EDITORIAL: ... mit der Sommer-Ausgabe des Weiberdiwan möchten wir euch inspirieren, unter die Oberflächen zu tauchen. Die Spirale von Negativmeldungen in den Mainstreammedien zeigt die Destruktivität der (neo)liberal patriarchalen Regime – wichtig also, die Aufmerksamkeit nicht zu verlieren!
Wir sind kritisch wie immer, und auch die Veröffentlichungen stellen sich den Herausforderungen unserer Zeit. Wer über die Ukraine historisch mehr erfahren möchte, lese von Sasha Marianna Salzmann Im Menschen muss alles herrlich sein. Schon wieder aus den Schlagzeilen verschwunden ist Afghanistan – als im August 2021 die Taliban in Kabul die Macht übernahmen, gingen die Bilder um die Welt. Nicht vergessen ist eine von Nahid Shahalimi herausgegebene Dokumentation über die mutigen Frauen, die dort weiter für ihre Position kämpfen, denn die Probleme bestehen weiterhin. Eindrucksvoll ist auch ein Roman von Lea Ypi über Albanien, der zeigt, dass gesellschaftliche Systemwechsel oft nicht in die richtige Richtung münden: Frei. Erwachsen werden am Ende der Geschichte.
Leider weiterhin wichtig bleibt der Kampf um Gleichberechtigung und Chancengleichheit, sowohl was Gender als auch Race betrifft. Prekäre Arbeitsverhältnisse, unterbezahlte Care-Arbeit und inoffizielle Beschäftigung gehören zum neoliberalen Alltag, wie Tanja Polli und Ursula Markus in ihrem Buch Die Unsichtbaren über die Sans Papiers in der Schweiz berichten: „Ohne sie würde das Wirtschaftsgefüge auseinanderbrechen. Sie tragen somit zum Wohlstand des Landes bei. Und bleiben dabei unsichtbar, stillschweigend akzeptiert.“
Wie politische Strukturen sich auch baulich zeigen, untersucht Barbara Zibell. In Care-Arbeit räumlich denken skizziert sie die aktuellen Krisen im patriarchal geprägten urbanen Gefüge, in dem die Sphären Erwerbsarbeit, Sorgearbeit/Reproduktion und Freizeit funktional getrennt sind. Sie entwirft eine radikale Zukunftsvision, wie unsere bauliche Welt aussehen müsste, wenn Sorgearbeit, Nachhaltigkeit, Kommunitarismus im Mittelpunkt stehen.
Aber auch Erfreuliches gibt es zu berichten: Wunderschön liest sich der poetische Debutroman Grasnarbe von Mirjam Wittig. Wer sich gerne durchpusten lässt von Analysen, die das Mensch-Natur-Verhältnis in seiner oft absurden Konstruiertheit auf den Kopf stellen, möge sich mit Fuchs und ich und der Autorin Catherine Raven in die Wildnis in Montana begeben. In den Bereichen Pionierinnenarbeit in Medizin und Luftraum zu empfehlen sind die Doppelbiografie über die Blackwell-Schwestern, die ersten Frauen in der Medizin, und ein Roman über die weiblichen Heldinnen der roten Armee, die als Kampfpilotinnen in einer männergeprägten Militärwelt ausgebildet wurden. Leser*innen können einerseits historisch und philosophisch in die Geschlechtergeschichte eintauchen und andererseits die Geschichte weiblicher Freundinnenschaft in unterschiedlichen Facetten lesen.
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2022
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