Sonderausgabe 29 - Frühling 2024: Der unendliche Kafka
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Auch hundert Jahre nach seinem Tod beschäftigt und berührt Franz Kafka. Fast unendlich erscheint der Interpretationsraum, den sein Werk eröffnet.
Der philosophischen Nachwelt hat Kafka einen Schatz hinterlassen. Von Walter Benjamin und Theodor Adorno über Hannah Arendt und Albert Camus bis hin zu Giorgio Agamben, Gilles Deleuze und Judith Butler ist Kafka eine zentrale Referenz der Philosophie. Überlädt man ihn damit zu Unrecht mit posthumen Deutungen? Vielleicht. Sein Werk lässt sich aber auch als Einladung lesen, seine Rätselwelt zu ergründen und im Denken dort anzuknüpfen, wo er die Tür weit offen gelassen hat.
Mit Peter-André Alt, Rüdiger Safranski, Joseph Vogl, Vivian Liska, Dirk Oschmann, Marie Luise Knott, Jule Govrin u. v. m.
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*** URTEIL UND MACHT. Die Instanzen, die über sie bestimmen, bekommen Kafkas Figuren selten zu Gesicht. Oft agieren sie im Verborgenen, ihre Spur verliert sich auf langen Gängen oder in den Tiefen des Schnees. Ist der Urteilende der eigene Vater, bleibt die Distanz des harten Blicks. Und doch – oder gerade deswegen – verraten diese unsichtbaren Kräfte etwas über das Wirken der modernen Macht.
*** HANDELN UND FREIHEIT. Helden im herkömmlichen Sinne fehlen in Kafkas Prosa. Figuren beweisen sich nicht durch Stärke und finden nicht zur Freiheit. Aber sie entdecken Auswege: In ihrer unermüdlichen Suche nach Logik im Un- logischen, ihrem hartnäckigen Fragen, ihrem Gesang, ihrem Hungern und ihrem Krabbeln offenbaren sie je eigene Formen des Widerstands und des Humors.
*** EXKURS: SCHAFFEN UND SCHREIBEN. Kafkas Leidenschaft galt der Literatur. Ihr widmete er seine Nachtstunden, nach ihr dürstete und an ihr verzweifelte er, wenn das Schreiben nicht gelingen wollte und der Alltag sich dazwischendrängte. Doch wäre sein Schreiben ohne das, wogegen er es zugleich verteidigte, möglich gewesen? Über Liebesbeziehungen, Büroalltage und karge Mahlzeiten.
*** BEGEHREN UND KÖRPER. Kafka zeigt den menschlichen Körper in seiner Fragilität: Seine Geschichten erzählen von der Gewalt, Erschöpfung und Krankheit, die Körper zerfurchen, von ihren Wunden, Körpersäften und Ausscheidungen und von der steten Möglichkeit, als etwas ganz anderes zu erwachen. Unheimlich und zärtlich zugleich sind seine Darstellungen und fangen damit die Ambivalenz des Körpers ein, die auch die Philosophie immer wieder umtreibt.
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Jahr:
2024
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Z.PH.A
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Zählung:
2024 ; Sonderausgabe 29 ; 02.06.2024
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Mediengruppe:
Zeitschrift