Psychologische Vorgänge sind keine rein „inneren“ Angelegenheiten von Individuen. Sie wollen systemisch gesehen werden, d. h. mit Bezug auf das kommunikative, soziale und körperlich-sinnliche Geschehen. Einer der zentralen Begriffe dafür ist Kontext: Systeme und deren Umwelten bilden die Einheiten, auf die es ankommt. Astrid Habiba Kreszmeier führt in diesen erlebensbezogenen Ansatz behutsam ein und zeigt dessen bedeutende Folgen für Therapie, Beratung und Pädagogik anhand vieler praktischer Erfahrungen und eindrücklicher Beispiele. Ausgehend von Konzepten aus der Biologie des Erkennens nach Humberto Maturana und Francisco Varela – Stichwort: Autopoiesis – beschreibt sie genauso feinfühlig wie theoretisch klar Erlebenswege, die die eigene ökologische Verwobenheit nachhaltig erfahren lassen. Daraus erwächst ein umfassenderes Verstehen dessen, was es bedeutet, Mensch zu sein: mit anderen Menschen, mit vielen anderen Lebewesen und in komplexer Verbundenheit – auf einer Erde. Der Leitbegriff Sympoiese trägt der Tatsache Rechnung, dass sich Lebenswelten dauernd miteinander erschaffen, erhalten und entwickeln. Natur-Dialoge in der beraterischen und therapeutischen Praxis schaffen Erlebensräume, in denen wir uns neu begreifen und uns untereinander und mit unserer Welt gut verbinden können.
REZENSION:"Diskussion
Das Buch nimmt hoch aktuelle Herausforderungen und Themen der Veränderung unserer Gesellschaft und in klientenbezogenen Berufen auf. Der sympoietische Ansatz eröffnet neue erkenntnistheoretische Zugänge und überraschende Sichtweisen auf unsere Welt, von der wir Teil sind, in der wir privat und beruflich handeln und uns bewegen. Besondere Aufmerksamkeit erhält die Welt der menschgemachten Dinge, mit denen sich die Menschen seit Jahrtausenden umgeben und die eine Bedeutung erhalten und Wirkung entfalten. Mit den vielen theoretischen Bezügen und Praxisbeispielen in einem sehr weit gespannten thematischen Bogen überzeugt das Buch als „pädagogischer Doppeldecker“: Das sich Verbinden, Erkunden, Dinge in Beziehung bringen, Atmosphäre schaffen und Zwischenräume entdecken wird sowohl in Bezug auf fachlich-theoretische Bezüge als auch für die ganz praktischen Hinweise realisiert. Dazu passt und überzeugt die sorgfältige und kreative Sprache, um die Dinge und Zwischenräume zu beschreiben: Auch sie ist „neugierig, atmend und aufmerksamkeitsoffen“.
Fazit - Mit seinen vielseitigen theoretischen und praktischen Zugängen zeigt das Buch Möglichkeiten, wie wir für die Herausforderungen in unserer heutigen Welt und in der klientenbezogenen Arbeit mit dem sympoietischen Ansatz eine passende Sprache und teilweise in uns Menschen tief verankerte Handlungsformen (wieder) entdecken und weiter entwickeln können, die auch den Kontext und den Raum, in denen wir uns bewegen und handeln mit einbeziehen."
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Inhalt
Vorwege....................................................................................................... 9
Zehn erste Annäherungen an Natur....................................................... 9
1 In Zeiten fortschreitender Erddemenz................................................. 12
Wo sind wir gelandet?.......................................................................... 12
Regnet es?........................................................................................... 12
Wo hist du?...........................................................................................13
Was spricht dich an?.......................................................................... 14
Was will sich erinnern?.................................................................... 14
Wie antwortest du?............................................................................ 15
Ist die Welt noch von Belang?............................................................. 16
Bist du bei Sinnen?.......................................................................... 16
Unentwegt mittendrin...................................................................... 18
2 Praxis des Streunens......................................................................... 21
Zwischen häuslichem Schutz und wildem Raum............................ 22
Ohne Ziel, jedoch nicht ohne Halt.................................................. 24
Gesunde Verstörungen........................................................................ 25
Wechselseitige Begegnungen............................................................. 26
Zirkularität erfahren................................................................................28
Chancen auf Rückkoppelung........................................................... 29
Eigenlebendig, miteinander und spontan....................................... 31
Unglückliche Verwechslungen........................................................... 33
Wege zur Mit-Sprache............................................................................36
Sympoietische Annäherungen......................................................... 38
3 Weiter weben..................................................................................... 42
Grüne Grenzen.......................................................................................42
Moderne Trennungen.......................................................................... 44
Unzulässige Verbindungen.................................................................46
Kulturelle Situationen.......................................................................... 50
Zeichen der Zeit................................................................................. 52
Fachliche Netze..................................................................................... 55
Rückblicke............................................................................................ 55
Öko-Gewebe heute............................................................................. 59
4 Der sympoietische Ansatz .............................................................63
Welten bilden sich wechselseitig ....................................................63
Leben heißt Mit-Werden ....................................................................63
Reziproke Wahrnehmung gehört zur irdischen
Grundausstattung ................................................................................64
Lebendig zusammen mit einer lebendigen Welt .............................65
Menschen sind erdverbundene Wesen .............................................67
Kooperative und .fürsorgliche Gemeinschaften ...................................67
In Sprache lebend, mit Symbolen Welten schaffend ...........................68
Über Erinnerung mit größeren
Gedächtnisräumen verbunden ...............................................................68
Archaische Archive sind Erinnerungsräume der Zuversicht.............. 69
Sympoietische Kommunikationskultur ....................................................70
Erdverbindung, Erinnerungspraxis und Resonanzkultur -
die drei Lemfelder .....................................................................................71
Handeln formt die Welt - sechs Leitlinien .............................................73
Partizipativ ....................................................................................................73
Forschend ...................................................................................................73
Wechselseitig ............................................................................................74
Topologisch ................................................................................................75
Leiblich ..........................................................................................................75
Phänomenal ................................................................................................76
Sympoietische Praxis nimmt viele Wege ...............................................77
Sympoietische Grundlagen im Überblick .............................................79
5 Zeit flir Geschichten ...........................................................80
Ernesto: What a life! ...................................................................80
Frische Luft ................................................................................80
Oh, mein Papa ..........................................................................83
My comfort is killing me softly ................................................84
I landed already ..........................................................................87
What alife ....................................................................................89
Renata: Wild beatmet ................................................................92
Salto Mortale ................................................................................92
Wellenritt ........................................................................................94
Waldschule ...................................................................................97
Zwischenschlichtungen ......................................................103
Gebirgsgänge ..........................................................................105
Bannbrüche....................................................................................... 107
Neuland.............................................................................................. 108
Antonia: Entnebelungen...................................................................... 110
Einladungen ans Feuer.................................................................... 112
Flussaufwärts..................................................................................... 113
Marc: Bis in die Fingerspitzen........................................................... 115
Magie Mushrooms............................................................................ 115
Durstgeschichten............................................................................... 117
Fuck - what now?............................................................................ 117
Ein elementarer Krimi...................................................................... 119
Ganz in den Körper kommen......................................................... 122
6 Unterwegs......................................................................................... 124
Nahe der Erde........................................................................................ 125
In frischer Luft................................................................................... 125
Archaische Schlichtheit.................................................................... 130
Mimesis und Selbstvertrautheit....................................................... 135
Feuer und Dialog............................................................................. 142
Dialog im sympoietischen Raum - Poly-Kultur............................ 146
Unsere Nische - ein sicherer Raum................................................ 149
Horizonte und Landschaften........................................................... 152
Unterwegs Zeichen lesen.................................................................. 156
In Erinnerung......................................................................................... 160
In Sprache handeln............................................................................ 160
Beständiges Werden.......................................................................... 162
Wohin reichen unsere Erinnerungshorizonte?.............................. 165
Gedächtnisräume - The Big Five.................................................... 170
Die Entdeckung mythischer Resonanzen....................................... 177
Das mythische Archiv................... 179
Mytho-mimetische Praxis................................................................ 186
Zwischen den Dingen.......................................................................... 200
In den Gefügen des täglichen Lebens.............................................. 202
Kommunikative, besondere und verzehrbare Dinge...................... 205
Schöne Aktanten................................................................................. 208
Atmosphärische Kompetenz.............................................................211
Zufälle und Fügungen........................................................................ 217
Materielle Semiotik........................................................................... 219
Einander anvertraut.......................................................................... 226
7 Kollegiale Gespräche......................................................................... 228
Sozialpädagogik: »Der Platz hält mich aus,
und die Bäume laufen nicht davon«.................................................... 228
Psychotherapie: »Ich höre das Herz der Erde pochen«.................235
Organisationsberatung: »Ganz logisch: topologisch,
mythologisch, phänomenologisch«..................................................243
Bildungsmanagement: »Zeitwende im Zeitraffer«.......................... 250
Visuelle Kommunikation und Gestaltung:
»Wider Palimpseste aus Neon« ....................................................... 255
Im Nachgang............................................................................................ 259
Ökologien der Aufmerksamkeit................................................................. 259
Mein Dank gilt...............................................................................................262
Literatur............................................................................................................ 264
Über die Autorin............................................................................................. 269