392 | Dark Tourism. Sommer, Sonne, Sperrgebiet
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VERLAGSTEXT: “I dont’t wanna holiday in the sun / I wanna go to new Belsen”. 1977 sangen die Sex Pistols von ihrem Wunsch, im Urlaub nach Bergen-Belsen zu reisen. Einem Ort, der wegen des ehemaligen Konzentrationslagers für das Grauen steht. Unter Schichten der Ironie und Provokation liegen in der Songstrophe Bedeutungen verschüttet, die für unseren Themenschwerpunkt über Dark Tourism zentral sind.
Wir haben uns dabei auf Orte konzentriert, an denen sich Gedenken, Erinnerung, Geschichtsbildung und Tourismus kreuzen: Gedenkstätten des Sklavenhandels in afrikanischen Ländern; Museen in Kambodscha, die an die Herrschaft der Roten Khmer erinnern; die heutige Vermarktung der Colonia Dignidad; oder Erinnerungsorte an die Tsunamikatastrophe in Indonesien.
In diesem Heft geht es um die Fragen, die das Reisen zu diesen Orten aufwirft. Warum sind sie interessant? Welche Besuchsmotive gibt es und wo werden sie wie erfüllt? Wie können Betroffene Gehör finden und ungestört gedenken? Wie kann historische Gewalt für ein breites Publikum aufgearbeitet und vermittelt werden?
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*** Hefteditorial: Siegesstimmung
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Themenschwerpunkt: Dark Tourism
*** Urlaub im Elend. Editorial zum Themenschwerpunkt
*** Verstohlene Blicke. Dark Tourism, was ist das eigentlich? von Martina Backes und Larissa Schober
*** I don’t wanna holiday in the sun¿… Warum reisen Menschen an Orte des Schreckens? von Alice Rombach
*** Selfie am Mahnmal. Dark Tourism zu KZ-Gedenkstätten von Frank Bajohr und Axel Drecoll
*** Schiffe zu Museen. In Indonesien werden Orte des Tsunami zu Touristenattraktionen von Gabriele Weichart
*** The Killing Fields-Tour. Nur wenige Gedenkstätten erinnern in Kambodscha an die Gräueltaten der Roten Khmer von Barbara Thimm
*** Bloß keine Aufstände. Dark Tourism stellt den Status Quo nicht infrage von Rasul Mowatt
*** Keine Paradiesgeschichte. Selektives Interesse für Gedenkorte des Sklavenhandels von Antonia Vangelista
*** Aber bitte mit Schweinshaxe. Folklore und Gedenken in der Colonia Dignidad von Ute Löhning
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Politik und Ökonomie
*** Tunesien: Auf den Frühling folgt der Winter. Die Linke ist ratlos angesichts der autoritären Reformen von Nadia el Ouerghemmi und Andreas Bohne
*** Jemen: Waffenruhe im Jemen. Anfang vom Ende eines transnationalen Konfliktes? von Thomas Schmidinger
*** Afghanistan: Mit Autarkie zum Gottesstaat. Bilanz nach einem Jahr Taliban-Regime von Thomas Ruttig
*** Costa Rica: Das Ende des Sonderwegs. Nach den Wahlen steht das Land vor neoliberalen Reformen von René Thannhäuser
*** Brasilien: Angezählter Rechtsradikaler. Präsident Bolsonaro droht die Wahlniederlage von Niklas Franzen
*** Rechte Gewalt: »Cottbus hat bis heute ein Problem mit extrem rechten Strukturen« Interview mit der Initiative Cottbus ’92
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Kultur und Debatte
*** Kolonialismus: Tief im Westen III. Das koloniale Erbe Wuppertals heute von Oliver Schulten
*** Restitution: »Ein einziger Holzstab beinhaltet eine komplexe Geschichte«. Interview mit den Filmschaffenden Elena Schilling und Saitabao Kaiyare
*** Film: Cineastische Zukunftsvisionen. Dreißig Jahre Afrika Film Festival Köln von Karl Rössel, Lise Mercier und Sebastian Fischer
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Rezensionen
*** Sisonke Msimang: Und immer wieder aufbrechen. Aufbrüche und Umbrüche
*** Birgit Weyhe: Rude Girl. Der Soundtrack der Verwandlung
*** Dieter Maier und Luis Narváez: Kartei des Terrors. Der Buchhalter des Bösen
*** Henning Melber und Kristin Platt (Hrsg.): Koloniale Vergangenheit – Postkoloniale Zukunft – Die deutsch-namibischen Beziehungen neu denken. Perspektiven auf Versöhnung
*** Autorinnenkollektiv mEUterei: Grenzenlose Gewalt. Der unerklärte Krieg der EU gegen Flüchtende. Europa auf der Anklagebank
*** Olaf Bernau: Brennpunkt Westafrika. Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte. Mehr als Fluchtursachen
*** Ayad Akhtar: Homeland Elegien. Oh Homeland
*** Jens Kastner: Dekolonialistische Theorie aus Lateinamerika. Einführung und Kritik. »Aber heute sagen wir: Es reicht!«