Es war ein Jahrzehnt der Superlativen. Die Nuller-Jahre hatten alles zu bieten und davon eine ganze Menge. „Das waren die Nuller“ vereint die besten Fotos, die schönsten Geschichten und die besten Anekdoten!
Wir sind eigentlich zu früh dran. Gerade erst hat sich das Nuller-Jahrzehnt verabschiedet, da wagen wir schon eine große Retrospektive und bekommen gleich die Quittung für so viel Hybris. Denn natürlich können wir all die wunderbaren Geschichten dieser Dekade erzählen. Von Uli Stielikes grob kariertem Sakko, vom sensationellen Europameister Griechenland, von der rauschhaften Weltmeisterschaft im eigenen Land, von Bayerns Triumph gegen Valencia, von den Weltstars Zidane, Ronaldo, Ronaldinho und, ach ja, Lionel Messi, und vom wohl spannendsten Bundesligafinale aller Zeiten.
Doch soviele Reportagen wir auch schreiben würden, zumindest aus deutscher Perspektive suchen die nuller Jahre noch nach einer Überschrift, einem zentralen Motiv. Waren die Siebziger das Jahrzehnt der ungebremsten Spielfreude und standen die Achtziger für kaltschnäuzigen Ergebnisfußball, so finden die Nuller womöglich erst nächstes Jahr ihre Botschaft. Denn vom Ausgang der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine hängt vieles ab. Holt die deutsche Nationalelf nach sechzehn Jahren endlich mal wieder einen Titel, ließen sich die Jahre seit 2000 inhaltlich stimmig als langer Weg zurück in die Weltspitze erzählen. Ansonsten eher als Periode, in der Nationalspieler lieber Bücher schrieben und sich um Kapitänsbinden stritten, als Titel zu gewinnen.
Aber nichts Genaues weiß man nicht. Und deshalb erfreuen wir uns bis dahin der Zeitzeugen, die mit uns über die Nuller gesprochen haben. In seinem ersten großen Interview seit zehn Jahren erzählt Erich Ribbeck von seiner missratenen Zeit als Bundestrainer und natürlich auch von jenem legendären Moment, als er anlässlich der hektisch einberufenen Pressekonferenz zum Amtsantritt Uli Stielikes Horror-Jackett erblickte. Überhaupt war Kleidung damals ein großes Thema. Auch er sei für seinen Nadelstreifenanzug geschmäht worden, berichtet Ribbeck, allerdings von einem Journalisten, der „in einer Konföderiertenjacke mit Silberknöpfen herumlief, bei 30 Grad im Schatten!“ Unserem Interviewer Philipp Selldorf war das Kleidungsstück des Kollegen wohlbekannt. „Unter uns hieß es allerdings: ›der NVA-Mantel‹“.
Die Nuller waren aber auch das Jahrzehnt der lange währenden Freundschaften. Dietmar Beiersdorfer fuhr für unser Gespräch über den Wandel des Fußballgeschäfts eigens von Hamburg nach Bremen und wurde auf der Geschäftsstelle des SV Werder nicht nur von seinem Kollegen Klaus Allofs freudig empfangen. Im Minutentakt fielen ihm Werder-Mitarbeiter um den Hals – Beiersdorfer wurde im Jahre 1993 als Spieler mit den Bremern Deutscher Meister, die Freude darüber dauert offenbar an. Viel Spaß beim Lesen!
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Jahr:
2011
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Zeitschrift