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Der Schulverein Komenský

150 Jahre tschechisches Schulwesen in Wien
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Vales, Vlasta; Kahuda, Jan
Verfasser*innenangabe: Vlasta Vales ; mit weiteren Beiträgen von: Dalsi Prispevky: Alexandra Blodigová, Jan Kahuda ; Übersetzung: Hana Scheider & Ladislava Baxant-Cejnar, Vlasta ValeÏs
Jahr: 2020
Verlag: Wienh, Schulverein Komenský
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Die Tschechen waren in Wien während der Donaumonarchie nach den Deutschösterreichern die am stärksten vertretene Volksgruppe, so dass die Reichshaupt- und Residenzstadt Wien um 1900 nach Prag die zweitgrößte tschechische Stadt war. Die Gründung des "eskoslovanský delnický spolek" (Tschechischer Arbeiterverein) löste den Impuls aus, den Schulverein "Komenský" zu gründen. Dieser wurde für die Tschechen in Wien der wichtigste Verein. Nachdem tschechische Lehrer lange Zeit in ungeeigneten Vereinslokalen unterrichtet hatten, wurde 1883 in der Quellenstraße 72 in Favoriten die erste tschechische Volksschule eröffnet. Ihr war ein Kindergarten angeschlossen. 1908 wurde eine private gewerbliche Fortbildungsschule gegründet, sie war den Verantwortlichen wichtiger als ein Gymnasium. Größtes Problem für den Komensky-Verein war der Umstand, dass die von ihm betriebenen Schulen kein Öffentlichkeitsrecht erhielten. Bürgermeister Lueger, der die Bedeutung Wiens durch eine zunehmende Slawisierung Wiens (in der ungefähr 1,6 Millionen Einwohner zählenden Stadt Wien lebten schätzungsweise bis zu 500.000 Tschechen) bedroht sah, wehrte sich gegen die Ansprüche der stärksten Minderheit der Stadt. Der Niederösterreichische Landtag, der damals auch für Wien zuständig war, beschloss ab 1896 jährlich, dass in den landeseigenen öffentlichen Volks- und Bürgerschulen Deutsch als einzige Unterrichtssprache gelten sollte. Dies bereitete dem tschechischen privaten Schulwesen große Probleme, da dessen Schulen kein Öffentlichkeitsrecht erhielten. Damit die Schüler des Komenský-Vereins ihre Abschlussprüfung ablegen konnten, mussten sie zunächst nach Lundenburg fahren. Erst 1908 bewilligte der Unterrichtsminister Gustav Marchet, dass tschechische Lehrer in Wien diese Prüfungen durchführten, was der christlichsoziale Gemeinderat als schweren Angriff auf das deutsche Schulwesen und den deutschen Charakter der Stadt kritisierte. Am 23. September 1911 ließ der christlichsoziale Bürgermeister Neumayer die neu errichtete Komensky-Schule in der Schützengasse 31 sperren. Dieser Akt löste nicht nur einen Rechtsstreit aus, sondern auch antitschechische Proteste deutschnationaler und christlichsozialer Politiker. Höhepunkt war eine von rund 5.000 Personen besuchte Demonstration gegen die Wiener Tschechen. Im Friedensvertrag von Saint Germain wurde auch der das Schulwesen betreffende Minderheitenschutz geregelt. Zusätzlich wurde am 7. Juni 1920 auch noch zwischen Österreich und der Tschechoslowakischen Republik der Brünner Vertrag geschlossen, der sich mit dem Schulwesen befasste. Allerdings waren die Tschechen in Österreich mit diesem Abkommen nicht zufrieden. Der Friedensvertrag von Saint Germain verpflichtete die österreichischen Behörden, in Wien öffentliche Schulen für tschechische Kinder zu errichten. Allerdings warteten die Behörden erst die Ratifizierung des Vertrags ab und erklärten später, nicht über genügend Lehrkräfte zu verfügen. Tschechischerseits wiederum wurden Klagen laut, dass die Kinder nachmittags in den von der Stadt Wien erhaltenen zweisprachigen Volksschulen unterrichtet würden und doppelt so viele Schüler in den Klassenräumen Platz finden sollten als vormittags deutschsprachige. Da die Regierung an den öffentlichen tschechischen Volksschulen den Deutschunterricht verbot, hatte dies zur Folge, dass die Kinder die Schulen des Komensky-Vereines besuchten. Wegen des vielbeklagten Raummangels errichtete der Komensky-Verein in den Jahren 1923/1924 als seinen ersten Schulbau der Zwischenkriegszeit die Krofta-Schule mit Kindergarten, Bürgerschule und Realschule in der Herbststraße in Ottakring. Möglich wurden diese Aktivitäten durch Finanzhilfe des Prager Muttervereins Im Jahr 1933 verfügte der Komensky-Verein über 35 Schulen und Kindergärten in Wien. Für die Wiener Tschechen war der Komensky-Verein nicht nur einer der wichtigsten Vereine überhaupt, er gehörte auch zu den reichsten. Zu seinem Vermögen gehörten unter anderem neben Barvermögen zahlreiche Schulgebäude und Grundstücke, die größte tschechischsprachige Bibliothek Wiens (70.000-100.000 Bände), zwei Autobusse als Schülerbusse sowie Lehr- und Lernmittel. Nach dem "Anschluss" am 13. März erließen die neuen Machthaber die Weisung, alle "nichtarischen" Angestellten zu entlassen, was auch den Komensky-Verein betraf. Nach dem Abschluss des "Münchner Abkommens" verschärfte sich die Lage weiter, der Schulbetrieb konnte erst Mitte Oktober wieder voll aufgenommen werden. Da kein Vertreter des Komensky-Vereins deutscher Nationalität und Angehöriger der NSDAP war, wurde keiner der Funktionäre von deutscher Seite bestätigt. Um weiter das Öffentlichkeitsrecht zu erhalten, mussten für das Schuljahr 1939/1940 deutsche Direktoren und für den Deutschunterricht deutsche Lehrer akzeptiert werden. Ab Mai 1941 wurden alle Subventionen gestrichen, außerdem war das Schuljahr 1940/1941 das letzte mit Öffentlichkeitsrecht. In den letzten beiden öffentlichen, von der Gemeinde Wien erhaltenen tschechischen Volksschulen, wurde der Unterricht vor Kriegsende 1945 eingestellt und später nicht wieder aufgenommen.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Vales, Vlasta; Kahuda, Jan
Verfasser*innenangabe: Vlasta Vales ; mit weiteren Beiträgen von: Dalsi Prispevky: Alexandra Blodigová, Jan Kahuda ; Übersetzung: Hana Scheider & Ladislava Baxant-Cejnar, Vlasta ValeÏs
Jahr: 2020
Verlag: Wienh, Schulverein Komenský
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PN.U
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ISBN: 9783200069091
Beschreibung: 360 Seiten : Illustrationen, Diagramme, Notenbeispiel
Schlagwörter: Geschichte, Wien, ÏSkolský Spolek Komenský, Geschichte 1870-2020, Schule, Tschechisch, Bienne, Bundeshauptstadt Wien, Bundesland Wien, Gemeinde Wien, K.K. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, Kaiserlich-Königliche Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, Land Wien, Reichsgau Wien, Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, Stadt Wien, Vena, Viena, Vienna, Vienna (Austriae), Vienne, Vin, Vindobona, Vinna, Wenia, Wien <Land>, Schulart, Schulen, Schulform, Schulsystem, Schulwesen, Tschechische Sprache
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Scheider, Hana; Baxant-Cejnar, Ladislava; Blodigová, Alexandra
Sprache: ger¦cze
Paralleltitel: Skolský spolek Komenský
Fußnote: Literaturverzeichnis: Seite 349-352. - Text deutsch und tschechisch
Mediengruppe: Buch