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Der Graf von Gleichen

opera in 2 acts
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Schubert, Franz; Dünser, Richard; Kornmarktchor Bregenz; Symphonieorchester Vorarlberg <Bregenz>; Kornmarktchor Bregenz
Verfasser*innenangabe: Libretto: Eduard von Bauernfeind. Christoph Eberle [Dir.]
Jahr: 2004
Verlag: München, Oehms
Mediengruppe: Compact Disc
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Inhalt

Schuberts hat seine Oper »Der Graf von Gleichen« nach einem Libretto von Eduard von Bauernfeld nie vollendet. Anlässlich der Styriarte Graz 1997 vervollständigte Richard Dünser das Werk, das hier als Live-Mitschnitt der Uraufführung der Konzertfassung von 2003 aus dem Festspielhaus Bregenz zu hören ist.
Woher genau der bizarre Stoff des »Graf von Gleichen« stammt, ist bis heute nicht endgültig erwiesen, jedenfalls kommt es 1539 zu einer ersten Fixierung der Sage durch den hessischen Landgrafen Philipp den Großmütigen, der diese als »Präzedenzfall« in seiner Eingabe bei Martin Luther und Philipp Melanchthon, eine zweite Ehe eingehen zu dürfen, anführt. Als erster Name für den Grafen taucht Ludwig auf, der an jenen Graf von Gleichen erinnert, der im 13. Jahrhundert im Gefolge von Kaiser Friedrich II. den Kreuzzug nach Palästina mitgemacht hat. Darüber hinaus finden sich in verschiedenen Versionen der Sage noch die Namen Sigismund und Siegfried für den Grafen. 1786 beginnt Johann August Musäus den 5. Band der »Volksmärchen der Deutschen« mit dem Märchen Melechsala oder die Sage vom Grafen Ernst zu Gleichen und seinen zwei Frauen. Musäus schmückt die bereits vorliegenden Texte reich aus und wird zur eigentlichen Vorlage für das Libretto des Eduard von Bauernfeld. Die Freundschaft mit Schubert, die Bauernfeld und Schubert seit Februar 1825 miteinander verband, führte bereits einen Monat später dazu, dass Schubert Bauernfeld um einen Operntext bat, was dieser in seinen Tagebüchern wie folgt beschreibt: »Er ¿ Schubert ¿ will einen Operntext von mir, schlug mir die Bezaubernde Rose vor. Ich meine ein Graf von Gleichen gehe mir durch den Kopf.« Bauernfeld konnte Schubert vom Grafen überzeugen und machte sich im Mai 1826 eilends daran, das Libretto zu Papier zu bringen. Im Juli 1826 war es soweit, dass Bauernfeld das fertige Libretto, an dem er insgesamt nur acht Tage schrieb, Schubert überreichen konnte und dieser, obwohl die Zensur im Oktober den Text verbot, mit der Komposition begann. Der genaue Beginn ist bis heute unklar, als einziges Datum in der Handschrift Schuberts findet man den 19. Juli 1827. Fest steht aber, dass Schubert bis zu seinem Tod an diesem Werk arbeitete.
Der Grad der Fertigstellung (oder eher Nicht-Fertigstellung) ist unterschiedlich: Zwischen einstimmigen Melodieskizzen (man stelle sich vor, von der Winterreise rwäre nur eine Melodiestimme überliefert) und Melodien mit Bass, angedeuteten Zwischenspielen und ausgeführten Ensembles kommt alles vor, das Meiste ist spärlich skizziert, manchmal reißt der Faden ganz ab, manches ist auch nach intensiven Bemühungen unleserlich und unerklärlich.
Immerhin gibt es zu 26 Nummern der Oper Skizzen, zum Finale aber gibt es nichts. Dieser Torso einer Oper ruhte nun für lange Zeit nahezu unangetastet, ehe die »Styriarte« anlässlich des Schubert-Jahres 1997 Richard Dünser den Auftrag zur Fertigstellung dieses Werkes gab.
Was aber war für Dünser der Grund, das Wagnis einer »Vollendung« dieses Werkes auf sich zu nehmen?
Nach anfänglicher tiefer Skepsis zuallererst die vorhandene Musik. Die erkennbar ausgeführten Teile gehören zu den größten Erfindungen Schuberts, es handelt sich ja um eine Arbeit aus letzter Zeit, aus dem Umkreis der letzten Symphonien, Kammermusikwerke, Lieder, u. s. w.
Dünser hat daher, nach seinen eigenen Worten, absichtlich nicht »schubertisch« instrumentiert (das Original ist fast nie ein richtiges Particell, also eine erweiterte Klavierstimme mit Instrumentationsangaben; sehr selten sind solche Angaben vorhanden) sondern so, wie der Komponist Richard Dünser diese Musik, wäre sie von ihm (übrigens ist sie es vielfach), für ein Orchester mit Instrumenten heutigen Entwicklungsstandes instrumentieren würde.
So hat er alle Nummern, bei denen es Skizzen von Schubert gab, »so vollendet, wie er sich seinen Schubert vorstellt, auch umgeändert, gekürzt und erweitert, ein Schubert, der durch Kompositions-, Klangund Hörerfahrungen des 20. Jahrhunderts durchtönt«.
Das Finale, wo es von Schubert keine einzige Note gibt, war das Schwierigste. Sollte Dünser versuchen, Schubert zu imitieren, oder »pur« seine Musik komponieren? Zwischen beiden Extremen hin- und hergerissen, erwiesen sich beide als unmöglich, nicht überzeugend oder unpassend und es kam zu einer Art »unvollendeten« Synthese aus Brüchen: Die Welt Schuberts klingt noch an und wird im Zuge der sich zuspitzenden, immer seltsamer werdenden Handlung »Fremdem«, »Heutigem« gegenübergestellt, damit überlagert und in ein ganz anderes Licht getaucht. Den Schluss bildet ein »gebrochenes« Zitat aus der Winterreise. Aus diesem Zyklus hat auch Schubert selbst Musik für die Oper (Duett Graf-Gräfin im zweiten Akt) entlehnt, aus den Nebensonnen »wörtlich« zitiert, aber mit neuem Material verwoben und verlängert.

Details

Verfasser*innenangabe: Libretto: Eduard von Bauernfeind. Christoph Eberle [Dir.]
Jahr: 2004
Verlag: München, Oehms
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Systematik: Suche nach dieser Systematik CD.03
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Beschreibung: dt. ges., 2 CDs + 1 Beiheft
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Boesch, Florian; Horak, Cornelia; Scherrer, Letizia; Sternik, Kurt; Eberle, Christoph
Mediengruppe: Compact Disc