Magazin 02/2022
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Rditorial: Kurz bevor diese Ausgabe in den Druck geht, marschiert die russische Armee in die Ukraine ein – es herrscht wieder Krieg in Europa. Unza¨hlige Ukrainer*innen ka¨mpfen gegen die Invasion, viele verlieren ihr Leben, ihre Existenzgrundlage und mu¨ssen fliehen. Wir blicken auf das Geschehen nicht nur mit Mitgefu¨hl fu¨r die Bevo¨lkerung, sondern auch mit Unsicherheit. Es sind Zeiten, die uns oft sprachlos zuru¨cklassen. Das mag ironisch klingen, soll es in diesem Heft doch um Sprache gehen. Denn Sprache ist aus feministischen Debatten nicht wegzudenken. Wa¨hrend in einigen Medien immer noch einschla¨fernde Grundsatzdebatten gefu¨hrt werden, fu¨hren wir endlich ein geschlechtsneutrales Pronomen ein: dey. Darum geht es in unserem Dossier. Gleichzeitig ist die Gegenwart auch von o¨konomischen Krisen gepra¨gt: Alles wird teurer. Das Papier, auf dem wir deine Missy drucken, das Porto, aber auch das all- ta¨gliche Leben. Gerade jetzt mo¨chten wir die Menschen, die fu¨r Missy schreiben, zeichnen und fotografieren, besser bezahlen und das Heft weiterhin zum kleinen Preis anbieten. Wie diese Rechnung aufgehen kann: mehr Abos. Um genau zu sein: fu¨nftausend. Wenn dein*e Freund*in oder deine WG keins hat, ist jetzt also die beste Zeit, um eins zu verschenken oder es dir selbst zu go¨nnen. Es gibt aber Lichtblicke im Missyverse.
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*** Banden Bilden: Vatertante. Ihre Rolle in der Familie wird oft unterschätzt. Doch eine alleinstehende Tante zu haben, kann ein großes Glück sein. – S. 12
*** Lieblingsstreberin: Gerri Kellman – S. 13
*** Work Work Work: Die Epithethikerin – S. 14
*** Hä? Was heißt denn … Ableismus? – S. 15
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Kultur & Gesellschaft
*** Alte Akten: In ihrem zweiten Roman „Herumtreiberinnnen“ setzt sich Bettina Wilpert mit dem Schicksal junger Frauen auseinander, die in verschiedenen Staatsformen aufwachsen, und beleuchtet dabei ein düsteres Kapitel der DDR-Geschichte. – S. 17
*** Kotti ist Köy: In ihrem Dokumentarfilm „Köy“ verhandelt Serpil Turhan Zugehörigkeit, Herkunft und Sehnsucht anhand von drei Generationen kurdischer Frauen aus Berlin. – S. 20
*** Im Hochland: Die Comicanthologie „Movements and Moments“ erzählt von den Kämpfen indigener Feminist*innen aus dem Globalen Süden. – S. 22
*** Rolle Vorwärts: Die Lehrmeisterin. In „Erinnerung eines Mädchens“ evoziert Annie Ernaux sexualisierte Gewalt in einem Ferienlager. Sarah Kohm inszeniert den Roman für die Berliner Schaubühe. – S. 26
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Politik & Protest
*** Real Talk: Ziemlich radikale Utopie. Gewalt gegen Frauen steigt in der Corona-Pandemie an, doch es mangelt an Unterstützungsnageboten. Die neue Bundesregierung verspricht Veränderungen. Was müsste passieren? – S.35
*** Vergifteter Alltag: Dass die Klimakatastrophe nicht alle gleich betrifft, blenden viele gerne aus. Doch nun wird verstärkt über eine Dimension dieser Ungleichheit diskutiert: Umweltrassismus. – S. 38
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Titel – Nilüfer Yanya
Wer will ich sein? Indierock ist tot, lang lebe Indierock: Auf ihrem zweiten Album „PAINLESS“ eignet sich Nilüfer Yanya ein nach Mackerschweiß stinkendes Genre an – mit Gitarre, vor allem aber mit melancholischen Songs, die Fragen an Vergangenheit und Zukunft stellen. – S. 42
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Dossier – Deyklination
*** Es ist so weit! In Wörterbüchern und im Alltag anderer Sprachen schon gang und gäbe, etablieren wir bei Missy endlich ein genderneutrales Pronomen auf Deutsch: dey. In diesem Dossier erkunden wir Chancen, aber auch Grenzen von Sprachpolitik, plädieren für Mut, Kreativität und Respekt – und scheißen auf Cissplaining und sogenannte Genderkritiker*innen.
*** Das Pronomenproblem: Aktivist*innen in vielen Ländern arbeiten an inklusiver Sprache – auch im Deutschen müssen geschlechtsneutrale Pronomen endlich anerkannt werden. – S. 48
*** Die richtigen Worte: Pronomen haben für trans und nicht-binäre Menschen unterschiedliche Bedeutungen und werden viele Fragen auf. – S. 50
*** Durchzug, Durchdrehen, Durchfall: Wenn cis Menschen mit die Welt erklären. – S. 53
*** Begriffe essen: Aktivist*innen wird oft vorgeworden, sie kümmerten sich zu viel um korrekte Sprache und zu wenig um ökonomische Brot-und-Butter-Themen – ist da etwas dran? – S. 54
*** „Immer dieses tei“: In Sachtexten gibt es schon viele Versuche, durch kreative Sprache gewaltvolle Konzepte wie Zweigenderung und Rassismus erodieren zu lassen. Doch wie ist das in der deutschsprachigen Literatur? Drei Expert*innen erzählen. – S. 57
*** Bitte nicht: Konservative Medien sind besessen vom Gendern: Jede Woche erscheint derselbe lauwarme Take. Doch es gibt ein Leben jenseits von „Gender-Gaga“-Texten. – S. 60
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Sex, Körper& Style
*** Sex-Kommentar: Thinky Dreier. Beim Sex mal an etwas anderes zu denken, kommt vor. Doch was, wenn ohne die Fantasie überhaupt nichts geht? – S. 63
*** „Das bildest du dir ein“: Der Zusammenhang zwischen hormoneller Verhütung und Depressionen ist bekannt, wird aber immer noch zu oft nicht ernst genommen. Ein Erfahrungsbericht. – S. 64
*** Moodboard: Clowncore – S. 67
*** Styleneid: Dalia Hassan – S. 68
*** Das rote Kleid: Wie kommt die Mode ins Bild und dann wieder heraus? Diesen Fragen widmet sich eine Ausstellung in der Berlinischen Galerie. – S. 68