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Richard Rorty

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Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Reese-Schäfer, Walter
Verfasser*innenangabe: Walter Reese-Schäfer
Jahr: 2006
Verlag: Hamburg, Junius
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Richard McKay Rorty (* 4. Oktober 1931 in New York City; † 8. Juni 2007 in Palo Alto, Kalifornien) war ein amerikanischer Philosoph und Komparatist. Rorty gilt als ein Vertreter des Neo-Pragmatismus. Er wurde auch durch seine linken politischen Positionen bekannt. Rorty war einer der am meisten gelesenen und kontroversesten Philosophen der Gegenwart. Er äußerte sich außerdem zur politischen Theorie, Geschichtsschreibung, Literaturwissenschaft und weniger typisch akademischen Themen wie Terrorismus, Menschenrechte und evolutionäre Biologie. Sowohl seine politische als auch seine Moralphilosophie wurden von der politischen Rechten wie der Linken angegriffen. Die einen hielten ihn für einen akademischen Linken und die anderen für naiv.[8] Die Rechte warf ihm insbesondere Relativismus und Unverantwortlichkeit vor, die Linke sowohl eine mangelnde Fundierung für ein Konzept der sozialen Gerechtigkeit als auch in letzter Zeit eine zu starke Parteinahme für die Außenpolitik der Vereinigten Staaten.[9] Ebenfalls weit verbreitet ist der Einwand, Rorty widerspreche sich.
 
Er gilt zusammen mit Hilary Putnam als Hauptvertreter des amerikanischen Neo-Pragmatismus. Rorty behauptete mit seinen Forschungsergebnissen gegen die Analytische Philosophie, sie sei geprägt von traditionellen empirischen und erkenntnistheoretisch-fundamentalistischen Konzepten, die ein Philosophieren im Zusammenhang mit Gegenwartsproblemen verhindere. Er plädierte dafür, sich vom Wahrheitsbegriff und von Objektivität zu verabschieden.[10] Diese Begriffe seien kontingent, hätten nicht zu den in Aussicht gestellten Ergebnissen geführt und seien daher verzichtbar. Er forderte „eine konsequente Historisierung epistemologischer Problemstellungen“.[11] Aus Sicht der Philosophie des Geistes vertrat Rorty einen Eliminativismus, der besagt, dass es keine mentalen Phänomene gibt.
 
Sein Vorschlag war, anstatt weitere philosophische Systeme zu entwerfen, Solidarität und Handeln zum Ausgangspunkt eines gesellschaftweiten, offenen, philosophischen Diskurses zu nehmen. Diese „edifying philosophy“ sollte es Menschen ermöglichen, neue Sichten zu entwickeln.[12] Solidarität zwischen Menschen, die durch die westliche Kultur geprägt sind, entstehe aus der gemeinsam geteilten Erfahrung von Grausamkeit. Sie ist in der Sphäre der Öffentlichkeit, der Gesellschaft angesiedelt, für die es gelte, Grausamkeit und Leiden zu minimieren bzw. zu vermeiden. Dieses gemeinsam geteilte Empfinden, das Einfühlungsvermögen, Empathie der Menschen, könne jeder Einzelne z.B. mit Hilfe der Literatur und Poesie weiter entwickeln. Rorty soll diese Idee auch mit der Anekdote erläutert haben, dass Abraham Lincoln in einem Gespräch mit Harriet Beecher-Stowe gesagt habe, die massenhafte Lektüre ihres Romans „Onkel Toms Hütte“ habe den Bürgerkrieg zwischen Süd- und Nordstaaten eigentlich erst möglich gemacht.[13] Ein moralischer Fortschritt bestand für Rorty in der Ausweitung des „Wir“, der Gemeinschaft, die diese Empathie füreinander aufbringt.
 
Seine umfassende Kritik der Analytischen Philosophie rief teilweise heftige kollegiale Kritik an ihm persönlich hervor. Rorty wurde wiederholt vorgeworfen, er könne nicht zugleich mit seiner Kritik die „Philosophie beerdigen“ und Philosophie lehren. 1982 verließ Rorty seinen Lehrstuhl für Philosophie an der Princeton University, der Hochburg analytischer Philosophie, und war bis zu seinem Tod Kenan-Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Stanford University. Ausführliche und zusammenhängende Darstellungen seiner Analyse der gegenwärtigen Philosophie und seiner Idee einer „bildenden Philosophie“ finden sich in Philosophy and the Mirror of Nature (1979), Consequences of Pragmatism (1982) und Contingency, Irony, and Solidarity (1988). Rortys Kritik wurde zu der größten Herausforderung der gegenwärtigen Philosophie, die diese in starke Unruhe versetzte. Er wird von einigen als konsequenter Entwickler der Analytischen Philosophie nach dem pragmatic turn angesehen. Diese Ansicht wird als „deflationistische“ Interpretation bezeichnet. Oder es wird behauptet, Rorty versuche, Philosophie überhaupt zu beenden. Beide Lesearten berufen sich auf seine Schriften. Rorty gilt aber auch als Philosoph, der der Philosophie ihre ursprüngliche lebenspraktische Bedeutung zurückgeben möchte, um so Orientierung und menschlichen Fortschritt zu fördern. Rorty hat zu diesen Kritiken zeitlebens eingehend Stellung bezogen.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Reese-Schäfer, Walter
Verfasser*innenangabe: Walter Reese-Schäfer
Jahr: 2006
Verlag: Hamburg, Junius
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PH.Q
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ISBN: 3-88506-623-8
Beschreibung: 171 S.
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Mediengruppe: Buch