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Individuum und Gewaltenteilung

philosophische Studien
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Marquard, Odo
Verfasser*innenangabe: Odo Marquard
Jahr: 2004
Verlag: Stuttgart, Reclam
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Marquards Schriften – überwiegend kürzere Essays – zeichnen sich durch einen ebenso pointierten und humoristischen wie zuweilen polemischen Stil aus, für den er selbst den Ausdruck „Transzendentalbelletristik“ prägte. Frühe Arbeiten widmen sich besonders der Geschichts- und Naturphilosophie des deutschen Idealismus und der Wiederkehr idealistischer Motive im Rahmen der Psychoanalyse.Im Zuge einer zunehmend kritischen Auseinandersetzung mit der neuzeitlichen Geschichtsphilosophie, die als theoretische Reaktion auf die Krise des von Leibniz formulierten Theodizeeprogramms interpretiert wird, gelangt Marquard über die Hinwendung zur Anthropologie zu einer skeptischen Philosophie der menschlichen Endlichkeit. In ihrem Mittelpunkt steht die Feststellung, dass die durch Sterblichkeit bedingte Lebenskürze des Menschen grundsätzlich alle Bestrebungen limitiert, sich in beliebigem Umfang von faktisch vorgegebenen und damit kontingenten Lebensordnungen und -orientierungen zu distanzieren, um sie zunächst kritisch auf ihre Legitimität hin zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern. Als hinfälliges und sterbliches Mängelwesen bleibt der Mensch nach Marquard stets darauf angewiesen, überwiegend an konventionelle Vorgaben anzuknüpfen und seine konstitutionellen Unzulänglichkeiten zu kompensieren – eine Argumentation, die ihn unmissverständlich als Konservativen ausweist.Auf der Grundlage dieser anthropologischen Annahmen formuliert Marquard seine skeptisch motivierte Forderung nach einem „Abschied vom Prinzipiellen“ in der Philosophie, sein pluralistisches „Lob des Polytheismus“ und der Gewaltenteilung sowie seine philosophische „Apologie des Zufälligen“. Mit ihnen setzt er sich ausdrücklich in einen Gegensatz zur Gesellschaftskritik der älteren Frankfurter Schule sowie der Diskursethik, die als zeitgenössische Form der geschichtsphilosophischen „Übertribunalisierung“ der menschlichen Lebenswelt kritisiert und durch einen ethischen „Usualismus“ konterkariert wird, der gegenüber politischem Utopismus, totalisierenden Kritikprogrammen und überzogenen Legitimationsforderungen die anthropologisch bedingte „Unvermeidlichkeit von Üblichkeiten“ sowie die prinzipielle Zustimmungsfähigkeit der modernen bürgerlichen Welt geltend macht.Wirkungsmächtig wurde insbesondere die Anwendung des Kompensationsgedankens auf die Entstehung und gesellschaftliche Aufgabe der Geisteswissenschaften, mit der Marquard im Eröffnungsvortrag der Jahresversammlung der Westdeutschen Rektorenkonferenz am 5. Mai 1985 in Bamberg an Überlegungen Joachim Ritters anknüpfte. Die Geisteswissenschaften hätten die Funktion, die unvermeidlichen Schädigungen der menschlichen Lebenswelt im Zuge des grundsätzlich bejahenswerten Prozesses der gesellschaftlichen Modernisierung auszugleichen: „Denn die Menschen: das sind ihre Geschichten. Geschichten aber muß man erzählen. Das tun die Geisteswissenschaften: sie kompensieren Modernisierungsschäden, indem sie erzählen; und je mehr versachlicht wird, desto mehr – kompensatorisch – muß erzählt werden: sonst sterben die Menschen an narrativer Atrophie. [...] Je moderner die moderne Welt wird, desto unvermeidlicher werden die Geisteswissenschaften, nämlich als erzählende Wissenschaften.“

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Marquard, Odo
Verfasser*innenangabe: Odo Marquard
Jahr: 2004
Verlag: Stuttgart, Reclam
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PH.T
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ISBN: 3-15-018306-5
Beschreibung: 172 S.
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Mediengruppe: Buch