Anorexie gilt als rätselhafte, paradoxe Erkrankung. Für die Betroffenen ist es ebenso schwierig, mit ihr zu leben wie ohne sie. Wo liegt die Ursache dieser oftmals tödlich endenden Krankheit? Dieser Frage geht Thomas Ettl anhand von zwei Autobiografien nach. Die betroffenen Frauen erzählen von ihrem Weg in die Anorexie, schildern ihren und den Umgang der Bezugspersonen mit der Störung. Dabei wird unter anderem auch der Einfluss der Pro-Ana-Bewegung auf die Erkrankten sichtbar.
Ettl zeigt, dass der Anorexie eine bisher eher vernachlässigte oder in ihrer Bedeutung verkannte Ursache zugrunde liegen kann. Er beschreibt die Magersucht als eine Erkrankung an einer grenzüberschreitenden partikularen Moral der Bezugspersonen, die auf die Betroffenen von Kindheit an traumatisierend wirkt. In der Pubertät kommt es zur Identifikation mit diesem Aggressor, der fortan mit Zwang zur Askese und Perfektion gegen den eigenen Körper und das Selbst wütet.
Inhalt
Vorwort 9
1 Dünn - Dünner - Lollipopgirl 15
Schreckenskörper im Internet
Einführung 15
Bilder von Körpern ¿ Körperbilder 17
Knochenlandschaften 18
Schreckensbilder als Werbung 21
Die Betrachter*in 23
Mutter Ana, Freundin Ana und die pathologische Dyade 24
Der Schatten der Mutter 27
2 Die anorektische Logik (I) 35
3 Gesplittert, gefasert, geknackt 41
Die Folgen einer Vergewaltigung
Prolog 41
Der Abschied vom Körper 43
Flucht in die Zukunft 48
Die no entry parents und die Suche nach besseren Eltern 54
Ein Bordell als Sanatorium 59
Ana, Mia und die Magersüchtige 66
Hilfreiche Objekte 74
Eine »Glücksübung« 79
4 Die anorektische Logik (II) 83
5 Das Mädchen, das nicht zunehmen wollte 93
Die Geschichte einer Magersüchtigen till the end (I)
Tatort Körper 94
Spurensuche 95
Die Kindimago der Eltern 98
Die depressive Mutter 101
Das pathologische Überich und der enttäuschende Vater 107
Fluchtversuch aus der Dyade 122
Die Kindimago als Hindernis 126
Das Trauma »Julie« 129
Der Muttermord 140
Pubertät und Adoleszenz 144
6 Die anorektische Logik (III) 149
Die Anorexie als Angst vor der Verdauung 162
7 Das Mädchen, das nicht zunehmen wollte 173
Die Geschichte einer Magersüchtigen till the end (II)
Die Männer 176
Madame de Villedieu, Psychotherapeutin 189
Intrusive Attacken 194
Till the end 195
Vom Mausoleum der Mutter bis in die Gruft mit der Mutter 197
Epilog 197
Noch einmal: Die Plakate 200
Die Macht der Signifikanten 205
8 Die anorektische Logik (IV) 209
Einleitung 209
Die »Symptome« der Kindheit 229
Die Dyade und die Vaterdeprivation 235
Eine verhängnisvolle Vaterdeprivation 240
Die multifaktoriell bedingte Symptomwahl 241
Die Muttermorphophobie 244
9 Anmerkungen zur Behandlung 253
Symptomfokussierende Verfahren 253
Triebkonflikt oder Konflikt mit der Umwelt 256
Analytisch orientierte Verfahren 259
Täter*innen und Opfer in Übertragung und Gegenübertragung 271
Die Intrusionsfalle 280
»Schweigen, wenn ich eigentlich um Hilfe rufen müsste« 291
Kontrollzwang als Grund für Widerstand 295
Die Doppellinse Gegenwart und Vergangenheit 296
Lebensgeschichte und Erinnerung 302
Die Bedeutung spontaner Gesten 309
Therapeutinnen oder Therapeuten? 319
(Des-)Analyse des partikularen Überich- bzw. Ichideal-Systems 327
Die direkte Beziehungsebene 330
Parameter 339
Ressourcenforschung 340
Epilog 342
Literatur 345