Achtsamkeit: Mit diesem Begriff wird heute eine grundlegende Haltung dem Leben gegenüber bezeichnet. Dabei spielen zwei Faktoren eine wesentliche Rolle: Einer-seits unterstützt eine achtsame Lebenseinstellung das Bewusstsein für die individuellen menschlichen Bedürfnisse und fördert somit die jeweilige Subjektautonomie. Andererseits begünstigt achtsames Verhalten einen wertschätzenden Umgang mit allen Lebewesen der natürlichen Um- und der sozialen Mitwelt und fördert in dieser Weise eine umfassende Lebensverbundenheit als ethisches Prinzip. Kunst als Achtsamkeitspraxis: Die vorliegende Publikation greift die Impulse der allgemeinen Achtsamkeitspädagogik in der Fachdidaktik des Kunstunterrichts auf. Unter dem Leitbegriff "Autonomie" werden diverse Ansätze des ästhetischen Gestal-tens als eine spezifische pädagogische Methode verstanden, durch die die Lernen-den mit handwerklich-technischen Mitteln und dem Einsatz des eigenen Körpers zu einem freudvollen Selbstumgang befähigt werden. Unter dem Leitbegriff "Verbundenheit" wird herausgearbeitet, dass eine achtsame Gestaltungspraxis einen bewussten Weltumgang der Heranwachsenden fördert und in dieser Weise einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige, insbesondere ökologisch orientierte Entwicklung von Individuum und Gesellschaft leistet. 150 Unterrichtsbeispiele von der ersten bis zur zwölften Klasse zeigen, wie dieses methodische Konzept erfolgreich umgesetzt werden kann. Die Revolution der Zukunft wird in der Schule stattfinden, denn eine achtsame Lebenspraxis bietet nicht nur vielfältige Impulse für eine ganzheitliche Persönlich-keitsentwicklung, sondern wirkt sich unmittelbar auf sämtliche Formen des kollektiven Zusammenlebens aus.
Inhaltsverzeichnis
Education for Change. Part II
Achtsamkeit = Autonomie + Verbundenheit
Einführung des Herausgebers ................................................................................ 11
I. Auf dem Weg zu einem achtsamen Leben - Theorieteil
von Joachim Penzel .......................................................................................... 17
1 Klimaerwärmung im Individuum - Pathologien des Zusammenlebens
Warum brauchen wir heute Achtsamkeitspraktiken? ...............................................19
a) Die Stress- und Traumagesellschaft: Von allem -zu viel, zu schnell, zu heftig ...........21
b) Die Dissoziationsgesellschaft: Abgespalten von der Lebensganzheit ........................28
c) Die narzisstische Gesellschaft: Verabsolutierung individueller Freiheit .................. 41
d) Die totalitäre Konsumgesellschaft: Glückliches Leben in einem perfekten
Abhängigkeitssystem ............................................................................................49
e) Fazit: Das falsche Leben als Normalität - eine kritische Bilanz der Gegenwart ........ 53
2 Achtsamkeitsbewegung - Die sanfte Revolution
Welche Wirkung zeigen Achtsamkeitspraktiken im Alltag? .................................... 59
a) Achtsamkeit - eine ganzheitliche Methode der Selbstentwicklung mit
weitreichenden sozialen Folgen .......................................................................... 59
b) Die europäische Tradition: Achtsamkeitsübungen in psychologischen
und therapeutischen Zusammenhängen ...............................................................71
c) Kunst als ästhetischer Weg der Achtsamkeit .............................................................84
3 Achtsamkeitspädagogik - Zentrum einer neuen Lern- und Schulkultur
Wie verändert die Achtsamkeitsmethode den Bildungsalltag? .................................97
a) Achtsamkeit als pädagogische Querschnittsqualifikation des sozial
emotionalen Lernens - Bestandteil einer umfassenden Schulreform .........................98
b) Achtsamkeit als pädagogisches Fundament einer Zweiten Aufklärung .................. 106
c) Ganzheitliche Achtsamkeitspädagogik - Bildungstheoretische Konzeption ............. 115
4 Kunstpädagogik als Achtsamkeitsförderung - Selbstentwicklung durch
Gestaltung
Was bedeutet Achtsamkeit für das Fachverständnis des Kunstunterrichts? ...........145
a) Übergeordnete Bildungsziele des Fachs Kunst: Autonomie und
Verbundenheit fördern ...................................................................................... 146
b) Bildungsziele des Fachs Kunst: Ganzheitliche ästhetische Entwicklung
fördern - Ein perspektivisches Modell für die Kunstpädagogik ........................ 156
c) Fazit: Ganzheitliche Kunstpädagogik als nachhaltige Achtsamkeitspädagogik ..... 168
5 Ausblick: Achtsamkeit als individueller und kollektiver
Entwicklungskatalysator
II. Gestaltung als ganzheitliche Achtsamkeitsübung - Praxisteil
herausgegeben von Joachim Penzel ............................................................. 179
mit Beiträgen von Katja Czech, Gerhild Ebel, Charlotte Lucia Franz,
Katharina Gahlert, Michel Hänel, Katrin Hess, Lisa Himpel, Jan Laurig,
Detlef Kiep, Simon Kießler, Klappe auf!, Ulrich Klieber, Tim Lütje,
Christine Matzke, Frithjof Meinel, Heike Mosebach, Katrin Otto,
Wenke Paul, Joachim Penzel, Petra Rammelt, Constanze Rilke,
Karin Rosenberg, Viktoria Scholz, Stephan Schulz, Regine Söde, Gee Vero,
Rolf Wicker, Enrico Wilde, Maren Wolter
1 Psychosphäre: Ästhetische Erfahrungen sammeln ................................ 183
Achtsamkeit für persönliche innere Bedürfnisse
Fantasie entwickeln, 186; Beziehung gestalten, 194;
Gefühle verarbeiten, 198; Sich selbst erforschen, 212
2 Biosphäre: Körperliche Fähigkeiten entwickeln ........................................ 241
Achtsamkeit für persönliche äußere Bedürfnisse
Einstimmen, konzentrieren, entspannen, 244; In Aktion gestalten, 262;
Mit der Natur verbinden, 274; Durch Interaktion verbinden, 292
3 Cultussphäre: Kulturelle Kompetenzen entwickeln ................................ 307
Achtsamkeit für kollektive innere Bedürfnisse
Medienkulturen verarbeiten, 310; Kulturellen Sinn erschließen, 322;
Kulturelle Werte entdecken, 344; Alltagskultur mitgestalten, 352;
Kulturen erforschen, 364
4 Soziosphäre: Technische Kompetenzen entwickeln .............................. 389
Achtsamkeit für kollektive äußere Bedürfnisse
Gestaltungsgrundlagen entwickeln, 392; Alltagsobjekte verstehen, 402;
Materialien erforschen, 412; Alltagsobjekte gestalten, 422;
Forschend gestalten, 446
Literatur ............................................................................................................... 461
Verzeichnis verwendeter Abkürzungen .............................................................. 479
Autorinnen des Buchs ........................................................................................ 479