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Ausgewählte Schriften

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Riviere, Joan
Verfasser*innenangabe: Joan Riviere. Hrsg. und eingeleitet von Lilli Gast
Jahr: 1996
Verlag: Tübingen, Ed. Diskord
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Der vorliegende Band versammelt sieben großen Arbeiten von Joan Riviere, die von der Herausgeberin als Pionierin der englischen Psychoanalyse gewürdigt wird.Die Kleinianerin Joan Riviere wurde in Brighton, Sussex, geboren, sie war das älteste von drei Kindern einer gebildeten Familie des englischen Landadels. Ihr Vater Hugh John Verrall, zu dem sie eine sehr enge Beziehung hatte, war ein sozial engagierter Anwalt, ihre Mutter Anna Hodgson hatte vor ihrer Ehe als Gouvernante gearbeitet. Mit siebzehn ging Joan Hodgson Verrall für ein Jahr nach Deutschland und lernte dort die deutsche Sprache. Ihre akademische Bildung erhielt sie im Haus ihres Onkels Arthur W. Verrall und seiner Frau Margret, die beide als Altphilologen in Cambridge lehrten. Joan Verrall hatte Verbindung zum Bloomsbury-Kreis und war in der Suffragetten-Bewegung aktiv. Sie ließ sich zur Designerin ausbilden und arbeitete eine Zeitlang für die Hofschneiderei Nettleship. 1906 heiratete sie den Gerichtsanwalt Evelyn Riviere (1876-1945), zwei Jahre später wurde ihre Tochter Diana geboren. Als 1909 ihr Vater starb, erlitt Joan Riviere einen Nervenzusammenbruch und war danach häufig krank. 1916 begann sie eine Analyse bei Ernest Jones, die in eine Lehranalyse umgewandelt wurde und bis 1921 dauerte. Die Analyse war ein Fehlschlag, weshalb Joan Riviere 1922 eine zweite, erfolgreichere Analyse bei Sigmund Freud in Wien machte. Joan Riviere gehörte 1919 zu den Gründungsmitgliedern der British Psycho-Analytical Society. Sie war von 1920 bis 1937 Übersetzungsredakteurin des International Journal of Psychoanalysis und bildete gemeinsam mit James und Alix Strachey die Übersetzer-Troika der 1924/25 erschienenen Collected Papers, der ersten englischen Freud-Ausgabe. Rivieres Übersetzungen gelten als besonders gelungen wegen ihres literarischen Stils, der auch ihre eigenen Schriften auszeichnet. 1924 begann Joan Rivieres Freundschaft mit Melanie Klein, deren Texte sie ebenfalls übersetzte. Sie wurde eine eloquente Verfechterin der Kleinschen Ideen und griff 1927 in ihrem Beitrag Symposium on child analysis erstmals die Positionen Anna Freuds an. Unter anderem widersprach sie deren Ansicht, dass in der Kinderanalyse keine Übertragung auf den Analytiker stattfinden könne, da Kinder sich noch in der Ödipussituation mit den ursprünglichen Objekten - den Eltern - befänden. Riviere hielt dagegen, die Objekte ödipaler und prägenitaler Phantasien seien mitnichten die realen Eltern, sondern unbewusste Vater- und Mutter-Imagines, die auf die realen Eltern übertragen werden. Wegen dieser Auffassung warf Sigmund Freud ihr vor, einen Weg zur Irrealisierung der Analyse einzuschlagen. 1930 wurde Joan Riviere Lehranalytikerin und Mitglied im Ausbildungsausschuss der BPAS. Gemeinsam mit Melanie Klein hielt sie Vorlesungen am Londoner Psychoanalytischen Institut, die 1937 unter dem Titel Love, Hate, and Reparation erschienen. Noch vor Klein führte sie 1932 in ihrem Aufsatz Jealousy as a mechanism of defense die Eifersucht auf den von der Urszene ausgelösten Neid zurück, und 1936 entwickelte sie als erste das Konzept der Wiedergutmachung. Ihr in Wien gehaltener Vortrag Zur Genese des psychischen Konfliktes im frühen Lebensalter, in dem sie die psychische Innenwelt des "kleinianischen Säuglings" beschrieb, gilt als einer der brillantesten Essays über kleinianisches Denken. Am bekanntesten ist heute wohl ihr Aufsatz Weiblichkeit als Maske über den Typus der intellektuellen, beruflich erfolgreichen Frau, die gleichzeitig sehr weiblich wirkt. Joan Riviere zeigte, dass die Exhibition "männlicher" Fähigkeiten, gleichgesetzt mit der Aneignung des väterlichen Penis, bei diesen Frauen Vergeltungsangst auslöst, wogegen sie sich durch betont weibliches Verhalten zu schützen suchten. Weiblichkeit kann so als Maske dienen, um den Besitz von Männlichkeit zu verbergen. Vor allem Rivieres Schluss, zwischen echter Weiblichkeit und solcher Maskerade bestünde kein Unterschied, inspirierte Jacques Lacan und die Gender-Diskussion der 1990er Jahre. (Artikelanfang)Ende 1938 zog Joan Riviere sich nach einer schweren Krankheit aus den Führungsgremien der BPAS zurück, ihre Lehrveranstaltungen setzte sie jedoch fort, ebenso ihre Tätigkeit als Lehr- und Kontrollanalytikerin. In den Freud/Klein-Kontroversen der 1940er Jahre blieb sie eher im Hintergrund. Während der 1950er Jahre wurde ihr Verhältnis zu Melanie Klein distanzierter, u. a. teilte sie nicht deren Interesse für die Analyse von Psychotikern. 1962 starb Joan Riviere an den Folgen eines Lungenemphysems.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Riviere, Joan
Verfasser*innenangabe: Joan Riviere. Hrsg. und eingeleitet von Lilli Gast
Jahr: 1996
Verlag: Tübingen, Ed. Diskord
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.HPP
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ISBN: 3-89295-606-5
Beschreibung: 255 S.
Schlagwörter: Psychoanalytikerin, Riviere, Joan
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Gast, Lilli
Originaltitel: Sammlung <dt.>
Fußnote: Bibliogr. S. 241 - 249. - Literaturverz. S. 253 - 255
Mediengruppe: Buch