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Wer hat die Geisteskranken von den Ketten befreit

Skizzen zur Psychiatriegeschichte
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Müller, Christian
Verfasser*innenangabe: Christian Müller
Jahr: 1998
Verlag: Bonn, Psychiatrie-Verl.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Die Geschichte der Psychiatrie, so Christian Müller, ist eine Geschichte der Irrtümer. Zugleich ist sie aber eine Geschichte des Suchens. Christian Müller, Altordinarius für Psychiatrie in Lausanne, langjähriger Herausgeber der Schweizerischen Medizinhistorischen Zeitschrift Gesnerus hilft dabei. Er erzählt die Geschichte der Psychiatrie in Skizzen, Vignetten und Aufsätzen. Er spannt den Bogen von Wilhelm Griesingers Psychiatrievorlesungen in Zürich zu Philipp Sarasins mißlicher Lage zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Warschau, von den Autobiographien der Psychiater zu deren berühmten Patienten, von der Geschichte der psychiatrischen Therapien zur frühen Ratgeberliteratur für Laien. Historische Aspekte von Psychotherapie und Psychoanalyse fehlen ebenso wenig wie solche psychiatrischer Diagnostik. Die Klassifikation des Schreiens in der Psychiatrie beispielsweise mag jene beflügeln, die in den modernen Diagnosesystemen nicht der Weisheit letzten Schluß sehen.Christian Müller, emeritierter Lausanner Ordinarius für Psychiatrie, beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte seines Faches. In seinem Buch «Wer hat die Geisteskranken von den Ketten befreit?» hat Müller dreissig psychiatrisch relevante Situationen genau rekonstruiert. Eine davon erklärt den Titel: nicht der grosse Pariser Irrenarzt Philippe Pinel hat die Geisteskranken 1793 erstmals losgekettet, sondern Jahre zuvor der Genfer Spitalarzt Abraham Joly. Der Wandel in der Auffassung dessen, was wir heute «psychisch krank» nennen, reicht weiter zurück, als man glaubt.Das gilt auch für die «Entdeckung» der Rechte Geisteskranker im letzten Jahrhundert. Im Archiv der Familie von General Wille (1848–1925) fand Müller ein Exposé zur geplanten Dissertation des damaligen Jusstudenten und künftigen Oberkommandierenden der Schweizer Armee im Ersten Weltkrieg. Unter dem Titel «Rechtsschutz des Irren» wird dort die richterliche Beurteilung jeder unfreiwilligen Hospitalisierung gefordert. Der Bewunderer des preussischen Rechtsstaates orientierte sich dabei am Prinzip der Gewaltentrennung; aber erst 1981 hat Art. 397 ZGB diesem Grundsatz Achtung verschafft. Spätere Briefstellen belegen übrigens Ulrich Willes anhaltendes Interesse an der beschämenden Lage der zwangshospitalisierten Kranken.Ein weiteres Kapitel betrifft die schulinterne Diskussion um den Hegemonieanspruch der Psychoanalyse. Im November 1919 korrespondierte der Psychiater Hermann Rorschach mit dem Berner Psychiater und Psychoanalytiker Walter Morgenthaler. Rorschach versuchte seinen Freund als Mitglied des Zürcher Psychoanalytischen Vereins zu gewinnen. Morgenthaler lehnte höflich ab: man müsse sich «in Acht nehmen vor dem Alleinseligmachenden». Rorschach, dem Freuds «päpstlicher Nimbus» vertraut war, argumentierte, dass gerade Leute wie Morgenthaler innerhalb des Vereins «Gegengewicht halten» sollten, weil sich so «die Gefahr einer Hierarchisierung am besten bannen lasse». Diese Diskussion ist auch heute noch nicht beendet.Müllers Buch führt zur Feststellung, dass Wortstreit und Wortglauben in der Psychiatriegeschichte eine überaus grosse Rolle gespielt haben – gelegentlich mit katastrophalen Folgen. Das gilt zum Beispiel für die «Degenerations»-Theorie, welche den Motiven für die Massentötung von Geisteskranken im Dritten Reich den Weg bereitete. Das Buch enthält mehr als Skizzen. Auch dem nicht psychiatrisch geschulten Leser eröffnet der Autor ganz unerwartete, manchmal geradezu exotische Einblicke in den Umgang unserer Kultur mit den Randregionen der Seele.Aus dem InhaltSpurensuche * Autobiographien von Psychiatern * Wer hat die Geisteskranken von den Ketten befreit * Die Schwierigkeit der Namengebung * Vom Schreien * So sah es 1837 in der Salpétrière au * Wilhelm Griesingers Vorlesungen in ZürichDie Öffentlichkeit * Der Wandel der öffentlichen Meinung * Ratgeberliteratur, Aufklärung für Laien, Hauszeitschriften * Die Entstehung der Hilfsvereine für Geisteskranke * Ein General interessiert sich für die PsychiatrieUnterbringung und Versorgung * Die Überfüllung der psychiatrischen Spitäler im letzten Jahrhundert * Berühmte Patienten berühmter Psychiater * Wie entstand die Psychogeriatrie? * Ein russisches Irrenhaus von innen sehend * Zur Geschichte der Fürsorge für Epileptiker * Der geisteskranke Psychiater * Hat die Forschung die Krankenversorgung beeinflusst?Zur Geschichte der Therapien * Die Behandlung schizophrener Psychosen im Rückblick * Krankengeschichten und ihre Historie * August Forel wettert über Sigmund Freud * Eugen Bleuler und die Psychoanalyse * Die psychiatrische Rehabilitation * Hermann Rorschach wirbt für die Psychoanalyse * Die Selbsterfahrung in der Geschichte der Psychiatrie * Jakob Kläsis Schlafkur * Die Ansichten C.G. Jungs zur nichtärztlichen Psychotherapie * Die Anfänge der InsulinschocktherapieDer zweite Weltkrieg * Ein Psychoanalytiker wird vom zweiten Weltkrieg überrascht * 1933-1945: Psychiater als Flüchtlinge in der Schweiz * 1945: Kriegsverbrecher werden in Nürnberg psychiatrisch getestet

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Müller, Christian
Verfasser*innenangabe: Christian Müller
Jahr: 1998
Verlag: Bonn, Psychiatrie-Verl.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik NK.HMG
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ISBN: 3-88414-285-2
Beschreibung: 304 S.
Schlagwörter: Geschichte, Psychiatrie, Landesgeschichte, Ortsgeschichte, Regionalgeschichte, Zeitgeschichte
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Mediengruppe: Buch