(I-24/15-C3) (GM ZWs / SC)
Das Buch wird von der Autorin als Ehrenrettung der Hure und ihres Gewerbes beschrieben und widmet sich auf anspruchsvolle Weise der Ambivalenz, mit der die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft auf die Thematik der Prostitution blickt.
Was eigentlich verkauft die Hure dem Freier? Was ist dieser »Sex«, den sie feilbietet, und woran bemisst sich sein Wert? Der Unmöglichkeit einer einfachen Antwort auf diese Fragen liegt die Ambivalenz zugrunde, mit der die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft auf die Prostituierte und ihr Gewerbe blickt. Die Hure ist in den Worten Walter Benjamins »Verkäuferin und Ware in einem«, sie verdinglicht sich zum käuflichen Objekt und bleibt doch unverfügbares Subjekt. Bis in die Debatten der aufgeklärten Gegenwart erscheint sie zugleich als preisgegebenes Opfer und arbeitsscheue Betrügerin, die Prostitution als unverzichtbare Einrichtung und zu bekämpfendes Übel. Wie sehr das auch mit dem bürgerlichen Blick auf Frauen und ihre Körper zu tun hat, der zu jeder Zeit Kontrolle und Voyeurismus, Distanz und Neugier gleichermaßen ist, untersucht Theodora Becker in ihrer Dialektik der Hure und fragt nach der Ambivalenz der sexuellen Ware, die diesen Zuschreibungen und Umgangsweisen zugrunde liegt. Dabei verfolgt sie anhand der Prostitution den Zusammenhang von Subjektivität, Sexualität, Warenform und Arbeit in der bürgerlichen Gesellschaft sowie seine Wandlungen seit dem 19. Jahrhundert und spielt mit der Sehnsucht des Lesers, hinter den Vorhang zu blicken, um einen verstohlenen Blick auf die dort arbeitenden Huren zu erhaschen.
(Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
1 Das Bürgertum debattiert die
»Ursachen der Prostitution« 17
1.1 »Verlogen, schamlos und arbeitsscheu«:
Die »geborene Prostituierte« 25
1.2 »Unglücklich, elend und frühverdorben«:
Die »Opfer der Prostitution« 46
1.3 Zusammenfassung: Prostitution als
Verbrechen statt als Arbeit 79
2 Die Prostitution der Prostituierten 89
2.1 Zum Begriff »Prostitution« 91
2.2 Tauschverhältnisse: Das Verkäufliche und
das Unveräußerliche 103
2.3 Natur- und Geschlechterverhältnisse: Sexualität als
Missbrauch oder Untergang des Subjekts 133
2.4 Zusammenfassung: Zwei Seiten der Sexualität,
zwei Bilder der Prostituierten 168
3 Die bürgerliche Einrichtung der Prostitution 181
3.1 Bürgerliche Fantasien einer wohlgeordneten Prostitution 185
3.1.1 Bernard Mandeville: A Modest Defence of
Publicl? Stews (1724) 188
3.1.2 M. K. G.: Städtische Lusthäuser (1905) 203
3.2 Das bürgerliche Regime der Prostitutionsregulierung 224
33 Die Prostitution als »notwendiges Ubel« 288
3,4 Zusammenfassung: Die Logik der Reglementierung 311
4 Die neue Moral der Kommunisten 329
4.1 Die Prostitution als bürgerliche Institution 331
4.2 Öffentlichkeit als Waffe: Das Bürgertum am Pranger 339
43 »Platz dem geflügelten Eros« 372
4.4 Zusammenfassung: Kommunismus und
die Lust als Profession 396
5 Die Ware der Hure 403
5.1 Von Lust und Geld 409
5.2 Metaphysik der Hure 434
53 Vom Gebrauchswert der Hure 450
5,4 Hure und Prostituierte 472
6 Von der Hurerei zur Sex-Arbeit 487
6.1 Das Schwinden der gesellschaftlichen
Existenzbedingungen der Hure 489
6.2 Sexuelle Dienstleistungen 500
Nachwort - Das Ende des Skandalons der Prostitution? 534
Dank 546
Kurzbiografien 547
Theodore, 50 000 Diebe mehr in Paris 563
Abbildungsverzeichnis 569
Literaturverzeichnis 570