Ein selbstverwaltetes Kulturzentrum in Neapel wird städtisches Gemeingut. Im Speckgürtel von Kopenhagen erforscht ein kleines Festival die Bedingungen von Öffentlichkeit. Angesichts der Verschwisterung von Kirche und Staat übt ein Warschauer Theater Institutionskritik am eigenen Betrieb. Mitten im nationalistisch eingehegten Stadtraum Skopjes schafft ein altes Kino Infrastrukturen für eine vielstimmige künstlerische und soziale Praxis. In Berlin entzieht sich ein Laboratorium für Theater und Diskurs dem Kapitalwerden der Kunst im Neoliberalismus. Zeitweilige Ortsbesetzungen in Athen öffnen Möglichkeitsräume in einem politischen Regime der Austerität und des dauerhaften Notstands. Damit sind informelle und experimentelle Schauplätze urbaner Gemeinschaftsbildung der Ausgangspunkt von farsi comune.
Die Theaterorte, die in diesem Buch besucht und in ihrer materiellen, ästhetischen und symbolischen Dimension porträtiert werden, sind im Laufe des letzten Jahrzehnts zwischen Weltwirtschaftskrise und Pandemie entstanden und geben jeweils spezifische Antworten auf lokale Machtgefüge. Zusammen in den Blick genommen werfen sie Fragen auf, durch die sich die zeitgenössische Konstellation selbst zu denken gibt: die Frage des Zusammenlebens auf einem beschädigten Planeten, die Frage der Organisation von Pluralität in einer postteleologischen Geschichtlichkeit, die Frage der kritisch-affirmativen Gestaltbarkeit konkreter Lebens- und Erfahrungsbereiche in einer von Technik und Kapital strukturierten Welt.
Im Spannungsfeld von Kulturwissenschaft, Philosophie und politischer Theorie spürt dieses Buch der wechselseitigen Einschreibung von Theater und Gegenwart nach und macht sie ausgehend von ästhetischen Phänomenen des Stattfindens und Raumwerdens sichtbar, die mithilfe der italienischen Wendung farsi comune mit all ihrer Mehrdeutigkeit gefasst werden. Theater wird dabei als Vielörtlichkeit verstanden, die in konstanter, singulär-pluraler Berührung mit der Welt eine widerständige Zeit des Kommunen entfaltet. (Verlagstext)
Inhalt
Von hier aus
Einleitung
Zu Ort und Topographie
Zu Prekarität und Archiv
farsi comune
Topographien
Schauplatz Neapel: LAsilo
Eine Theaterbesetzung für die Unbesetzbarkeit des Gemeinsamen
Entleert: Kultur im Zeichen des Events
Besetzt: Ein politisches Ereignis
Vom ästhetischen Regime der Politik
Schauplatz Tärnby Torv Festival
Publikum-Werden oder: Öffentlichkeit als Exposition
Raumfragen: Raum der Kritik, Raum der Macht
Raumträume: Imagination und Begegnung
Raumwerden: Publikum und Exposition
Schauplatz Warschau: Teatr Powszechny
Die Institution verletzbar machen
Ein Fluch: Die Psyche der Nation
Eine Aufgabe: Auswege aus der institutionellen Immunität
Das Politische einkreisen
Schauplatz Skopje: Kino Kultura
Für ein plurales Gedächtnis der Stadt
Identität, in Stein gemeißelt
Gedächtnisschichten
Pluralität als Erfahrung und Praxis
Schauplatz Berlin: Vierte Welt
Vom Versuch, klein zu bleiben
„Wo das Gemeinsame verhandelt werden kann“
Wo Kunst Kapital(e) wird 240
aiminorartspace In The Capital of Creativity
Schauplatz Athen: Momentary Occupations
Ins Offene
Pharmakologie des Prekären
going on with the trouble
Exodus
Topologie
Von den Topographien zur Topologie
oikos
Leben
Sorge
Kritik
polis
Stadt und Öffentlichkeit
Versammlungen
Wahrheit der Demokratie
kosmos
the missing link
kosmos zugewandt
conclusio\ Kosmisches Diagramm
Nachwort, für ein topisches Denken
Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Dank
Verfasser*innenangabe:
Laura Strack
Jahr:
2023
Verlag:
Berlin, Neofelis Verlag
Aufsätze:
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Systematik:
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ISBN:
978-3-95808-417-9
2. ISBN:
3-95808-417-6
Beschreibung:
431 Seiten : Illustrationen
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Sprache:
Deutsch
Mediengruppe:
Buch