
Lösungsansätze 45
Heino Stöver
Risikolust am Rausch - doing gender with drugs! 60
Anne Maria Möller-Leimkühler
Gut getarnt ist halb gewonnen? Depression bei Männern 88
André Karger
Gewalt macht krankEin Thema (auch) für Männer?
Einige Gedanken über den gesellschaftlichen Umgang mit der
Geschlechterspezifität von (partnerschaftlicher) Gewalt 105
Christoph Schwamm
Westdeutsche Männer in stationärer Psychotherapie bis 1990
Überlegungen zur Rolle der Vergangenheit für die psychische
Gesundheit von Männern - und was der Wilde Westen
damit zu tun hat 122
Björn Süfke und Wolfgang Neumann
Männer in der Psychotherapie - ein doppeltes Dilemma 142
Heribert Blaß
Seelische Konflikte in der männlichen Entwicklung 165
Matthias Franz
Was macht den männlichen Rollenkäfig
so stabil? 179
Manfred Endres
Gewaltbereite Jugendliche - eine therapeutische
Herausforderung 207
Bernhard Stier
ADHS - warum zappelt Philipp? 219
Marianne Leuzinger-Bohleber, Katrin Luise Laezer,
Inka Tischer und Birgit Gaertner
Beschleunigte Jungen - was tun? Zu ausgewählten
Ergebnissen der Frankfurter ADHS-Wirksamkeitsstudie 239
Die Autorinnen und Autoren 269