Die Leitfragen dieses Buches sind einerseits historisch: Wie wurde aus verdrängter Sexualität eine breite Befreiungsoption und wie gelangte ein moralisch anrüchiges Randthema der Gesellschaft ins Zentrum der modernen Erziehung? Schließlich: Was war - und ist - der Preis für diese Zentrierung? Untersucht werden pädagogische Konzepte und ihre Dynamiken, die nicht linear, sondern vielfach gebrochen dargestellt werden.
Andererseits soll die aktuelle Diskussion angesprochen werden: Wie konnte aus einer Philosophie, die für die Auflösung der traditionellen Ordnung der Geschlechter optierte, eine breite politische Bewegung werden, eigentlich eine neue Jugendbewegung, die es in wenigen Jahren geschafft hat, zu einem Megathema in den öffentlichen Auseinandersetzungen zu werden?
Inhalt
Vorwort 9
1. Einleitung: Sexualität, Emanzipation und Gewalt 11
2. Erziehung, Emanzipation und Hegemonie: Aufstieg und
Grenzen eines Paradigmas 16
2.1 Radikale Kritik 16
2.2 Emanzipation und Mündigkeit 19
2.3 Das «individuelle Gesetz» und die «Selbstverwirklichung» 25
2.4 Kulturkampf und Hegemonie 29
2.5 Emanzipation als fluides Versprechen 33
3. Pädagogischer Eros: Vom George-Kreis zur Odenwaldschule 43
3.1 Der pädagogische «Meister» 43
3.2 Eros in Landerziehungsheimen 48
3.3 «Knabenliebe» und die griechische Antike 55
3.4 Die Odenwaldschule und ihr Nachklang 59
4. Tabubruch, Pädophilie und Zeitgeist: Eine andere Seite der
Achtundsechziger 67
4.1 Tabubrüche 67
4.2 «Infantile Sexualität» und Kritik der Familie 72
4.3 Pädophilie als «Befreiungsfront» 85
4.4 Der Fall Kentler 91
4.5 Ein Blick auf Frankreich 101
5. Die Omnipräsenz der sexuellen Gewalt gegen Kinder 114
5.1 Netzwerke: Verschwörungen und reale Welten 114
5.2 Die Geschichte von Franck Demules 126
5.3 Die «Kommune Friedrichshof» von Otto Mühl 131
5.4 Apologien und die Breite der Täterschaft 139
5.5 Die Kirchen und die Entstehung einer sensibilisierten
Öffentlichkeit 152
6. Grosse Ziele, starke Widerstände: Das Konzept des
weltweiten Sexualunterrichts 166
6.1 Ausgang von den Kinderrechten 166
6.2 «Comprehensive Sexuality Education» (UNESCO) 168
6.3 Wirksamkeit von CSE und politische Kritik 176
6.4 Widerstände gegen CSE 179
6.5 Ein pragmatischer Schluss 184
7. Geschlecht, Identität und non-binäre Erziehung 188
7.1 Jenseits von Freuds Geschlechterordnung 188
7.2 Selbstbestimmung: Die Gender-Frage 196
7.3 Fluide Identitäten und das Problem der Namensgebung 206
7.4 Non-binäre Erziehung 215
7.5 Erziehungsmittel 231
8. Ein Ausblick: Kulturkampf und Kinderschutz 245